Revolution? Ja, bitte!. Andreas Buhr
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Florian: Trotzdem finden viele Menschen Bitcoins geheimnisvoll …
Toni: Diese Wahrnehmung teile ich mit dir! Ich denke, dass Veränderung und Transformation immer etwas Mysteriöses haben, weil sie auch immer ein Stück unvorhersehbar sind. Virtuelles Geld ist etwas Neues für die meisten Menschen, unabhängig von ihrer Bildung oder ihrem Status. Doch Papiergeld war irgendwann auch einmal völlig neu. Genau wie beim Papiergeld wird es erst dann zu einem akzeptierten Zahlungsmittel, wenn möglichst viele Menschen diesem Geld einen Wert zuschreiben und Vertrauen in dieses Zahlungsmittel haben. Der Unterschied ist jedoch gravierend, denn der Wert des Geldes entsteht bei Bitcoins durch seine Nutzung und die Nutzer selbst, statt von zentralen Institutionen bestimmt zu werden. Wer das seltsam findet, sollte sich vergegenwärtigen, dass es mit dem Bargeld nicht anders ist. Eine 20-Dollar-Note ist vom Material her keine 20 Dollar wert. Das wissen wir alle, dennoch bezahlen wir damit. Wir sind es, die der Dollarnote diesen Wert zuschreiben. Es ist ein allgemein akzeptiertes Währungsmittel.
Andreas: Lange Zeit hat sich kaum jemand für das Thema Bitcoin interessiert.
Toni: Das ist auch gar nicht so schlimm oder verwunderlich. Viele Menschen verstehen nur die Welt, die sie kennen. Es schadet jedoch nicht, auch mal über den Tellerrand zu schauen! Habt ihr mal das Modell gesehen, das die Entwicklung eines Produkts von der Einführung bis zur Marktreife skizziert? Wenn wir dieses Modell auf die Entwicklung der Bitcoins anwenden, erkennen wir recht schnell, dass wir uns noch in einer absoluten Anfangsphase befinden, in der nur ein paar wenige sich mit dem Thema beschäftigen. Bei der frühen Entwicklung radikal neuer und innovativer Technologien ist es nur natürlich, dass sich zunächst nur eine kleine Gruppe von Insidern sinnvoll einbringt. Gerade für die Innovatoren und Early Adopters zeigt sich in dieser Phase eine sehr steile Lernkurve, bevor Produkte dann für die breite Masse reif sind.
Finanzexperten haben die Kursentwicklung in verschiedenen Formen der digitalen Währung mit Faszination beobachtet. Wir alle wissen, dass der Mensch ein Herdentier ist und sich mit der Masse bewegt. Wenn nun diejenigen, die eigentlich Spezialisten in anderen Bereichen sind, sich mit dem Thema Bitcoins befassen und erkennen, dass Bitcoins exponentiell an Wert gewonnen haben, dann wird aus einem Buzzword auf einmal eine Technologie, ein Thema, das für die breite Masse interessant ist. Wenn es so weitergeht, dann werden wir 2019 bei hunderttausend Dollar pro Bitcoin stehen. Virtuelles Wachstum ist exponentielles Wachstum, da Daten und Wissen mit beispielloser Geschwindigkeit und Dichte ausgetauscht und generiert werden können.
Wusstet ihr eigentlich, dass es eine sehr spannende Science-Fiction-Geschichte über die Entwicklung des Bitcoin gibt, die 2013 auf Reddit erschienen ist?
Andreas & Florian: Nein! Worum geht es in der Story?
Toni: Die Geschichte wurde von Luka Magnotta geschrieben und heißt »I am a time-traveler from the future, here to beg you to stop what you are doing«. Der Triumph der Bitcoins wird in der Geschichte genau vorhergesagt. Die Realität holt die Fiktion ein! Ich finde das total faszinierend!
Ich zitiere mal: »Ich sende diese Botschaft aus dem Jahr 2025. (…) Ich will nicht eure Zeit verschwenden, also werde ich nur erklären, was passiert ist.
Im Durchschnitt ist der Wert von Bitcoin bisher jedes Jahr um etwa den Faktor zehn gestiegen. Von 0,1 Dollar im Jahr 2010 über 1 Dollar im Jahr 2011 und 10 Dollar im Jahr 2012 bis 100 Dollar im Jahr 2013. Von nun an gibt es eine leichte Verlangsamung, da der Wert alle zwei Jahre um den Faktor zehn auf 1000 Dollar im Jahr 2015, auf 10 000 Dollar im Jahr 2017, 100 000 im Jahr 2019 und 1 000 000 im Jahr 2021 gestiegen ist. Von nun an gibt es keine gute Möglichkeit mehr, den Wert von Bitcoin in Dollar auszudrücken, da der Dollar nicht mehr verwendet wird und auch keine Zentralbankwährung mehr ausgegeben wird. Es gibt zwei Hauptformen von Reichtum in der heutigen Welt: Land und Kryptowährung.«
Wenn Mt. Gox und andere Ereignisse zur künstlichen Manipulation des Preises nicht stattgefunden hätten, wäre der Preis genau der von Luka Magnotta beschriebenen Kurve gefolgt. Faszinierend!
Andreas: Und warum ist der Hype gerade jetzt so groß?
Toni: Institutionen, die vorher Angst vor Bitcoins hatten, erkennen jetzt, dass man mit ihnen Geld verdienen kann! Also investieren sie. Das wiederum animiert auch andere Institutionen, in Bitcoins zu investieren. Sie investieren selbst dann, wenn gezielt falsche Gerüchte über Bitcoins gestreut werden, um das Vertrauen in sie zu erschüttern. Ich nenne euch ein Beispiel: Als der Chef der größten amerikanischen Bank J. P. Morgan, Jamie Dimon, Bitcoins Betrug nannte und die Leute, die Bitcoins kaufen, als »dumm« bezeichnete, kaufte am nächsten Tag die Bank JPMorgan Chase – interessanterweise eine Tochter von J. P. Morgan – Bitcoins in großen Mengen! Nach dem Motto: Jetzt erst recht! Wie gesagt, der Mensch ist ein Herdentier, also haben mittlerweile andere nachgezogen wie beispielsweise Goldman Sachs, die nun Lösungen auf Blockchain-Technologie und Bitcoin integriert haben. Dadurch gewinnen wiederum andere Institutionen und institutionelle Investoren Vertrauen und ein Gefühl von Sicherheit in die neue Technologie.
Andreas & Florian: Wie interpretierst du diese Vorgänge?
Toni: Ganz einfach: Das war der Durchbruch. Als es passierte, wussten wir, dass in Zukunft niemand mehr Bitcoins ignorieren wird! Die Leute haben verstanden, was es mit dem virtuellen Geld auf sich hat. Gezielte Desinformationen können im Informationszeitalter nicht mehr die gleiche Wirkung entfalten wie zuvor, denn echte Informationen sind heute genauso mächtig wie eine Strategie der Desinformation – sie führen heute zu einer Wertsteigerung. Der eigentliche Hype aber brach aus, als Bitcoin sich wirklich entlang der eigenen Preisschätzungen entwickelte. Das hat alle beeindruckt. Das war es, was den entscheidenden Umschwung in der Branche verursacht hat. Und es ist doch immer so: Geld folgt dem Geld.
Florian: Du sagst immer wieder, dass die Bitcoins helfen, den Wohlstand gerechter zu verteilen. Wie soll das funktionieren?
Toni: Zunächst einmal: Bitcoins verändern die Finanz- und Wirtschaftswelt grundlegend. Viele Menschen in vielen Ländern dieser Erde haben kein oder kaum Geld. Das aber braucht man, um zu kaufen, zu verkaufen und vor allem: um zu investieren. Mit Bitcoins kann in Zukunft jeder an Geld herankommen, alle Vermögenswerte dieser Welt sind dann zugänglich. Bitcoins können als das Internet des Geldes verstanden werden. Der Vorteil liegt auf der Hand. Das System basiert auf Daten, und Daten sind in der heutigen Zeit eine nicht endende Ressource. Mit dem souveränen Besitz der eigenen Daten, Informationen und dem Wert, der daraus generiert werden kann, verändert sich das ganze System der Wertschöpfung. Ein Handy reicht, um dabei zu sein!
Florian: Das hört sich sehr cool an!
Toni: Das ist es auch! Deswegen brenne ich ja auch so für das Thema! Nationale Grenzen oder die Frage, ob wir ein Bankkonto haben, spielen in Zukunft keine Rolle mehr. Der Geldtransfer läuft zwischen den Usern direkt ab. Eine Bank brauchen wir dafür auch nicht mehr. Das wird die wirtschaftlichen Machtverhältnisse grundlegend ändern!