Sammelband 6 Krimis: Der Killer in den Bergen und andere Krimis für Strand und Urlaub. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Sammelband 6 Krimis: Der Killer in den Bergen und andere Krimis für Strand und Urlaub - Alfred Bekker страница 14
„Ich bin gespannt, G-man!"
„Wie kommt der Killer, der Azzaro auf dem Gewissen hat, an den Schlüssel zu Ihren ehemaligen Kanzlei-Räumen?"
Watson sah mich völlig entgeistert an. Er schien fassungslos zu sein. „Wie bitte?"
„Sie haben meinen Kollegen schon richtig verstanden", bestätigte Milo. „Nach den Erkenntnissen der Spurensicherung steht fest, dass der Täter einen Schlüssel hatte. Und eine der Adressen, von denen er diesen Schlüssel haben könnte, sind Sie!“
„Warten Sie!“, verlangte Watson. Er ging mit großen Schritten auf eine Tür zu, schob sie zur Seite. Dahinter befand sich ein weiterer Raum, der ebenfalls sehr spärlich, aber mit edlem Mobiliar eingerichtet war.
Watson ging an einen kleinen Schrank, holte insgesamt drei Schlüssel hervor und hielt sie Milo und mir wenige Augenblicke später vor die Nase. „Watson & Partners besaß drei Schlüssel und hier sind drei Schlüssel. Was wollen Sie mehr?“
„Was ist mit Ihren ehemaligen Teilhabern?“
„Ihre Schlüssel sind dabei. Mit der Abwicklung der Kanzlei haben sie nichts mehr zu tun. Ich hatte es übernommen, mich um einen Nachmieter zu kümmern, also habe ich die Schlüssel.“
„Geben Sie uns bitte die gegenwärtigen Adressen Ihrer ehemaligen Teilhaber“, verlangte ich.
„Da wollen Sie also auch noch herumschnüffeln. Tun Sie es ruhig. Die Adressen schreibe ich Ihnen auf.“
Ich wunderte mich etwas über Watsons feindselige, sehr nervöse und dünnhäutige Art. Schließlich kannte er das Spiel doch bestens, nur dass er diesmal nicht Verteidiger sondern Zeuge war. Zunächst einmal. Wer konnte schon wissen, wie sich das weiter entwickelte?
„Jeder von Ihnen hätte eine Kopie anfertigen können“, erklärte ich.
„Ja sicher! Und außerdem der Besitzer des Appartementhauses sowie jeder der Wachmänner, die ja Zugang zu Generalschlüsseln hatten, um im Notfall in die Wohnungen eintreten zu können“, verteidigte sich Watson. „Ich weiß nicht, welchen Strick Sie mir da drehen wollen, aber daraus wird nichts. Sie fischen im Trüben!“
Abwarten!, dachte ich. Die Verbindungen, die sich zwischen Watson und unserem Fall ergaben, waren für meinen Geschmack zu eindeutig, um auf Zufall basieren zu können. Welche Rolle er allerdings in diesem Stück spielte, würden wir noch ermitteln müssen.
„Erzählen Sie uns so viel wie möglich über Ray Azzaro“, verlangte ich schließlich. „Und natürlich über jeden, der einen Grund haben könnte, ihn töten zu lassen!“
7
Am frühen Abend versuchten unsere Kollegen Leslie Morell und Jay Kronburg den „Wäscher von East Harlem“ aufzutreiben. Gutierrez hatte mehrere Wohnungen über ganz Manhattan verstreut. Es gab verschiedene Residenzen, die er über Strohmänner gekauft hatte und von deren Existenz nur sehr wenige Personen etwas wussten.
Manche munkelten, dass Gutierrez von Paranoia befallen wäre, andere waren der Überzeugung, dass er genug Feinde hatte, um gute Gründe für seine Angst zu haben.
Aber trotz seiner Ängste hätte Gutierrez niemals darauf verzichtet, sich Abend für Abend in einem der Clubs zu zeigen, die unter seiner Kontrolle standen. Das musste er schon deshalb tun, um allen Konkurrenten deutlich zu machen, dass er nach wie vor die Fäden in der Hand hielt und an ihm niemand vorbeikam, der in East Harlem aus Schwarzgeld schneeweißes Investmentkapital zu machen beabsichtigte.
Im New Vanguard, einer Bar in der 108. Straße Ost kontaktierten Leslie und Jay einen Mann namens Greg Tambino, der hin und wieder als Informant für uns tätig war. Er glaubte zu wissen, dass Gutierrez den heutigen Abend im Buena Vista, einem seiner derzeit angesagtesten Clubs geplant hatte. „Das ist eine Latino-Disco“, meinte Tambino. „Aber das Publikum besteht zum Großteil aus ganz gewöhnlichen Anglo White Americans. Die Preise sind gepfeffert. G-men wie Sie können sich von Ihrem Spesenkonto dort wahrscheinlich nicht einmal einen Tequila bestellen...“ Tambino kicherte in sich hinein, während Jay Kronburg dem Barkeeper im New Vanguard ein Zeichen gab, damit dieser Tambino das Glas nachfüllte.
„Wie kommen Sie darauf, dass Gutierrez heute dort ist?“, hakte unterdessen unser Kollege Special Agent Leslie Morell nach.
Tambino kicherte nur.
„Glauben Sie, ich gebe Ihnen meine Quelle preis, damit das Geld, das Ihr G-men in mich investiert in Zukunft anders wohin fließt!“ Er schüttelte energisch den Kopf. „Ich mag vielleicht ab und zu einen über den Durst trinken, aber das heißt noch lange nicht, dass es hier oben bei mir schon aussetzt!“, glaubte er und tickte sich dabei mit dem Zeigefinger der rechten Hand gegen die Schläfe. „Er ist dort, verlassen Sie sich drauf.“
„Ab wann?“
„Jetzt schon. Und ich habe noch etwas ziemlich Interessantes gehört.“
„Und was?“, knurrte Jay mäßig interessiert. Er wusste nicht so recht, wie er die Qualität dieser Quelle nun eigentlich einordnen sollte. In der Vergangenheit hatten wir von Tambino schon so manchen wertvollen Tipp erhalten, aber in letzter Zeit war nichts Brauchbares mehr unter seinen Informationen gewesen. Nichts, worauf sich später irgendeine Festnahme oder Ähnliches hätte stützen lassen. Das Meiste waren derzeit Gerüchte und Dinge, die Tambino vom Hörensagen her wusste.
Er beugte sich vor, sprach plötzlich so leise, dass man ihn kaum verstehen konnte. „Gutierrez soll, als er in den Lokalnachrichten des Fernsehens von Azzaros Tod gehört hat, eine Flasche seines besten Champagners geköpft haben!“
„Und Sie waren dabei – oder woher wissen Sie das so genau?“, fragte Jay ungläubig.
„Wenn ich’s Ihnen doch sage! Er hat sich gefreut, dass es Azzaro erwischt hat!“
„Aber das passt doch nicht zusammen!“
„Weil Azzaro sein Mann fürs Grobe war?“
„Ja.“
Tambino kicherte abermals. Sein anschließendes Aufstoßen sorgte dafür, dass sich schon einige der anderen Gäste im New Vanguard nach ihm umdrehten.
Leslie Morell verdrehte die Augen, während er Jay einen kurzen Blick zuwarf, der soviel bedeutete wie: Aus dem Kerl kriegen wir heute nicht mehr viel Vernünftiges heraus.
„Es soll in letzter Zeit zwischen Azzaro und seinem Herrn und Meister ein paar Spannungen gegeben haben.“