Sammelband 6 Krimis: Der Killer in den Bergen und andere Krimis für Strand und Urlaub. Alfred Bekker
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„Wie heißt das Girl?“
„Eines der Go-Go-Girls aus dem Buena Vista. Nennt sich Dolores. Weiß der Geier, wie sie wirklich heißt. Die hat mir übrigens auch erzählt, dass Gutierrez ziemlich unerfreulichen Besuch von Benny Duarte hatte...“
„Dem Koks-Baron von East Harlem?“, fragte Jay.
„Genau.“
„Worum ging es?“
„Weiß ich leider nicht. Das Girl, von dem ich diese brandheiße Story habe, wurde rausgeschickt. Aber Gutierrez war kreidebleich hinterher und sein Hemd war Blut besudelt. Wenn Sie mich fragen, haben sich da zwei die Meinung auf ziemlich unangenehme Art gesagt!“ Tambino streckte die Hand aus. „Das ist eine Story, die nur ein paar Stunden alt ist, dafür sollten Sie etwas mehr springen lassen, als den üblichen Satz, Agent Kronburg.“
8
Nachdem Milo und ich aus Jeffrey Watson nicht mehr viel an brauchbaren Informationen herausholen konnten, suchten wir noch Brian Savage und Jack Ehrlich auf, die beiden ehemaligen Teilhaber von Watson & Partners. Ehrlich hatte sich ein schmuckes Haus in Riverdale, North Bronx gekauft. Savage war Teilhaber von Berringer & Associated Partners geworden, einer der angesehendsten Kanzleien an der ganzen Ostküste, die Büros in zwanzig Städten unterhielt.
Sowohl Savage als auch Ehrlich waren offenbar von Watson vorgewarnt worden und so waren ihre Antworten auf unsere Fragen entsprechend einsilbig.
„Eigenartig, dass bei den ehemaligen Anwälten von Watson & Partners plötzlich der Wohlstand ausgebrochen zu sein scheint!“, fand Milo, während wir schon auf dem Weg zurück zur Federal Plaza waren.
Dort wartete eine kurze Besprechung im Büro unseres Chefs auf uns, an der außerdem noch die Agenten Clive Caravaggio, Fred LaRocca und unser indianischer G-men Orry Medina teilnahmen. Jonathan D. McKee, der Chef des FBI Field Office New York im Rang eines Assistant Director hatte inzwischen erste Ergebnisse auf seinem Schreibtisch.
Danach war Azzaro mit einem sehr ungewöhnlichen Kaliber getötet worden, bei dem es sich offenbar um eine Spezialanfertigung handelte. Das Projektil war aus Azzaros Kopf isoliert worden und hatte bestimmt werden können.
„Unsere Kollegen mit Hilfe von NYSIS herauszufinden versucht, ob überhaupt schon einmal mit einer Waffe, die diese Projektile verschießt, ein Verbrechen verübt worden ist“, berichtete Mister McKee. „Die Antwort ist negativ. Daher brauchen wir in diesem Fall noch nicht einmal den ballistische Bericht und dessen Abgleich mit einschlägigen Datenbanken abwarten, um ausschließen zu können, dass der Killer mit dieser Waffe schon mal aktiv war.“
„Was ist das besondere an dem Projektil?“, fragte ich.
Mister McKee kündigte an, dass unser Chef-Ballistiker Dave Oaktree, uns das am nächsten Morgen genauer auseinandersetzen würde, denn daraus ergaben sich garantiert noch ein paar Fahndungsansätze. „Interessanter könnte die Automatik vom Kaliber 45 ein, mit der der Kerl auf sie beide geschossen hat“, fuhr Mister McKee fort und wandte sich dabei an Milo und mich. „Unsere Kollegen von der Scientific Research Division konnten tatsächlich eines der Projektile sicherstellen, was gar nicht so einfach war, wie Sie sich denken können. Dave arbeitet noch an den Tests.“
Eines der Telefone auf dem Schreibtisch unseres Chefs schrillte.
Mister McKee nahm den Hörer ab, sagte ein paar Mal kurz und knapp „Ja!“ und schloss mit dem Satz: „Verstärkung ist unterwegs!“
Er wandte sich an uns.
„Das war unser Kollege Jay Kronburg. Er hat James Gutierrez in einem seiner Clubs aufgespürt und jetzt braucht er noch ein paar Leute, die ihm helfen, den Kerl im Auge zu behalten.“
Ich trank meinen Becher mit Kaffee aus. Mandy, die Sekretärin unseres Chefs war berühmt dafür, das beste Gebräu im gesamten Bundesgebäude an der Federal Plaza zu kochen.
Mit einem Feierabend nach Dienstplan war heute wohl nicht zu rechnen und im Hinblick auf die zu erwartende lange Nacht war diese Dosis Koffein sicher noch nützlich.
9
Milo und ich erreichten das Buena Vista in der 110. Straße Ost. Die Neonreklame dieses derzeit offenbar ziemlich angesagten Clubs blinkte bereits auf. Der Betrieb musste hier vor kurzem begonnen haben. Auffallend viele teure Karossen waren in der Umgebung des Nobel Clubs abgestellt worden.
Ich folgte mit dem Sportwagen, den die Fahrbereitschaft des FBI Field Office New York uns zur Verfügung stellte, einem unscheinbaren metallicfarbenen Ford, in dem die Agenten Clive Caravaggio und Fred LaRocca sowie Kollege Orry Medina saßen. Clive hatte bereits in der Vergangenheit im Umkreis des Buena Vista ermittelt und daher traute ich ihm zu, dass er in den engen Seitenstraßen noch eine Parkmöglichkeit finden würde.
Ein paar Minuten später stellte ich den Sportwagen in eine Parklücke am Straßenrand. Clive hatte den Ford etwa zwanzig Meter von uns entfernt abgestellt.
Milo und ich stiegen aus. Clive, Orry und Fred kamen uns schon entgegen. Unsere Kollegin Josy O'Leary war bereits vor uns hier eingetroffen, um Jay und Leslie zu unterstützen.
Clives Handy schrillte.
Er nahm das Gerät ans Ohr, murmelte ein paar knappe Erwiderungen und sagte schließlich an uns gerichtet: „Das war Jay. Er hat James Gutierrez bereits ausgemacht. Er hängt mit ein paar Girls herum und war zuvor in eine intensive Unterhaltung mit dem Rex Hueldez verwickelt – dem Strohmann, der mit Gutierrez dreckigem Geld diesen Nobelschuppen betreibt!“
„Interessanter ist für uns, was Gutierrez macht, wenn er das Buena Vista erst einmal verlassen hat“, meinte ich. Wir mussten einfach wissen, in welchem seiner zahllosen Schlupflöcher sich der Wäscher von Harlem im Moment vorwiegend aufhielt, mit wem er sich zurzeit traf und so weiter. Natürlich hätten wir Gutierrez auch zum Verhör laden können, aber