Sammelband 6 Krimis: Der Killer in den Bergen und andere Krimis für Strand und Urlaub. Alfred Bekker

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Sammelband 6 Krimis: Der Killer in den Bergen und andere Krimis für Strand und Urlaub - Alfred Bekker

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sich in seiner Rolle als Medienstar immer mehr zu gefallen.

      „Ich danke der Staatsanwaltschaft dafür, dass sie nicht in der Lage war, ein Verfahren auf die Beine zu stellen, das wenigstens diese Jury aus handverlesenen, bibeltreuen Hausfrauen und weißen Bürgerwehraktivisten überzeugt hätte. Ich danke außerdem meinen Anwälten, dass sie es geschafft haben, diesem besser ungenannt bleibenden Schmalspurrechtsverdreher, der durch politische Schleimscheißerei zum District Attorney werden konnte, mal gezeigt wurde, wo seine Grenzen sind. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn er sich sogar sein Universitätsdiplom und seinen Doktorhut selbst gekauft hat!“

      „Ein widerlicher Kerl“, kommentierte Milo den Auftritt Ray Azzaros, der sich immer weiter in seinen Triumph hinein zu steigern schien.

      Plötzlich veränderte sich Ray Azzaros Gesichtsausdruck. Er wurde starr. Mitten auf seiner Stirn erschien ein roter Punkt, der rasch größer wurde. Gleichzeitig ging ein Ruck durch seinen Körper. Er sackte in sich zusammen.

      Tumult entstand.

      Eine Kugel hatte Ray Azzaros Stirn durchschlagen. Instinktiv ging meine Hand zum Griff meiner SIG Sauer P226. Ich blickte an der Fassade eines zehnstöckigen Gebäudes empor, das dem Gericht gegenüber lag. Von dort aus musste der Schuss gekommen sein.

      Das dritte Fenster im siebten Stock war offen. Ein Windstoß wehte die Gardine ins Freie. Wahrscheinlich die Zugluft, die entstand, wenn jemand gleichzeitig die Wohnungstür öffnete. Der Killer machte sich offenbar schleunigst davon.

      „Los! Vielleicht kriegen wir den Kerl noch“, rief ich Milo zu.

      „Seit wann glaubst du an Wunder, Jesse?“

      3

      Wir kämpften uns durch die Menge, während im Hintergrund bereits Sirenen von Einsatzfahrzeugen der City Police und des Emergency Service schrillten. Anschließend rannten wir über die Straße. Der Van eines Pizza-Service bremste mit quietschenden Reifen. Der Fahrer zeigte mir einen Vogel, ich ihm meine ID-Card des FBI Field Office New York.

      Endlich erreichten wir die andere Straßenseite.

      Über Handy hatte Milo längst unsere Zentrale an der Federal Plaza verständigt. Von dort aus würden alle weiteren, als notwendig erachteten Maßnahmen ergriffen werden.

      Wir erreichten den Eingang des gewiss schon etwas älteren, aber in einem Top-Zustand befindlichen Brownstone-Hauses. Ein Bürohaus der gehobenen Sorte – ohne den Komfort der modernen Glaspaläste, aber mit dem Charme und dem Stil der Architektur der dreißiger.

      Anwaltskanzleien residierten hier. Die unmittelbare Nähe zum Gerichtsgebäude war zweifellos ein Standortvorteil, der zumindest für Kanzleien der mittleren Kategorie es attraktiver erscheinen ließen, sich hier einzumieten anstatt in einer Etage des Empire State Building.

      In der Eingangshalle patrouillierten Angehörige eines privaten Security Service in schwarzen Uniformen herum. Sie trugen sechsschüssige kurzläufige Revolver vom Typ Smith & Wessen Kaliber .38 an den Gürteln – eine Waffe, die wir vom FBI auch lange benutzt hatten, bevor sie gegen die sechzehnschüssige P226 der schweizerischen Firma SIG Sauer wegen der größeren Feuerkraft ausgetauscht worden war.

      Ich ging auf den ersten der Security Guards zu, zeigte ihm meine ID-Card und sagte: „Jesse Trevellian, FBI. Vom dritten Fenster im siebten Stock ist auf das Portal des Gerichtsgebäudes geschossen worden. Sorgen Sie mit Ihren Leuten dafür, dass die Ausgänge, das Treppenhaus und die Aufzüge bewacht werden. Niemand darf das Haus verlassen, bevor unsere Verstärkung nicht eingetroffen ist und die Personen kontrollieren konnte.“

      „Ja, Sir, kein Problem.“

      Ich gab ihm meine Karte. „Da ist meine Handynummer drauf. Melden Sie sich sofort, wenn sich hier unten etwas tut.“

      „In Ordnung.“ Er steckte die Karte ein. „Drittes Fenster, siebter Stock, sagten Sie?“

      „Ja.“

      „Das müssen die Räume von Watson & Partners sein. Die sind letzte Woche ausgezogen. Seitdem steht die Etage leer, weil sich noch kein Nachmieter gefunden hat, der bereit war, die horrende Miete zu bezahlen!“ Der Security Guard drehte sich um. Sein Name stand in Großbuchstaben an seinem Uniformhemd: BO HENNESSY. „Hey, Buddy! Bring die FBI-Agenten ins Siebte! Aber pass auf, kann sein, dass sich da oben ein schießwütiger Killer herumtreibt!“

      ‚Buddy’ – dem Hemdaufdruck nach hieß er Bud Conroy – zog Revolver und Generalschlüssel und bedeutete uns, ihm zu folgen.

      Hennessy bellte inzwischen Befehle an seine Leute durch die Eingangshalle. Ein Security Guard, der seinen Platz in einem Kubus aus Panzerglas hatte und von dort aus den Eingang überwachte, griff zum Telefonhörer, um Anweisungen weiterzugeben.

      Bud Conroy führte uns zum Treppenhaus. Wir konnten nur hoffen, dass Hennessy auch wirklich meinen Anweisungen folgte und in Kürze noch ein paar Security Guards hier in Stellung gingen und sich die ‚schwarzen Sheriffs’ nicht nur auf die Aufzüge konzentrierten. Schließlich musste innerhalb kürzester Zeit dem Täter jegliche Fluchtmöglichkeit genommen und jedes noch so kleine Loch gestopft werden.

      Wenn es nicht ohnehin schon zu spät war.

      Wir nahmen jeweils zwei bis drei Stufen mit einem Schritt. Dabei stellte sich heraus, dass es Bud Conroy in punkto Kondition durchaus mit zwei durchtrainierten G-men wie Milo und mir aufnehmen konnte.

      Schließlich erreichen wir den siebten Stock.

      Ein kurzer Korridor führte zu den Räumen von Watson & Partners.

      Das Firmenschild war abmontiert.

      Lediglich ein Umriss und die Schraubenlöcher waren noch zu sehen.

      „Hieß nicht einer der Verteidiger von Azzaro Watson?“, fragte Milo.

      „Allerdings!“

      Die Zugangstür zum Bereich von Watson & Partners war durch eine Glastür vom Eingangsbereich getrennt, wo sich auch der Zugang zu den Aufzügen befand.

      Die überprüften wir zuerst.

      Keine der vier Kabinen war gerade in Höhe des siebten Stocks. Drei befanden sich auf dem Weg nach unten, die vierte bewegte sich aufwärts, wie anhand der Leuchtanzeigen erkennbar war.

      „Wenn der Kerl den Lift genommen hat, sind wir zu spät“, stellte Conroy fest.

      „Aber dann läuft er hoffentlich Ihren Kollegen in die Arme!“, erwiderte Milo.

      Conroy

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