Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker

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Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten - Alfred Bekker

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hob es an seine Augen und richtete die Objektive durch die gläserne Kanzel nach unten.

      Schimmernd und scheinbar unbewegt lag die Wasserfläche in der weiten Bucht. Travers verfolgte die Leuchtzeichen, die die Hafeneinfahrt markierten und weit ins offene Meer hinausreichten. An den phosphoreszierenden Streifen hinter den ein- und auslaufenden Schiffen konnte er deren Kurse über Meilen hinweg verfolgen.

      Er setzte das Glas ab und betrachtete den Piloten von der Seite. Der Mann wirkte sehr ruhig und keine Spur neugierig. Vermutlich wurde er hin und wieder mit Aufträgen ähnlicher Art bedacht und hatte sich das Fragen und Wundern abgewöhnt. Travers war mit der Wahl seines Kontaktmannes durchaus zufrieden.

      Im Kopf rekapitulierte er die Beschreibung der Halmyros, die so genau war, dass er sie selbst bei Dunkelheit einwandfrei aus der Luft würde identifizieren können.

      Das Fernschreiben hatte genauere Angaben enthalten. Beobachter der Sechsten US-Flotte hatten den Kurs des Frachters verfolgt. Um vier Uhr Ortszeit an diesem Morgen hatte er sich zweihundertsechzig Meilen vor Marseille befunden. Die Marinebeobachter hatten Kurs und Geschwindigkeit berechnet und die Ankunft der Halmyros im Hafen von Marseille für zweiundzwanzig Uhr dreißig vorausgesagt. Sie behielten das Schiff unter Kontrolle und würden Alarm schlagen, falls es beidrehen, anhalten, den Kurs oder die Geschwindigkeit änderte.

      Acht Meilen draußen vor der Küste, die Lichter der großen Stadt und des Hafens waren nur noch als dünne Punkte unter der glimmenden Lichtkuppel über Marseille auszumachen, kreisten sie in einem langgestreckten Oval. Travers ließ das Glas nicht mehr von den Augen. Sorgfältig betrachtete er jedes Schiff, das nur in etwa die Größe der Halmyros aufwies.

      Um einundzwanzig Uhr vierzehn war es soweit. Travers deutete nach links unten. »Gehen Sie höher«, sagte er in das Helm-Mikrofon.

      Der Pilot zog die Maschine steil hoch und drehte die Kabine so, dass das Schiff voll in Travers' Blickfeld lag.

      An dem Seil zwischen den Ladepfosten brannten sechs farbige Lichter, das Wahrzeichen der griechischen Reederei. Auch die Schornsteinmarke stimmte.

      Langsam bestrich Travers die Umgebung des Frachters. Er hielt nach einem anderen Schiff Ausschau, nach einer schnellen Jacht, einem schnittigen Schnellboot, das die heiße Fracht übernehmen musste.

      Doch in einem Umkreis von vier Meilen war kein Fahrzeug zu erkennen, das für eine solche Aktion geeignet erschien. Travers' Spannung nahm sprunghaft zu. Er durfte hier die Spur nicht verlieren. Wenn das Rohheroin erst in einem der zahlreichen Laboratorien verschwand, wo es in handelsfähiges Pulver verwandelt wurde, würde er Schwierigkeiten haben, seine Spur wiederzufinden.

      Beinahe hätte er den dunklen Schatten übersehen, der plötzlich durch den Ausschnitt seines Sehfeldes glitt wie ein großer schwarzer Nachtvogel. Für einen Augenblick hatte er ihn gesehen, als der Flugkörper über die Lichterreihe des Frachters geflogen war. Jetzt, gegen die ölig schimmernde See, konnte er die unbeleuchtete Maschine nicht mehr erkennen. Sie war eins mit der Nacht.

      Ein Helikopter. Scheint dasselbe wie wir zu suchen, dachte Travers. Unbeleuchtet, ein verstohlener Schatten über der ruhigen See. Travers warf einen Blick zum Himmel hinauf. Auf schwarzem Samt funkelten die Sterne, doch der Mond war noch nicht aufgegangen. Niemand dort unten war in der Lage, den Bell-Hubschrauber auszumachen, und das Geräusch der Rotoren dürfte dort auch nicht zu vernehmen sein, nicht auf einem Frachter, der mit voller Kraft einen Hafen ansteuerte.

      Travers presste die Lider zusammen, öffnete sie wieder und hob das Glas an die Augen.

      Auf dem Manöverdeck achtern flammten Lichter auf. Travers erkannte mehrere Gestalten, die sich an die Reling pressten und die Mützen festhielten.

      Da war der Schatten wieder, deutlicher jetzt. Der Hubschrauber schwebte von steuerbord herab, geriet über die Landelichter und setzte dann auf. Sofort wurden die Lampen gelöscht, aber Travers erkannte, dass jetzt ein schwaches Licht in der Kanzel brannte.

      Mehrere Männer schleppten kleinere Säcke herbei, die sie dem Piloten hinaufreichten. Die Verladeaktion dauerte kaum fünf Minuten, dann hob der Helikopter wieder ab.

      Jaques Villedary ließ den Bell sinken. Travers verfolgte den Flug der anderen Maschine, er verlor sie zweimal gegen den dunklen Untergrund, bis Villedary seine Maschine auf gleiche Höhe gebracht hatte, etwa dreihundert Fuß über der Wasseroberfläche. Der fremde Hubschrauber hielt auf den schimmernden Lichtdom über der Stadt zu.

      Der Flug führte in nordöstlicher Richtung über Marseille hinweg.

      »Das ist sumpfiges Land«, erklärte der Pilot. »Es gibt hier nur ein paar einsam gelegene Bauernhöfe, aber kaum befahrbare Straßen, jedenfalls nicht für Personenwagen.« Er schwenkte ein paar hundert Yard nach Westen ab, damit die Insassen der verfolgten Maschine den Bell nicht gegen den helleren Hintergrund der Stadt erkennen konnten.

      Sie überflogen die Autobahn Marseille-Avignon in niedriger Höhe und ließen sie dann schnell hinter sich. Weit rechts war das unbeleuchtete Band der Straße nach La Pomme und Trets immer dann auszumachen, wenn die Scheinwerfer eines Wagens die Dunkelheit durchschnitten.

      Das Sumpfgelände unter ihnen war schwarz, und Travers hatte große Schwierigkeiten, den ebenfalls schwarzen Umriss der Maschine vor ihm nicht aus den Augen zu verlieren.

      »Langsamer«, sagte er plötzlich. »Noch langsamer ...« Der Schatten voraus wurde jetzt rasch größer, der fremde Helikopter stand mit schwirrenden Rotorblättern in der Luft. Am Boden blitzte ein Signal, und die verfolgte Maschine sank.

      »Runter jetzt! Schnell!«, zischte Travers. Villedary reagierte sofort. Travers' Magen stieg ihm in den Hals, und er hielt sich irgendwo fest. Mühsam sagte er: »Ich springe raus, und Sie ziehen ab, bevor der andere die Rotoren abstellt und Sie vielleicht hört.«

      Der Franzose nickte. »Soll ich Sie abholen?«

      »Nein«, sagte Travers. »Vergessen Sie mich.«

      Der Boden wuchs ihm entgegen, und er löste den Sicherheitsgurt. Villedary riskierte viel für seine Maschine, indem er auf unbekanntem, unsicherem Gelände blind aufsetzte. Es gab einen harten Ruck, als die Kufen den Boden berührten. Travers zog den Helm ab, stieß die Kabinentür auf und ließ sich hinausfallen.

      Der Winddruck der Rotoren presste ihn in feuchtes, hartes Gras, und er legte die Arme über seinen Kopf, weil Schlammbrocken auf ihn niederprasselten. Der Bell zog mit schräg hängender Kabine in die Höhe.

      Travers stand auf. Seine Kleidung war durchnässt, seine Füße versanken im nachgiebigen, weichen Untergrund. Vorsichtig setzte er Fuß vor Fuß, die Augen auf die Stelle gerichtet, wo der fremde Helikopter niedergegangen war. Das Landesignal war schon wieder erloschen, Travers konnte jedenfalls nichts erkennen. Ein leichter Wind rauschte durch Büsche und Gras. Sonst war Stille.

      Im Schutz eines niedrigen, verdorrten und verkrüppelten Baumes blieb er stehen und hob das Glas an die Augen. Aufmerksam schwenkte er den lichtstarken Feldstecher.

      Als ein flaches, massiges, tiefschwarzes Gebäude in sein Blickfeld geriet, wie ein geduckt lauerndes Ungeheuer, verharrte Travers regungslos. Er wartete geduldig, doch nichts rührte sich, und kein Lichtschimmer war zu erkennen.

      Travers schob das Glas in die Innentasche seines Mantels und holte die schwere langläufige Match-Pistole heraus, die er in einem Spezialholster an der linken Hüfte trug. Er setzte den Leichtmetallkolben an, schraubte ein Zielfernrohr und den Schalldämpfer

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