Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag. Andreas Haller
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Familienurlaub auf Ischia
Mit Ausnahme des stets betriebsamen Fährhafens von Ischia Porto herrscht auf der Kur- und Ferieninsel eine eher gemächliche Schlagzahl. Ein verhältnismäßig moderates Preisniveau und familientaugliche Unterkünfte sorgen für ein stressfreies Urlaubsklima. Außerdem sind die Wege zu den Sandstränden in der Regel kurz - beste Voraussetzungen also, dass sich die Bambini nicht langweilen. Auch Inselrundfahrten, kurze Spaziergänge, Bootstouren und selbst die Besichtigung des Kastells von Ischia Ponte sind mit Anhang gut zu bewältigen.
Neapel mit Kindern
Laut und gefährlich - so lautet gemeinhin das Urteil über die pulsierende Metropole am Golf. Das Image ist zwar nicht gänzlich falsch, jedoch einseitig. Am besten eignet sich der Stadtbesuch mit Kids sonn- und feiertags: Dann herrscht spürbar weniger Verkehr und zentrale Straßenachsen werden zu Fußgängerzonen. Bereits etwas älterer Nachwuchs begeistert sich bestimmt für den - zuweilen schaurigen und beklemmenden - Untergrund der Stadt (→ Napoli sotterranea, Link). Ein schöner Abschluss des Tagesausflugs führt eventuell zum Lungomare Caracciolo (→ Link), der sich jeden Sonntag in eine Vergnügungsmeile verwandelt.
Antike, kindgerecht
Ob sich Kinder für antike Ausgrabungsstätten begeistern lassen, mag von Fall zu Fall verschieden sein. Ein Besuch des virtuellen Museums in Herculaneum (→ Link) dürfte wohl kaum jemanden - ob groß oder klein - unbeeindruckt lassen. Hochwertige Digitalanimationen lassen die Stadt am Vesuv, wie sie in der römischen Epoche ausgesehen haben dürfte, wieder auferstehen und lebendig werden. Im Anschluss daran betrachten die Heranwachsenden die Überbleibsel aus dem Altertum sicher mit gänzlich anderen Augen ...
Brodelnde Hexenküche
Vulkane faszinieren. Sie erinnern uns an die Vergänglichkeit und die Brüchigkeit der menschlichen Zivilisation. Auch Heranwachsende berauschen sich nicht selten an den schaurigen Abgründen der Zerstörung, der vielleicht am besten im Solfatara-Krater bei Pozzuoli nachzuspüren ist (→ Link). Fumarolen und blubbernde Schlammlöcher verbreiten schwefelhaltige Dämpfe und entpuppen sich als großer Abenteuerspielplatz für neugierige Kids - und natürlich auch für ihre erwachsenen Begleiter. Selbst der Kraterrand des Vesuvs kann trotz faszinierenden Rundblicks mit diesem Thrill nicht ganz mithalten.
Ausflugstipps
Spaziergang zur Recommone-Bucht: Ein attraktiver und nicht zu anspruchsvoller Spaziergang verbindet das Bademekka Marina del Cantone auf der Halbinsel von Sorrent mit der von wilden Felsen eingerahmten Nachbarbucht. Auf dem Weg liegt ein halb verfallener Küstenwachturm. → Link
Città della Scienza: Das Science-Center an der Peripherie von Neapel ist ein Experimentierlabor für aufgeweckte und neugierige Kids. Zahlreiche Stationen laden zum Herumprobieren ein. → Link
Michaelskirche von Anacapri: Die Fantasie der Schöpfer des grandiosen Fußbodens in der Kirche kannte fast keine Grenzen. Mystische Wesen und Tiergestalten beflügeln die Fantasie von Jung und Alt. → Link
Besuch auf einer Büffelmozzarellafarm: In unmittelbarer Nähe der dorischen Tempel von Paestum laden Bauernhöfe zur Mittagsrast mit frisch gezupften Büffelmozzarellakugeln ein. Mit etwas Glück grasen auf der Weide gleich nebenan die Büffelkühe ... → Link
Museo Virtuale Scuola Medica Salernitana: Das virtuelle Museum zur Entwicklung der abendländischen Medizin in Salerno ist für Familien mit aufgeweckten Kindern eine Option. Die Einrichtung verbindet perfekt Unterhaltung und Wissen. → Link
Auf dem Eselsweg zum Monte Epomeo: Nur etwa eine Stunde dauert der Aufstieg von Fontana zum höchsten Gipfel der Thermeninsel Ischia. Einst konnte man die Distanz auf dem Rücken eines Esels zurücklegen. Diese Zeiten sind vorbei, dafür lockt unterhalb der Aussichtspunkte ein einladendes Gipfelrestaurant zur Mittagsrast. Für die längeren Aufstiegsrouten zum Monte Epomeo sollte man hingegen genügend Kondition mitbringen. → Link
Unterwegs am Golf von Neapel
Neapel (Napoli)
Die Stadt am Golf ist ein Füllhorn bekannter Klischees − viele faszinierend, einige widersprüchlich, manche verstörend. Dabei steht außer Frage, dass Neapel zu den attraktivsten Metropolen Europas zählt. Man muss die Stadt einfach gesehen haben!
Neapel ist mit ca. 972.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Italiens. Einzig Rom und Mailand zählen mehr Bewohner. In der Metropolregion leben ca. 4 Mio. Menschen − zwei Drittel der Bevölkerung Kampaniens.
Ein Tag reicht definitiv nicht aus, um sämtliche Attraktionen aufzusuchen. Selbst eine Woche genügt hier kaum. Tagesbesucher entscheiden sich am besten zwischen der Altstadt, dem repräsentativen Zentrum am Meer oder der Stadt auf den Hügeln. Ganz andere Eindrücke enthüllt der Abstieg in die Unterwelt. Einen ersten Eindruck von der Stadt gewinnt man bereits beim Landeanflug auf den Flughafen: Aus der Vogelperspektive präsentiert sich Neapel als gigantischer Zivilisationsteppich, der krakenartig in die Schwemmlandebene ausgreift. Der urbane Wildwuchs macht selbst vor den Berghängen des Vesuvs nicht halt. Die Frage drängt sich förmlich auf, was passiert, sollte der Vesuv tatsächlich wieder einmal ausbrechen ...
Neapel ist ein brodelnder Hexenkessel: betörend schön, fremdartig exotisch und zuweilen auch abstoßend hässlich. Die Bevölkerungsdichte − in der Stadt am Golf drängen sich 8239 Menschen auf einem Quadratkilometer − ist eine der höchsten ganz Europas. Noch im 19. Jh. war Neapel selbst das Traumziel der klassischen Italienreise. 1787 notierte Goethe in sein Tagebuch: „Neapel ist ein Paradies, jedermann lebt in einer Art trunkner Selbstvergessenheit. Mir geht es ebenso, ich erkenne mich kaum, ich scheine mir ein ganz anderer Mensch.“ Obwohl sich die Stadt seitdem veränderte, teilen nicht wenige Reisende noch heute die widersprüchlichen Empfindungen des Dichters. Auf der einen Seite stehen der grassierende Verfall vieler Kulturgüter, Müllkrise, Camorra und staatlich-bürokratische Korruption. Auf der anderen Seite vermag kaum eine andere europäische Großstadt Reisende derart zu inspirieren wie Neapel.
Was anschauen?
Kirchen, Kirchen, Kirchen: Zahllos wie Sand am Meer erscheinen die Sakralbauten der Stadt, wobei der Barock den Ton angibt. Ganz ohne Kirchenbesuche wird ein Besichtigungstag daher kaum auskommen. Das wichtigste Gotteshaus ist der Dom mit der Kapelle für den Stadtpatron. Hier schlägt das spirituelle Herz der Stadt. → Link
Nationalmuseum: Angesichts der Fülle und Qualität der Exponate werden hier auch überzeugte Museumsmuffel begeistert sein. Neben antiken Skulpturen stehen die Funde aus Pompeji und Herculaneum im Zentrum der Ausstellung. → Link
Cappella