Innovationsmanagement im Sport. Regina Roschmann
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Innovationen sind darüber hinaus aus Perspektive Anderer nicht immer positiv zu werten. Unter das Stichwort der unethischen Innovationen fallen insbesondere neue Wege bzw. Methoden des Betrugs (z. B. Doping), welche häufig durch medizinische oder technologische Entwicklungen erst möglich werden (vgl. Tjønndal (2017), S. 299). Was als unethisch oder – etwas breiter formuliert – nicht wünschenswert interpretiert wird, kann sich jedoch im Laufe der Zeit beispielsweise basierend auf sich wandelnden gesellschaftlichen Vorstellungen verändern. So wurden im England des Jahres 1365 durch königlichen Erlass eine Reihe von Spielen verboten, darunter auch Handball und Fußball, weil sie die Aufmerksamkeit von damals als wichtiger erachteten Dingen wie dem Bogenschießen ablenkten (vgl. Goorha/Potts (2019), S. 129) – ein Vorgang der heute undenkbar scheint. Ebenso kann es sein, dass sich ein klarer Standpunkt darüber, was eine nicht wünschenswerte Innovation darstellt, erst noch als Gegenstand langer Diskussionen oder Aushandlungsprozesse herauskristallisieren muss. Aktuell mehren sich beispielsweise die Diskussionen um gehäuft auftretende Kreuzbandrisse im Skispringen der Männer und Frauen. Als Grund werden insbesondere technische Entwicklungen an Schuhen, Schaft und Bindung der Skispringer vermutet, welche zwar die Flugeigenschaften verbesserten und damit nicht nur für mehr Sicherheit, sondern auch weitere Sprünge sorgten, jedoch bei Ausreizung des Systems offenbar das Risiko bei der Landung vergrößern. Spezifisches Training zur Stabilisierung des Kniegelenks würde zwar helfen, das zusätzliche Gewicht der Muskeln könnte sich aber auf die erzielten Weiten auswirken (vgl. Krämer (2020)).
Die Skispringerin Svenja Würth nannte das Skispringen kürzlich eine Materialschlacht. Sie äußerte zwar, dass die Gesundheit an erster Stelle stehe, sagte aber auch, dass man gar nicht erst an den Start gehen müsse, wenn man mit dem alten Material keine Chance habe. Dennoch hat sie sich, die bereits einen Kreuzbandriss hinter sich hat, für eine gemäßigte Materialeinstellungen entschieden (vgl. ZDF (2020)). Die Verletzungen zogen eine Diskussion möglicher Regeländerungen innerhalb des dafür zuständigen Komitees des Weltverbandes FIS nach sich (vgl. Krämer (2020)). Das Beispiel zeigt: Innovationen sind nicht immer positiv und ihre Deutung als positiv oder negativ hängt auch davon ab, aus wessen Perspektive und vor welchem Hintergrund diese Frage diskutiert wird.
Weiterhin können sich Innovationen im Sport auf die Entwicklung neuer Sportarten oder Freizeitaktivitäten beziehen. Neben vollständig neuen Sportarten/-aktivitäten wie dem Skyrunning können hierunter aber auch neue Wettkampfformen fallen wie die Einführung des Massenstartwettbewerbs im Biathlon (vgl. Tjønndal (2017), S. 300).
Schließlich können Veränderungen im Sport auch aus Marktentwicklungen hervorgehen, die insbesondere durch die Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sportmarktes gespeist werden (»marktinduzierter Wandel«). Unter anderem können dies Produkte sein, die mit Sport in Verbindung stehen, z. B. Innovationen innerhalb von Sport-Mega-Events aber auch Veränderungen in der Art, den Sport zu vermarkten um (weiteres) Wachstum zu ermöglichen (vgl. Tjønndal (2017), S. 300).
Ein näherer Blick auf die dargestellten Aspekte von Innovationen im Sport zeigt, dass diese selten trennscharf in einzelnen Entwicklungen vorliegen. Stattdessen sind Veränderungen häufig durch mehrere dieser Aspekte gekennzeichnet. Folgerichtig kategorisiert Tjønndal ((2017), 300 ff.) diese Aspekte zu fünf Typen von Innovationen im Sport (
Soziale Innovation bezieht sich auf neuartige, kreative Lösungen mit Sportbezug bei der Bearbeitung komplexer sozialer Sachverhalte, beispielsweise die Nutzung von Sportangeboten als Instrument zur Erreichung genderbezogener Ziele oder sportpolitische Veränderungen mit dem Ziel der sozialen Inklusion von Mädchen in den Sportunterricht. Tjønndal ((2017), 300) betont hierbei den positiven Beitrag, den Menschen oder Organisationen durch solche sozialen Innovationen für die Gesellschaft leisten.
Technologische Innovation entsteht durch Fortschritte in Technologien wie sie nicht nur im Leistungssport, sondern beispielsweise auch in der Rehabilitation vorkommen können. Die konkrete technologische Innovation, beispielsweise die Einführung eines neuen Sportgeräts, kann jedoch wesentlich größere Veränderungen mit sich bringen. Beispielsweise kann sie institutionelle Veränderungen nach sich ziehen oder die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen an Sport teilnehmen (vgl. Tjønndal (2017), S. 300).
Kommerzielle Innovation entsteht, wenn Unternehmen Veränderungen im Sport herbeiführen. Dies können Produktveränderungen sein aber auch Prozessveränderungen. Häufig geht es dabei um die Frage der Vermarktung von Produkten oder Prozessen (vgl. Tjønndal (2017), S. 301).
Gemeinschaftliche (Community-basierte) Innovation betrifft die Ausübung von sozialer Verantwortung und Entrepreneurship, wenn Individuen oder Organisationen mit lokalen »Community Groups« an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Dies ist häufig eng mit sozialer Innovation verknüpft (vgl. Tjønndal (2017), S. 301).
Organisationale Innovation schließlich tritt auf, wenn Organisationen oder Regierungseinrichtungen Projekte institutionellen Wandels verfolgen. Beispiele hierfür sind die Aufnahme neuer Olympischer Disziplinen durch das IOC oder organisationale Veränderungen, die die Sportlehrerausbildung betreffen (vgl. Tjønndal (2017), S. 301).
Zusammenfassend sind die Typen sportbezogener