Innovationsmanagement im Sport. Regina Roschmann
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Aus diesen Überlegungen lassen sich folgende Merkmale von Innovationen herausarbeiten, die auch für den Bereich Sport als gültig erachtet werden können:
• Innovationen stellen etwas Neues dar, wobei neben der erfindenden Person mindestens eine zweite das Neue erkennen muss.
• Innovationen beziehen sich auf technische, wirtschaftliche, organisatorische oder soziale Problemlösungen.
• Innovationen sind Erfindungen, die sich durchgesetzt haben.
• Innovationen erfolgen zielgerichtet, und zwar mit Blick auf übergeordnete individuelle, organisationale oder gesellschaftliche Ziele.
1.3 Zum Begriff des Sports und des Managements von/im Sport
In den bisherigen Ausführungen wurde bereits verschiedentlich auf »den« Sport Bezug genommen – ein Begriff, der bei näherem Blick nur schwer zu fassen ist. Oft wird – auch deshalb – im Zuge der Definition von Sport ein engerer von einem weiteren Sportbegriff unterschieden. Beispielsweise wird nach einer engeren Sichtweise von Sport als einer »konkurrenzorientierten, reglementierten Tätigkeit, bei der Menschen um einer mess- und bewertbaren Leistung willen im Training auf zukünftige Erfolge hin investieren« (Prohl (1999), S. 13) gesprochen. In einer weiten Sichtweise findet sich der Sport als »Sammelbezeichnung für kulturelle Objektivationen und historisch tradierte Realisierungsform möglicher Bewegungen« (Prohl, 1999, S. 183). Sport in diesem Sinne ist also ein sehr weites Feld.
Neben Definitionen finden sich auch etliche unterschiedliche Typologien und Kategoriensysteme, die je nach Zweck zur näheren Beschreibung von Sport herangezogen werden. Unter anderem lässt sich der Sport anhand von Sportarten untergliedern, die wiederum in weitere Kategorien geteilt werden können, z. B. in Sommer- und Wintersportarten oder Einzel- und Mannschaftssportarten. Auf einer anderen Unterscheidungsebene lassen sich beispielsweise der Amateur- vom Berufssport oder der Wettkampfsport u. a. vom Showsport unterscheiden (vgl. Krüger/Emrich (2018)), um nur einige Beispiele zu nennen.
Auch die Bedeutung, die dem Sport zugeschrieben wird, kann sich maßgeblich unterscheiden. Für einige ist es eine Möglichkeit zum Entspannen oder zur Verbesserung der Fitness, für andere ein Ort zum Wetten oder Zusammensein. Wieder andere verfolgen mit Sport ihre persönlichen Leistungsziele oder streben nach Ruhm und für die Politik können sich dahinter Tourismuseinnahmen, Bildungsmöglichkeiten oder Gesundheitswirkungen verbergen (vgl. Ratten (2011a), S. 679).
Aus wirtschaftlicher Sicht wird häufig auf die sogenannte Vilnius-Definition für Sport Bezug genommen, welche einen dreistufigen Aufbau verfolgt, der wiederum auf die Klassifikation der Wirtschaftszweige NACE Bezug nimmt. Innerhalb dieser Klassifikation werden in der Gruppe 93.1 Tätigkeiten erfasst, die als Erbringung von Dienstleistungen des Sports bezeichnet werden (
Tab. 2: Statistische Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft NACE Rev. 2, Gruppe 93.1 (Quelle: Europäische Gemeinschaften (2008), S. 91)
Diese Tätigkeiten entsprechen der ersten Stufe der Vilnius-Definition, welche als statistische Definition bezeichnet wird. Darauf aufbauend wird eine enggefasste Definition formuliert, die die Gruppe 93.1 um Tätigkeiten erweitert, die Güter für die Ausübung des Sports betreffen. In der dritten Stufe schließlich, der breitgefassten Definition, sind außerdem weitere Anschlussgüter eingeschlossen, für die Sport einen Input darstellt.
Zusammenfassend stellen sich die drei Stufen also wie folgt dar:
• »Statistische Definition: entspricht dem NACE-Code 93.1 ›Erbringung von Dienstleistungen des Sports‹;
• Enggefasste Definition: beinhaltet die statistische Definition + und alle Tätigkeiten, die einen Input für Sport liefern, d. h. alle Industriezweige, wie Güter herstellen, die für die Ausübung von Sport notwendig sind;
• Breitgefasste Definition: enggefasste Definition + Tätigkeiten, für die Sport ein Input ist, wie Fernsehübertragungen, Hotels für Sportler usw.« (Eurostat o. D.b).
Im Ergebnis beinhaltet diese Definition eine lange Liste aufgeführter Tätigkeiten, die als Sport zu deuten sind. In Verbindung mit der NACE-Codierung bzw. der Vilnius-Definition existiert eine Codierung an Gütern, die CPA 2008 (Statistische Güterklassifikation in Verbindung mit den Wirtschaftszweigen), mit deren Hilfe eingestuft werden kann, was (statistisch) als Sportgut zu definieren ist (vgl. Europäisches Parlament und Europäischer Rat (2008); Eurostat (o. D.a)). Dabei zeigt sich nicht zuletzt, dass Sport als Label oder zumindest hervorgebogener Bezugspunkt für eine Vielzahl an Dingen steht, die sogar nach einer weiten Sportdefinition wie sie Prohl (1999) erläutert selbst nicht Sport sind, sondern »nur« mit Sport in Verbindung stehen. Die Herstellung bestimmter Medikamente zur Behandlung von Sportverletzungen gehören nach enger Fassung der Vilnius-Definition ebenso dazu wie nach der breiteren Vilnius-Definition die Herstellung von Benzin für den Motorsport oder das Dienstleistungsfeld der Sporteventfotographie (vgl. Eurostat (2013)). Diese und die im Folgenden dargestellten Klassifizierungen lassen erahnen, wie breit das Anwendungsfeld des Innovationsmanagements im Sport ist. Bewusst wird dabei von einem Innovationsmanagement »im« Sport (und nicht »des« Sports«) gesprochen, da damit auch Innovationen adressiert werden können, die nicht den Sport im engeren Sinne betreffen, sondern auch solche Güter, die mit Sport in Verbindung stehen (breitgefasste Vilnius-Definition), aber durch den Sport in einer Art geprägt sind, dass sie einer gesonderten Betrachtung bedürfen und ein allgemeines Innovationsmanagement zu kurz greifen könnte.
Viele Typologien, die einen wirtschaftlichen Bezug haben, koppeln auch Organisationsarten und Güterarten. So gliedert Woratschek (1998) Sportbetriebe1 nach der Art der angebotenen Güter in Sportgüterproduzenten einerseits und Sportdienstleister andererseits (
Abb. 2: Gliederung der Sportbetriebe (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Woratschek, 1998, S. 348, zit. nach Ströbel 2012, S. 66)