Goettle und die Blutreiter. Olaf Nägele

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Goettle und die Blutreiter - Olaf Nägele

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nicht verlängert worden wäre. In diesem Fall hätte sie nach Thailand zurückkehren müssen. Als sie die Drohung vernommen hatte, verließ sie der Geist der Kurtisane und sie verwandelte sich in das Mäuschen zurück, das sie zuvor gewesen war.

      Und für Zacharias hatte Wollschläger die Bestrafung parat, die seinen Widersacher am meisten traf. Bei der Ausschreibung des Sicherheitsdienstes für die Tage rund um den Blutritt setzte sich ein anderes Unternehmen durch. Der wichtigste Auftrag des Jahres brach damit für den Unternehmer weg, und das, obwohl er seit zehn Jahren regelmäßig den Zuschlag erhalten und für einen störungsfreien Ablauf der Veranstaltung gesorgt hatte.

      Zacharias war klar gewesen, dass Wollschläger seinen Einfluss geltend gemacht hatte, und er lauerte ihm auf, um ihn zur Rede zu stellen. Der betrogene Ehemann ließ kein Argument gelten. Zacharias hatte ihm sogar Geld angeboten, um den Zuschlag zu bekommen. Er hatte geschworen, Kim nie wieder zu sehen, an die Vernunft appelliert, es half nichts. Eine Firma aus Ravensburg hatte den Auftrag bekommen, Zacharias musste einigen Angestellten kündigen, entkam knapp dem Konkurs. Das war der Moment gewesen, in dem er sich geschworen hatte, diesem Wollschläger, diesem Festkomitee, nein, der ganzen Stadt Weingarten zu zeigen, dass es ein Fehler war, auf ein eingespieltes Sicherheitsteam zu verzichten. Wollschläger würde sich an ihn erinnern, ganz zweifellos.

      »Hey, du bist ja so gut drauf. Das ist schön«, unterbrach Rosalie seinen Gedankengang und stellte sein Bier vor ihn. »Ich hab mir schon Sorgen gemacht, dass du mich nicht mehr magst.«

      Sie zog einen Schmollmund, stützte sich mit beiden Händen am Tisch ab und beugte sich vor. Zacharias konnte einen kurzen Blick auf ihre Brüste werfen, wie üblich trug Rosalie keinen BH. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.

      Rosalie lächelte. »Was macht dich denn so fröhlich?«, fragte sie. »Ich will mich mitfreuen.«

      »Hm, läuft bei mir«, antwortete er. Er konnte den Blick nicht von ihrem Busen lösen und merkte, wie ihm das Blut in die Lenden schoss. Er hatte lange keinen Sex mehr gehabt, viel zu lange. Mindestens zwei Tage nicht. Oder drei. Und Rosalie war ein heißer Feger, wusste ihre körperlichen Attribute perfekt einzusetzen.

      »Mir geht es auch gut«, sagte sie. »Ich habe nächste Woche ein Vorsprechen am Theater in Ravensburg. Die suchen da jemand für die Rolle einer Tänzerin. Die Rolle wurde bestimmt allein für mich geschrieben. Was meinst du?«

      Sie warf sich in Pose und lachte.

      Zacharias zog die Mundwinkel nach oben. »Vergiss Ravensburg, Baby. Du musst groß denken. Berlin, London, Paris, Hollywood, das ist deine Kragenweite.«

      Rosalie hauchte ihm eine Kusshand zu. »Du bist ja süß. Aber ich glaube, das wird ein Traum bleiben. Ich bin wahrscheinlich nicht schön genug für die großen Filme. Keine langen Beine, die Titten zu klein, keine aufgespritzten Lippen …«

      Ihre Züge verdunkelten sich. Sie nahm einen Lappen und wischte mit ausladenden Bewegungen über den Tisch. Ihre Brüste drückten gegen den dünnen Stoff des Tops und Zacharias spürte seine Geilheit wachsen.

      »Das stimmt nicht. Du bist naturschön. Alles echt, kein Plastik. Und du bist gut, das weiß ich. Du brauchst jemanden, der dich fördert. Einen Typen wie mich.«

      »Einen Typen wie dich? Soviel ich weiß, bist du Inhaber einer Securityfirma und kein Filmproduzent. Wie willst du mir denn helfen?« Sie hielt in ihrem Putzvorgang inne und sah ihn an.

      »Beziehungen«, sagte Zacharias. »Ich kenne Leute aus der Branche. Die brauchen immer neue Gesichter.«

      Er zog sein Smartphone aus der Tasche, strich mit dem Zeigefinger über das Display. »Hier, der Joe zum Beispiel. Der arbeitet bei der Bavaria. Der hat mir letzte Woche erzählt, dass die eine neue Serie planen und das Casting nicht abgeschlossen ist. Meines Wissens ist die weibliche Hauptrolle frei. Wenn du willst, ruf ich den an und mach einen Termin für dich aus.«

      »Dein Ernst?« Rosalie starrte ihn an, als wäre er ein Wesen von einem anderen Stern.

      Zacharias nickte und fasste sich an die Stirn. »Ich Idiot, da hätte ich früher draufkommen können. Sorry.«

      Die Kellnerin juchzte, lief um den Tisch herum, setzte sich auf seinen Schoß und überzog sein Gesicht mit Küssen. »Danke, danke, danke. Dafür hast du was bei mir gut.«

      »Ich wüsste da was.«

      Zacharias legte seine Hände an ihre Hüften, und als sie ihn gewähren ließ, arbeitete er sich langsam in Richtung Po vor.

      Rosalie spürte seine Erregung.

      »In zwei Stunden habe ich Feierabend«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Wenn du auf mich wartest, könnte ich mit zu dir kommen und das Vorsprechen üben.«

      »Ich glaube, das würde die Sache enorm beschleunigen«, erwiderte Zacharias und küsste sie.

      Polizeiobermeister Fritz lenkte seinen Wagen die steile, enge Straße zum Gut Oberstaig hinauf.

      »Do darf dr au koiner entgegakomma«, murmelte er in Anbetracht des Weges, der gerade mal breit genug für ein Fahrzeug war. Dabei waren es genau diese Abgeschiedenheit und schwere Zugänglichkeit, die ihn und seine Frau dazu bewogen hatten, ihre Stute Winona in den Stallungen der Familie Riedle unterzubringen. Hier hatten die Pferde weite Auslaufflächen, wurden nicht von Straßenlärm in ihrer Ruhe gestört. Zudem war die Pferdepension ein moderner Betrieb, der bereits in dritter Generation geführt wurde. Entsprechend gepflegt waren der Hof und die Stallungen. Die Pferdeboxen boten ausreichend Platz und die Pflege der Tiere war ausgezeichnet.

      Diese Vollpension hatte ihren Preis und Fritz hatte oft darüber nachgedacht, Winona zu verkaufen. Seine Töchter, denen die Stute eigentlich gehörte, studierten beide in Norddeutschland. Sie waren selten bei den Eltern zu Gast, und wenn, hatten sie nicht die Zeit, sich um das Pferd zu kümmern. Also besuchten seine Frau und er das Tier, wann immer sie in der Gegend waren. Ein Pferd wie Winona gab man nicht einfach auf. Sie war anmutig, eigensinnig, auch einfühlsam und vor allem wunderschön. Dem Biberacher Polizeiobermeister ging jedes Mal das Herz auf, wenn er sie sah.

      Bis zum Blutfreitag wollte er in der Nähe von Winona bleiben und sich auf die Prozession vorbereiten. Erfahrungsgemäß kamen in der Woche vor dem Ereignis immer mehr Teilnehmer auf dem Gut an, die er größtenteils kannte. Diese gemeinsame Vorfreude hatte in der Vergangenheit zu einigen sehr lustigen Abenden geführt. Denn die Blutreitergemeinschaft war eine sehr trinkfreudige, und was konnte es Schöneres geben, als mit Gleichgesinnten zu feiern und sich gemeinsam auf die Prozession zu freuen.

      Fritz bog in die Hofeinfahrt, parkte sein Fahrzeug vor dem Wohnhaus und stieg aus. Das Gebäude war mit Girlanden geschmückt, die Blumenkästen vor den Fenstern strotzten vor Farbenfreude. Über dem Eingang hieß ein Schild die Ankömmlinge willkommen. Auf den Weiden standen einige Pferde und grasten, Winona war nicht darunter.

      Fritz wuchtete sein Gepäck aus dem Kofferraum, das schwerer war als üblich. Er hatte drei Flaschen Palmisch Birnenbrand aus einer Brennerei in Ummendorf dabei, der im letzten Jahr den Blutreitern köstliche Ausklänge der Tage beschert hatte.

      »Do frei i mi jetzt scho druff«, murmelte Fritz und leckte sich über die Lippen. In ungefähr 30 Metern Entfernung entdeckte er Johannes, den Sohn des Pferdewirtes Ortwin Riedle, der auf einem Baumstumpf saß und an einem Stock herumschnitzte.

      »Hallo, Johannes, schee, dich zum seha«, rief Ernst Fritz und winkte dem Jungen zu. Der sah kurz auf, hob eine Hand zum Gruß und konzentrierte sich wieder auf

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