Perry Rhodan 2991: Die Eismönche von Triton. Leo Lukas
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Letztlich hatte Rhodans Bluff mit der inkorporierten Proto-Eiris, die sie an Bord der RAS TSCHUBAI mitführten, immerhin bewirkt, dass Lotho Keraete auf einen direkten Angriff verzichtet hatte. Ohne die HOMECOMING weiter zu verfolgen, hatte Keraete sich mit der FLORENCE LAMAR zurückgezogen. Nur dadurch war es überhaupt zum Zusammentreffen beider Rhodans gekommen.
»Dennoch«, sagte Rhodan, »gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass sich eine Einigung herbeiführen ließe.«
Illustration: Dirk Schulz
»Warum«, sagte Rhodan II, »setzen wir dann nicht einen allgemeinen Funkanruf an Lotho Keraete ab?«
»Gute Frage«, pflichtete Rhodan ihm – sich – bei. »Einen Versuch ist es allemal wert.«
*
Prompt wurde ein unverschlüsselter Hyperfunkspruch ausgestrahlt.
Aber die FLORENCE LAMAR reagierte nicht darauf. Zehn Minuten verstrichen ereignislos.
»Tja«, sagte Perry Rhodan. »Herr Keraete spielt offenbar den Beleidigten.«
Er konsultierte ANANSI, den Zentralcomputer der RAS TSCHUBAI. »Gibt es aktuelle Extrapolationen, wo Lotho mit seinem mysteriösen Schiff abgeblieben sein könnte?«
Die Semitronik, deren wesentliche Rechnertechnik nicht im Standarduniversum, sondern permanent im Halbraum angesiedelt war, antwortete mit der üblichen, naiv-kindlich klingenden Stimme. Unter Berufung auf ein Ergebnis von etwa 76 Prozent teilte sie mit, dass sie Neptun oder die nächste planetare Umgebung des Gasriesen für den wahrscheinlichsten Aufenthaltsort des Schiffes hielt.
Perry Rhodan nahm Kontakt zum LFG-Residenten Hekéner Sharoun auf und ersuchte ihn, ihm offiziell die MALCOLM SCOTT DAELLIAN zu unterstellen. Mit deren überlegenen Ortungsgeräten rechnete er sich deutlich bessere Chancen aus.
Da es sich um eine reine Formsache handelte, wurde sein Ansinnen rasch gewährt. ANANSI schlug vor, sich als Erstes die Monde anzusehen, die natürlichen Satelliten Neptuns.
»In welcher Reihenfolge?«
»Prinzipiell der Größe nach. Jedoch steht Proteus gerade den beiden Raumern am nächsten. Damit sollte begonnen werden, um nicht Zeit durch Umwege zu verlieren.«
»Kling vernünftig.«
»Ansonsten kämen der Reihe nach Triton, dann der nach seiner vollständigen Vernichtung durch OLD MAN vor langer Zeit wiederhergestellte Mond Nereide, daran anschließend Naiad, Thalassa und so weiter.«
»So wird's gemacht«, entschied Rhodan. Er blickte in die exklusive Runde. »Irgendwelche Einwände?«
Niemand fühlte sich bemüßigt zu widersprechen.
Nachdem Rhodan sich mit Oberst Nuus Vanloo, dem Kommandanten der MALCOLM SCOTT DAELLIAN, genauer abgesprochen hatte, starteten beide Schiffe in Richtung des Mondes Proteus.
2.
Sind Hopfen und Malz verloren?
Das merkwürdige Wesen, das Geo Lichtblau entgegenkam, bewegte sich eigentümlich springend, nicht so sehr gehend. Mit einem eleganten Hüftschwung landete es schließlich vor ihm und blieb stehen. Es hatte tatsächlich keinen Schutzanzug an.
Dieser Umstand schien ihm allerdings nichts auszumachen. Sichtlich litte es nicht darunter, der Kälte und den sonstigen harschen Umweltbedingungen Tritons ausgesetzt zu sein.
»Mal angenommen«, sagte Geo beklommen, »du bist keine durch das Hyperlicht verursachte Halluzination. Was bist du dann?«
Gleich darauf fiel ihm ein, dass eine akustische Kommunikation eigentlich nicht möglich war. Triton hatte keine Atmosphäre, die dicht genug gewesen wäre, um Schallwellen weiterzuleiten.
Aber entweder beherrschte die berückend schöne Frau die Kunst des Lippenlesens, oder sie entnahm die für eine sprachliche Verständigung nötigen Frequenzen auf irgendeine Weise aus Geo Lichtblaus Helmscheibe.
Umgekehrt projizierte sie ihre Erwiderung in das Visier, wohl indem sie es von außen in Schwingungen versetzte. Dabei wurde ihr Bild in diesen Momenten etwas konturlos und unscharf.
»Es ist das Aggregat Etain«, hörte Geo, auf welche Weise auch immer.
»Äh ... ja. Sei gegrüßt. Kommst du aus Tritona?«
Das war die größte Ansiedlung und einzige nennenswerte Stadt auf dem Eismond. Sie lag am Südpol, unter einer 13 Kilometer durchmessenden Kuppel, welche die Luft- und Wärmeversorgung der rund 20.000 Bewohner sicherstellte.
»Nein«, antwortete die wunderschöne Frau sanft, die sich das Aggregat nannte. Nun ja, schöne Frauen durften ihre Eigenheiten haben.
»Oder aus Cape Halia oder einer der anderen, kleineren Kuppelsiedlungen?«
Abermals verneinte sie. Die ehemalige lemurische Fluchtburg des Baumeisters Einaklos, die subtritonar unterhalb des Scrap-Gebirges, nahe am Südpol, gelegen war, kam wohl ebenfalls nicht infrage.
»Woher dann?«, fragte Geo Lichtblau. »Etwa aus einem Raumschiff, das sich vor den Ortungsanlagen unseres Klosters verborgen hat?«
»Von welchem Kloster redest du?«
»Ich ... rede nicht gerne.« Er spürte, dass er in die Defensive geraten war.
Die Frau war nicht größer als er. Aber sie schien irgendwie über ihm aufzuragen, viele Meter hoch, und ihn mühelos zu dominieren. »Erzähl dem Aggregat Etain mehr über dich und deine Genossen.«
Ohne einen einzigen Gedanken an Widerspruch zu verschwenden, befolgte Geo die Anweisung.
*
Das Kloster der Eismönche, erklärte er, war eine bekenntnisoffene Institution. An diesem Ort lebten Brüder und Schwestern unterschiedlicher Religionen und Glaubensrichtungen in trauter, glücklich-zufriedener Weltabgewandtheit zusammen.
»Wir sind so wenige«, sagte Geo Lichtblau, »dass wir einander nicht auf die Füße treten. Uns verbindet, dass wir das allen Welten des Solsystems weit entrückte Land Triton schätzen – und ganz besonders die Möglichkeit, sich mittels der Schweigekapseln meditativ im Ammoniakozean zu versenken.«
»Wie viele seid ihr genau?«
»Zwanzig Klosterbrüder und fünfzehn Schwestern, die Äbtissin mitgezählt.«
»Das Aggregat Etain möchte sich euch anschließen.«
»Könnte ich dich daran hindern?«
Die Frau hob die markanten, pechschwarzen Augenbrauen. »Nein, das glaube ich nicht. Es würde dir nicht gut bekommen.«
»Nun denn ...«
Geo