Perry Rhodan Neo 117: Exodus der Liduuri. Susan Schwartz
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Band 117
Exodus der Liduuri
von Susan Schwartz
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Nachdem der Astronaut Perry Rhodan im Jahr 2036 auf dem Mond ein außerirdisches Raumschiff entdeckt hat, einigt sich die Menschheit – es beginnt eine Zeit des Friedens. Doch im Jahr 2049 tauchen beim Jupiter feindliche Raumschiffe auf. Rhodan verfolgt die Angreifer und entdeckt: Es sind Maahks, und sie planen einen Krieg gegen das Imperium der Arkoniden.
Rhodan spürt dieser Gefahr nach; in der Folge verschlägt es ihn mit seinem Raumschiff CREST in den Leerraum außerhalb der Milchstraße. Er begegnet einer aggressiven Roboterzivilisation – den Posbis.
Um zu verhindern, dass sie die gesamte Milchstraße attackieren, sucht Rhodan Verbündete. Dabei gerät er mitsamt der CREST in die Fänge einer Splittergruppe der Posbis. Die Nabedu sind mit mörderischem Hass auf alles organische Leben erfüllt und drohen, den Untergang der Erde herbeizuführen ...
1.
22. Juni 2049, NEMEJE
Perry Rhodan verharrte für einen Moment wie gelähmt. Was hatte Aashra, der finstere zehnte Nabedu mit dem unheimlichen, rot leuchtenden Auge, da gerade gesagt?
»Du solltest dich freuen, Perry Rhodan. Ich bringe dich nach Hause ...«
Obwohl der Urposbi ungeachtet seines Plasmaanteils sicherlich keine Ahnung davon hatte, was Hohn bedeutete, konnte das nicht anders interpretiert werden.
Denn gemeint war damit: Die von den Posbis übernommene CREST sollte mit der planetenzerfetzenden Bombe Bujun bestückt werden, und der Weg des Schiffs sollte ohne Umwege zur fast 300.000 Lichtjahre entfernten Erde führen. Um sie zu erobern. Und anschließend sollte es weiter nach Achantur gehen, wohin vor mehr als fünfzigtausend Jahren »die Schöpfer« geflohen waren, die geheimnisvollen Liduuri, die nach Aashras Ansicht für ihren Hochmut bestraft gehörten.
Rhodans Gedanken rasten, während sein Körper wie eingefroren stehen blieb. Das Schott zur Zentrale der NEMEJE schloss sich soeben hinter ihm, während eine Phalanx erwachter Nabedu ihn und seine Begleiter erwartete.
Was konnten sie tun? Die Posbis hatten den Menschen nicht einmal die Waffen abgenommen – lediglich ihre Kampfroboter waren desaktiviert worden und in der Schiffszentrale zurückgeblieben. Gegenwärtig waren die irdischen Waffen ohnehin völlig nutzlos, von Aashra stillgelegt. Noch war nicht absehbar, über wie viele Fähigkeiten der Nabad, der Anführer der Nabedu, verfügte, doch das Bisherige war schon beeindruckend genug. Im negativen Sinne. »Nabad« bedeutete übersetzt »Gefahr« und »Nabedu« so viel wie »schlecht, übel, böse«. Nomen est omen im wahrsten Sinne des Wortes.
Bevor Rhodan auch nur ansatzweise überlegen konnte, welche Chancen zur Flucht bestanden, gab es einen so lauten Knall, dass selbst die hartgesottenen Soldaten Schablonski und Rainbow zusammenfuhren. Tani Hanafe duckte sich mit schreckgeweiteten Augen, und auch Rhodan zuckte unwillkürlich zurück. Dann begriff er, dass es kein Schuss gewesen war, und als Nächstes, dass Aashra und seine Artgenossen regungslos erstarrt waren.
Genau wie zuvor Atju und Kaveri, die nun jedoch unvermittelt wieder putzmunter wurden.
»Auf geht's!«, krähte Kaveri und sauste los.
»Worauf wartet ihr?«, blubberte Atju.
Rhodan hatte die Schrecksekunde überwunden. »Rainbow, Rückendeckung!«, befahl er, und zu Schablonski: »Sie gehen zusammen mit Hanafe in der Mitte, ich folge als Erster unseren Freunden.«
Die beiden Urposbis, vor gut fünfzigtausend Jahren als Nummer eins und Nummer zwei erschaffen, waren schon einige Meter voraus und beschleunigten zusehends. Rhodan und seine Leute mussten sich beeilen, um an ihnen dranzubleiben.
Die Menschen rannten los, den kleinen Robotern hinterher. An der ersten Gangkreuzung öffnete Atju ein Schott, das statt zum Hangar tiefer ins Schiffsinnere führte, und spornte die Terraner an, so schnell wie möglich zu folgen. Der Anführer der rebellischen Maácheru, sonst eher düster und misstrauisch wirkend, war nun nicht minder hektisch wie sein verspielter, sanfter »Bruder«.
»Wie habt ihr das gemacht?«, rief Rhodan, nachdem sich das Schott hinter ihnen geschlossen hatte und sie bereits in den nächsten Gang abbogen. »Was habt ihr gemacht?«
»Nicht reden, rennen!«, rief Kaveri. »Oder schweben, fliegen, na ja, was auch immer!«
»Und das so schnell und weit wie möglich«, rasselte Atju schlürfend. »Die Starre wird nicht lange vorhalten.«
»Sie sind orientierungslos, aber nur kurz«, ergänzte Kaveri. »O weh, o weh, jetzt wird Aashra megasauer sein ...«
»Das war er doch schon immer.«
»Aber jetzt ist er nicht mehr Bruderfreund, sondern Bruderfeind!«
»Auch das war er schon immer.«
Rainbow rief von hinten: »Warum habt ihr ihn dann geweckt, verdammt noch mal?«
»Weil er unser Bruder ist und wir ihn gegen Anich brauchen«, antwortete Atju. Und fügte mit einem verschleimten Hustengeräusch, das vielleicht Verlegenheit ausdrücken sollte, hinzu: »... dachte ich.«
Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Hatte noch nie funktioniert. Aber diese Erfahrung besaßen die Posbis natürlich nicht und hatten die Möglichkeit deshalb nicht berechnen können. Roboter mit einer biologischen Komponente waren ganz offensichtlich nicht unfehlbar. Hinzu kam, dass die Taal-Seuche sie langsam, aber sicher von innen her wie ein Krebsgeschwür zersetzte und ihren Verstand in den Wahnsinn trieb. Taal – der Fluch der Allianz, ein Virus, das gezielt und mit zerstörerischer Wirkung Halatium und durch Halatium veränderte Materialien attackierte.
Nach Aashras erstem Angriff auf Anich hatte die Zentralentität zurückgeschlagen und den Nabad sowie seine Anhänger auf der NEMEJE in Stasis versetzt. Nicht vernichtet, denn nicht einmal in diesem Fall kam das Zerstören wertvoller Ressourcen infrage.
Anich, das planetenumspannende Plasma, zugleich Kind der Urposbis und Mutter aller Nachfolgenden, hatte durch regelmäßigen Teilaustausch der Bakmaátu-Plasmakomponenten den Fortschritt des Taal bei den Posbis aufhalten können. Doch leider war sie durch ihre eigene Verseuchung, da sie aus infiziertem Gewebe stammte, größenwahnsinnig und hasserfüllt geworden. Anich verlangte unbedingte Unterwerfung von »ihrem Volk« und wollte alles »unwahre« organische Leben vernichten.
Deshalb hatte Atju fliehen müssen und war zum Rebellenführer geworden, im vollen Bewusstsein, dass damit seine Lebensfrist gezählt war. Er konnte nicht mehr am »Habal« teilnehmen und würde unausweichlich eines Tages dem Taal vollständig zum Opfer fallen.
Anich erschien als die potenziell größere Gefahr, das zumindest hatte Atju angenommen, als er sich entschloss, Aashra und die übrigen hundertfünf Brüder nach der Vernichtung seines Rebellenstützpunkts zu erwecken. Doch offenbar hatte das Taal auch während der Stasis weiter in dem Nabad gewütet und ihn noch mörderischer werden lassen.
Atju hatte durch dieses nicht ganz logische Handeln etwas gezeigt, das man eigentlich nur organischen Wesen zusprach: Hoffnung. Die Hoffnung, dass Aashra letztlich zu bekehren war und dass durch seine Unterstützung Anich aufgehalten,