Perry Rhodan Neo 191: Pilgerzug der Posbis. Oliver Plaschka
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan Neo 191: Pilgerzug der Posbis - Oliver Plaschka страница 8
»Sie haben wohl recht«, pflichtete ihm Kerpen bei. »Ich komme jetzt runter.«
Sie ging in einen steilen Sturzflug über, der bei Himmelskörpern mit einer stärkeren Gravitation als Pluto, der nur über gut ein Sechzehntel der Erdanziehung verfügte, keine gute Idee gewesen wäre. Währenddessen überprüfte sie noch einmal die wenigen noch funktionierenden Instrumente. Wie sie befürchtet hatte, war LIGO-1, das lokale Laser-Interferometer, inaktiv. LIGO-2, die Schwesteranlage auf Charon, schwieg ebenfalls. Sie hoffte, dass die Kollegen dort oben wohlauf waren. Etwa eine Viertelstunde war seit dem totalen Systemausfall verstrichen.
Sie schoss über die pockennarbige Oberfläche der dunklen, gefrorenen Welt hinweg, passierte Cthulhu Macula und Pandemonium Dorsa. Dann kam die Station in Tartarus Dorsa in Sicht. Beleuchtung und Schutzschirme des Hangars arbeiteten normal. Kerpen verzögerte, das Hangartor schien auf sie zuzurasen, dann passierte sie den Schirm, bremste abrupt und setzte die Space-Disk mit einem merklichen Ruck auf. Die Schwerkraft innerhalb der Station war – im Gegensatz zu den winzigen Laboratorien der Ligaturen – auf Erdstandard geregelt.
Ihr Pod versuchte automatisch, sich mit dem Netzwerk der Station zu verbinden, doch das Ergebnis war nur ein zerhackter Datenstrom, der sie mehr ablenkte als informierte. Besser, sie ließ sich von Gallagher und ihrem Team auf den neuesten Stand bringen.
Sie verließ das Raumboot, eilte aus dem Hangar und passierte mehrere Technikerteams, die wie eine gut organisierte Feuerwehr mit kompetenter Hast in die unterplanetaren Anlagen vorrückten, ohne Kerpen eines zweiten Blicks zu würdigen. Dann betrat sie die Zentrale. Dort fand sie sich im Handumdrehen im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit wieder.
»Doktor Kerpen!« Sie machte den dunklen Haarschopf von Dr. Gallagher in der Menge aus. Er hob die Hand und winkte ihr mit einem Pad, dann bahnte er sich einen Weg zu ihr. »Gut, dass Sie so schnell zurück sind, Doktor Kerpen.« Gallagher kannte sie lange genug, um zu wissen, dass sie es nicht schätzte, wenn man sie vor dem kompletten Team mit Vornamen ansprach.
»Wissen Sie schon mehr?«, kam sie ohne Umschweife zur Sache. Sie hatte sich ihren freien Tag wirklich anders vorgestellt, doch von einem Moment auf den nächsten war es, als hätte sie die Zentrale nie verlassen. »Kann mir irgendwer sagen, was genau passiert ist?«, rief sie so laut, dass alle es hörten.
Ihre Mitarbeiter riefen flackernde Holos auf, schlugen wütend auf altmodische Bildschirme ein und überschlugen sich fast, die Komplexität der Lage zu betonen: Keiner hatte kommen sehen, was passiert war, niemand war für irgendwas verantwortlich, eine einfache Erklärung gab es wohl nicht, das Ausmaß der Schäden war längst noch nicht erfasst, aber ganz bestimmt war es ein einmaliges Ereignis, das sich so schnell nicht wiederholen würde.
»Aber was ist passiert?«, fragte sie abermals. »Das konnte mir bis jetzt noch niemand verraten.«
»Etwas ist in den Normalraum gestürzt«, fasste Dr. Gallagher, wie stets um Sachlichkeit bemüht, das Durcheinander zusammen. »Eine andere Erklärung gibt es nicht für die plötzlichen Wellen, sofern sich Neptun nicht spontan in ein Schwarzes Loch verwandelt hat. Die Energieflut der Aufrissfront hat uns die Skala gesprengt. Die Masse, die sich da materialisiert hat, muss gewaltig sein. Und direkt in der Nachbarschaft.«
»Haben wir denn keine Ortung?« Kerpen drängte sich an ihren Kollegen vorbei zum anderen Ende der Zentrale.
»Nur fragmentarisch«, antwortete Gallagher. »Die Strukturwelle hat große Teile der Instrumente einfach lahmgelegt. Wir hoffen, dass die Defekte nicht permanent sind.«
Kerpen machte etwas, was sie sehr selten tat: Sie fluchte. Mehrere Männer und Frauen unterbrachen erstaunt ihre Arbeit und hoben die Brauen. »Da sitzen wir auf der leistungsfähigsten Ortungsanlage des Sonnensystems, und kaum gibt es etwas Wichtiges zu orten ...«
»Genau das war in diesem Fall das Problem«, warf Gallagher ein. »Die Systeme waren einfach zu sensibel. Mitten in der Rekalibrierung war es ein Effekt, wie mit einem voll aufgedrehten Mikrofon einen Überschallknall aufzuzeichnen.«
»Die lachen uns doch aus in Terrania!«, schimpfte ein Mitarbeiter. »Die kürzen uns, ohne mit der Wimper zu zucken, sämtliche Gelder!«
»Es war nicht damit zu rechnen, dass es ausgerechnet heute passiert«, beharrte Gallagher.
»Tatsächlich war es der ausdrückliche Wunsch aus Terrania, dass die Neujustierung zu diesem Zeitpunkt stattfindet«, stellte Kerpen fest. »Einen Tag früher oder später, und es wäre kein Problem gewesen.«
»Das Timing war in der Tat unglücklich«, gab Gallagher zu.
Aber war es wirklich nur Zufall?, fragte sich ein paranoider Teil ihres Verstands. Was, wenn es nun doch die Bestien sind, die in diesem Augenblick Angriffsformation einnehmen? Was, wenn wir einen Spion unter uns haben, der den Invasoren zusätzliche Zeit erkaufen sollte?
Sie glaubte es nicht.
Aber sie wusste es auch nicht.
»Ich brauche eine Verbindung zur Erde!«, sagte sie. »Kriegen Sie das hin? Bitte sagen Sie mir, dass der Hyperfunk funktioniert.« Mit normalen, lichtschnellen Funksignalen würde es mehrere Stunden dauern, um auf der Erde gehört zu werden.
»Wir versuchen gerade, einen Satelliten als Relais zu nutzen«, wich der Funker aus. »Alternativ könnten wir vielleicht ein Schiff in der näheren Umgebung ...«
Kerpen schlug die Hand vors Gesicht.
»Ich glaube, ich habe hier was«, meldete die Kollegin des unglücklichen Funkers, die vor der Ortung saß. »Die ersten Systeme nehmen nach und nach wieder den Betrieb auf, und es sieht ganz danach aus, als ob wir es nicht mit einem, sondern mehreren Objekten zu tun haben.«
Kerpens Kehle schnürte sich zusammen. »Wie viele genau?«
Die jüngere Frau kniff die Augen zusammen und begann Lichtpunkte in einem grünen Holo zu zählen, das wie mit einem groben Pinsel hingekleckst vor ihr in der Luft schwebte.
»Sagen Sie den Technikern, Sie sollen sich um die Antennen kümmern!«, flehte Kerpen.
»Einundzwanzig«, verkündete die Orterin.
»Einundzwanzig?«, schnappte Kerpen.
»Einundzwanzig Schiffe«, bestätigte Gallagher, der sich nun ebenfalls über das Holo beugte und über ein individuelles Akustikfeld Rücksprache mit mehreren Mitarbeitern hielt.
»Sehr große Schiffe«, ergänzte die Kollegin.
»Was tun sie?«
»Momentan nichts ... Sie sitzen praktisch direkt über uns. Abstand etwa fünfzigtausend Kilometer.«
Kerpen ballte die Hände. Das war nahe. Näher als Kerberus und Hydra. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht den Kopf zu heben. Fast war ihr, als könnte sie den Schatten der fremden Raumschiffe auf sich spüren wie ein Hase den Hauch von Adlerschwingen.
»Wir haben Kontakt zum Leichten Kreuzer IMPALA«, meldete der Funk. »Sollen wir ...?«
»Geben