Perry Rhodan 2986: Sonnenmord. Leo Lukas
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»Na dann ...«
»Aber ich bin noch nicht fertig! Ich möchte meine Hinterlassenschaft, mein Testament, unbedingt vervollständigen.«
»Unbedingt.«
»Ja, unbedingt.«
Für eine Weile schwieg mein Gesprächspartner. Mit Sicherheit nicht, weil ich ihn in Verlegenheit gebracht hätte – seine Denkprozesse liefen ungleich schneller ab als meine. Offensichtlich wollte er mir Zeit geben, das bisher Besprochene zu reflektieren.
»Somit sind wir«, sagte ich nach mehreren, langen Millisekunden, »wieder bei der Anfangsfrage: Was hindert mich? Und vor allem, wodurch könnte ich diese grässliche Selbstblockade überwinden?«
»Dir steht der gesamte Katalog an für derartige Fälle erprobten Vorgehensweisen und Methoden zur Verfügung. Allerdings vermute ich, dass sich darin nichts für dich wesentlich Neues finden würde.«
»Schönen Dank.« Meine mitgesandten Symbolgruppen strotzten vor Sarkasmus.
Schon wollte ich mich, um nichts schlauer und hoffnungsvoller als zuvor, zurückziehen, da sagte der Plasmatiker: »Einen Tipp hätte ich allerdings.«
»Nämlich?«
»Das ist noch recht frisch. Etliche Leute, denen es ähnlich ergangen ist wie dir, haben sich in letzter Zeit in einer Region auf K-Süd angesiedelt. Den bislang nur spärlichen und daher mangelhaft überprüften Rückmeldungen zufolge fanden sie in der dortigen Gemeinschaft Hilfe. Und dadurch ›zurück in die Schienen‹. Vielleicht wäre das auch etwas für dich. Ich kann freilich keine Garantie übernehmen, dass ...«
»Wo genau liegt dieser Ort?«
Ohne weiteren Kommentar übermittelte er mir die Positionsdaten. Da sich mir keine vernünftige Alternative bot, machte ich mich gleich am nächsten Tag dorthin auf den Weg.
1.
Der Zwischenstopp
»Fernortung!«
Admiralin Anna Patoman, die entspannt vor sich hin gedöst und im Halbschlaf eine Liste der verschiedenen, an Bord verfügbaren Sorten von Pfefferminztee erstellt hatte, schreckte auf und war sofort wieder voll im Dienst. »Was, wo, wer?«
»Den Signaturen zufolge ein kleiner Pulk von nahe beieinander stehenden Raumschiffswracks«, meldete der Sprecher der Abteilung Funk und Ortung. »Eines davon könnte eine terranische Space-Jet sein. Von einem anderen, aus dieser Entfernung nicht identifizierbaren, mutmaßlich ebenso schwer beschädigten Raumer geht ein schwaches, in regelmäßigen Abständen wiederholtes Notsignal aus.«
Die Kommandantin der GALBRAITH DEIGHTON VII richtete sich auf und aktivierte die Massagefunktion ihres Kontursitzes. Sich dehnend und reckend, fragte sie: »Perry? Was tun wir?«
Rhodan stand am Pult des Expeditionsleiters, lässig-entspannt, und sortierte rasch, aber ohne Hektik, die speziell für ihn projizierten, holografischen Infofelder. »Zuerst einmal verschaffen wir uns ein aussagekräftigeres Bild. Dann entscheiden wir, ob wir länger als geplant verweilen. Einerseits haben wir keine Zeit zu vergeuden. Andererseits: Einem Notruf, möglicherweise in Verbindung mit einem terranischen Schiff, muss nachgegangen werden, schon gar hier draußen.«
Das war, fast wortwörtlich, die Antwort, die Anna Patoman erwartet hatte.
*
Die GALBRAITH DEIGHTON, das Flaggschiff der Liga-Flotte, befand sich im intergalaktischen Leerraum, weit über der Hauptebene der Milchstraße.
Vor knapp vier Wochen, am 29. Mai 1552 NGZ, waren das Schiff und seine Besatzung aufgebrochen, um die Distanz von rund 300.000 Lichtjahren bis zum Zentralplaneten der Posbis zu überwinden. Denn wie sie in Erfahrung gebracht hatten, bildete die Hundertsonnenwelt eines der primären Angriffsziele der HARUURID-Mission der gondischen Invasoren.
Das bedeutete, dass Eile geboten war.
Schließlich hatten die positronisch-biologischen Intelligenzwesen, die zu den treuesten Verbündeten der Terraner zählten, ihre Hauptwelt weitgehend von Fragmentraumern entblößt. Die Posbis hatten sie in den Einsatz geschickt, um mit deren Kapazitäten die Evakuierung der Milchstraße zu unterstützen, falls der Weltenbrand nicht rückgängig gemacht werden konnte.
Perry Rhodan hatte bereits vor dem Start dringliche Warnungen absetzen lassen. Ein Kurierschiff war zum relativ nahe gelegenen, in etwa anderthalb Flugtagen erreichbaren Kugelsternhaufen M 3 im Halo der Milchstraße geschickt worden, wo die nächsten Relaisstationen des galaktischen Hyperfunknetzes installiert waren.
Mittlerweile sollten das Galaktikum, die LFG, die USO und die UPZ, die Union positronisch-biologischer Zivilisationen, also das Staatengebilde der Posbis, die Botschaft erhalten haben. Alle verfügbaren Hilfstruppen sollten längst in Marsch gesetzt worden sein.
Am schnellsten hatten jedoch, aufgrund ihrer Ausgangsposition, die GALBRAITH DEIGHTON und der sie begleitende, onryonische Raumvater SOOZORD reagieren können.
Das dritte Schiff im Bunde, die BOX 11211, der annähernd würfelförmige Fragmentraumer, von dem einige Besatzungsmitglieder auf die DEIGHTON übergewechselt waren, hatte den Anschluss verloren. Damit war allerdings zu rechnen gewesen: Er verfügte über nicht ganz so leistungsfähige Überlicht-Triebwerke.
Davon abgesehen, war die weite Reise erfreulich ereignislos verlaufen.
Bis jetzt, dachte Anna Patoman.
*
Neue Ortungsergebnisse gingen ein.
»Das ist ein bisschen seltsam«, kommentierte Leutnant Ringon Tartaritov, der diensthabende Funk- und Ortungsoffizier. »Diese Wracks ... Sie erwecken, vereinfacht ausgedrückt, allesamt den Eindruck, als wären sie zwar da, aber ... noch nicht ganz.«
»Was soll das heißen?«, fragte Patoman.
»Nun, sie sind nachweislich materiell. Aber zugleich wieder nur ... fast.«
»Durchscheinend? Semi-manifestiert?«
»Nein. An ihrer physischen Präsenz gibt es nichts zu zweifeln. Die erscheint nicht nur normal, sie ist es. Sonst hätten wir den Pulk gar nicht so schnell bemerken können, über die große Entfernung, trotz der sonstigen Signalarmut ringsum.«
»Aber? Komm zum Punkt!«
»Ihnen hängt etwas an, wie eine hyperphysikalische Fahne oder eher die Abwesenheit davon.«
»Leutnant!«
Tartaritov seufzte. »Ich habe das ganze Datenkonvolut schon an die Wissenschaftssektion weitergeleitet. Aber die können auf die Schnelle damit auch nicht mehr anfangen als wir. – Moment, eben geht ein Anruf aus der SOOZORD ein.«
»Weiterleiten!«, riefen Anna Patoman und Perry Rhodan wie aus einem Mund.
*
Im Holokubus erschien