Perry Rhodan 3066: Drangwäsche. Michael Marcus Thurner

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Perry Rhodan 3066: Drangwäsche - Michael Marcus Thurner Perry Rhodan-Erstauflage

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sie mit den dreien zu synchronisieren, die bereits einsatzbereit war.

      Kibrr verstand es nicht. Warum war sein Sohn bloß so ungeschickt? Er selbst hatte es vor drei Jahren geschafft, das achte von zehn möglichen Greifpodien zu aktivieren und es mit den anderen sieben abzustimmen.

      Vielleicht würde es ihm sogar gelingen, das neunte zu aktivieren, bevor der Große Schwarze Vogel über ihn kam und ihn aus seinem Gelege riss?

      Es hatte in seiner Familie nie einen Neuner gegeben. Er würde in der langen Ahnenlinie einen ganz besonderen Platz einnehmen. Als einer von nicht einmal hundert Spavnos seiner Generation, die neun von zehn Greifkrallen sinnvoll einzusetzen vermochten.

      Das Spiel der Hände war elementar. Wer mehr Greifkrallen einsetzte, war präsenter und überzeugender. Eine beinahe hypnotische Wirkung ging von den Bewegungen aus. Sie machten, dass das Gegenüber Vertrauen fasste und bereit war, Handel zu treiben. Aber auch, um Sympathien zu entwickeln oder auf ein Liebeswerben einzugehen.

      Kibrr erzählte von vergangenen Tagen, auch wenn sich Hadrr kaum dafür interessierte. Sein kleiner Gelegekönig sah teilnahmslos aus dem Fenster und warf immer wieder rasch einen Blick auf den Gock, das Spiele-Ei, das ihn mit vielen seiner gleichaltrigen Freunde verband.

      Dafür ist er wiederum geschickt genug, obwohl er bloß drei Greifkrallen einsetzen kann!

      Manchmal zweifelte Kibrr an seinem Entschluss, Hadrr als Gelegekönig und damit als Nachfolger einzusetzen. Aber er konnte die besonderen Anlagen riechen, schmecken und spüren, die der Siebtgeborene mit sich brachte. Sobald er seine Greifkrallen weiterentwickelte, würde er ein äußerst geschickter Händler werden – und die Hühner seines Gelegestalls verrückt machen. Er war der geborene Hausgockel.

      Unter ihnen zog die Savannenlandschaft vorüber, die Gondel schaukelte träge im Wind. Der breite Fluss im Norden, die Ficha, war an ihrem fischigen Geschmack zu erahnen.

      Bis nach Bims-Char waren es fast drei Stunden. Aber sie würden viel früher in einer der kleinen Zwischenstationen aussteigen und ihre monatliche Wanderschaft beginnen. Hinein in die Moorgebiete, in denen leckere Wildschlangen, Igelegel und schnabelgroße Wasserhüpfer darauf warteten, gebraten und heruntergeschlungen zu werden. In den Abendstunden würden sie es sich auf einer der vielen Hüttenstangen bequem machen, die die Naturparkverwaltung gratis zur Verfügung stellte.

      Das Leben war schön.

      Das Leben wäre schön, verbesserte sich Kibrr, dessen Gesichtsgefieder nun unangenehm stark juckte, wenn da nicht diese zirpenden Störenfriede aus dem All wären. Diese schrecklichen Wesen, die unsere Leben zu zerstören versuchen. Ohne dass wir wissen, was sie eigentlich von uns wollen.

      3.

      Einige Tage vor dem Aufprall

      »Du hast Glück gehabt«, sagte ANANSI.

      »Ich habe spekuliert«, widersprach Icho Tolot und wischte das Holoschachbrett beiseite, nachdem er sich die Positionen der Figuren eingeprägt und das Spiel zwischen den Hunderttausenden anderen in seinem Gedächtnis abgelegt hatte. »Ich gebe zu, dass ich im Endspiel mehrmals mein Glück herausgefordert habe. Aber die Erfahrung sagt mir, dass mir ein Spiel mit einem Damengambit in Kombination mit einer geschlossenen Imartischen Eröffnung die besten Chancen gegen dich einräumt.«

      »Du weißt selbst, dass das nicht stimmt, Taravat«, widersprach die Bordsemitronik mit sanfter Stimme und verwendete dabei einen halutischen Ehrentitel. »Ich habe das terranische Schach durchgespielt. Ich habe jede denkbare Zugkombination überlegt und bewertet. Mit Weiß gewinne ich immer. Mit Schwarz gibt es eine nullkommadreiprozentige Chance, dass mein Gegner mich besiegt. Wenn er jederzeit alles richtig macht – und das hast du im Endspiel mit Entscheidungen geschafft, die du aus dem Bauch heraus getätigt hast.«

      »Willst du mir den Sieg vergällen, ANANSI?«

      »Keineswegs. Hast du Lust auf noch eine Partie?«

      »Später vielleicht.« Icho Tolot kam auf die Beine und sah sich in der Zentrale um. Er blickte auf seine Schutzbefohlenen hinab. Die meisten waren nur halb so groß wie er.

      Terraner, Epsaler, Jülziish, Oxtorner, Arkoniden und Angehörige anderer Milchstraßenvölker waren mit Kontrollaufgaben beschäftigt. Alles klappte wie am Schnürchen, es gab – wie in den Wochen und Monaten zuvor – kaum Zwischenfälle.

      Langweilig.

      Die RAS TSCHUBAI erledigte ihre Aufgabe hervorragend, die Rückreise in die Milchstraße war trotz der gewaltigen Dauer und den Belastungen eine Routineangelegenheit.

      Weil die Schiffsbesatzung hervorragend ausgebildet und während ihrer Abenteuer in der Galaxis Ancaisin gereift war. Insbesondere ANANSIS Versagen vor der Wiedergeburt der VECU war analysiert und die Kontrollmechanismen entsprechend verbessert worden. Die an Bord verbliebenen Phersunen waren abgesetzt, die Vorräte auf einer abgelegenen und unberührten Welt ergänzt worden. Die Reise selbst verlief seitdem ereignislos.

      Langweilig.

      Tolot streifte über die Bedienungskonsole seines Stuhls. Er übte ein wenig zu viel Druck aus, ein rötliches Holofeld glühte auf. Er hatte das Panel beschädigt.

      Ein Serviceroboter kam herbeigeschwebt und nahm sich des Problems an.

      »Du bist ungeduldig, Taravat«, sagte ANANSI.

      »Kein Wunder. Wir haben die 3453. Partie Blitzschach seit unserem Abflug aus der Peripherie von Ancaisin gespielt. Und das in hundertachtundzwanzig Tagen, während derer wir etwa hundertsechzig Millionen Lichtjahre zurückgelegt haben. Auf uns warten weitere hundertzwölf Millionen Lichtjahre gepflegter Langeweile.«

      »Es gibt viel mehr zu tun als das, Taravat. Ich habe dir vorgestern einige knifflige Simulationen zum Nutzungsverzicht der Suspensionsalkoven bereitgestellt.«

      Richtig. Tolot hatte kaum einen Gedanken daran verschwendet. Diese Forschungsarbeit lief auf einen Zahlen- und Datenvergleich mehrerer Rechenmodelle hinaus, der sein Planhirn tagelang beschäftigten würde.

      Er wollte sich nicht darum kümmern, nicht an diesem Tag. Er brauchte Bewegung. Die Simulationshalle auf Deck 14 bot kaum Gelegenheit, sich richtig auszutoben.

      Tolot fühlte eine ungewohnte Regung. Ein selten gespürtes Durcheinander in der Kombination seiner beiden Hirnteile. Das Planhirn übernahm mit ungewohnter Vehemenz die Kontrolle über seine Denkprozesse und lieferte ihm alarmierende Fakten.

      Tolot verstand.

      Er trat zu Cascard Holonder, dem stoisch dasitzenden Kommandanten der RAS TSCHUBAI, und sagte: »Es gibt ein Problem.«

      »Ein Haluter tritt mit einem Problem an einen Terraner heran, das er selbst nicht lösen kann? Da bin ich aber gespannt.« Holonder blickte starr geradeaus auf ein Holo, das die Galaxis Ancaisin zeigte.

      »Ein Vurhatu-Problem.«

      Es dauerte eine Weile, bis Holonder verstand und reagierte. Er rieb sich die Augen und wandte sich Tolot zu. »Bist du dir sicher?«

      »Ich werde einige Untersuchungen machen, um völlige Gewissheit zu haben. Aber ich erkenne die Anzeichen. Ich erwarte, in den nächsten Tagen in eine Drangwäsche zu rutschen.«

      *

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