Robert Koch. Barbara Rusch

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Robert Koch - Barbara Rusch страница 6

Robert Koch - Barbara Rusch

Скачать книгу

seinen Beruf als Leiter der Eisenhütte in Rothehütte naturwissenschaftlich geschult, privat sammelte er Mineralien und Gesteine, interessierte sich für Pflanzen und Insekten, züchtete Bienen und Schmetterlinge und war ein begeisterter Gärtner. In dieser Hinsicht trafen sich die Interessen von Großvater und Enkel. Robert Koch half Andreas Biewend gerne beim Gärtnern und bei der Pflege der Bienenstöcke – in ihrer Liebe zur Natur lagen sie auf einer Wellenlänge. »Lieber Großvater, wie befindest Du Dich, wenn Du besser bist so erlaubst Du uns, daß wir Hundstage hinkommen; dann schlagen wir die weißen Schmetterlinge tod; aber wenn Du wieder herkommst; dann sollst Du unser kleines Theater sehen jeder von uns hat auch ein kleines Beet blos Helene nicht«, schrieb er ihm als Neunjähriger. Von seinem Großvater lernte Robert Koch sicherlich viel über die Gesetze der Natur.

      Das Interesse für Naturwissenschaften und deren praktische Anwendung, den Sinn für technische Neuerungen und den Hang zum Tüfteln unterstützten hingegen sein Vater und sein Hamburger Onkel Eduard Biewend, der Vater seines Cousins Roë. Hermann Koch bemühte sich in seiner leitenden Stellung engagiert und durchaus erfolgreich, den Oberharzer Bergbau und die Verhüttungsprozesse technisch auf den neuesten Stand zu bringen. In seine Zeit als Bergrat fiel 1859 die Entdeckung des Neuen Lagers im Erzbergwerk Rammelsberg.

      Anfang der 1860er-Jahre experimentierte Hermann Koch zusammen mit dem schwedischen Erfinder und Unternehmer Alfred Nobel in Oberharzer Steinbrüchen mit Nitroglyzerin. Wenn man den Berichten glauben darf, brachte Nobel den Sprengstoff, den er in seiner Fabrik bei Hamburg produzierte, in Flaschen in der Postkutsche nach Clausthal, das damals noch nicht einmal an das Eisenbahnnetz angeschlossen war. Wie schrecklich schief diese Transporte auf rumpeligen Straßen hätten gehen können, zeigen die tödlichen Unfälle an Nobels Teststätten; 1864 kostete eine unkontrollierte Explosion auch seinen Bruder Emil das Leben. In der Folge verbannten die schwedischen Behörden Nobels Labor aus Stockholm und erlaubten ihm Experimente mit Nitroglyzerin nur noch in unbebauten Gebieten. Die Probesprengungen im Oberharz waren eine wichtige Etappe in der Entwicklung des Dynamits, und Hermann Koch und Alfred Nobel blieben noch lange nach ihrer Zusammenarbeit in Kontakt. Wenige Jahre später half Nobel Robert Kochs jüngerem Bruder Arnold durch seine Geschäftsbeziehungen in New York, in den Vereinigten Staaten Fuß zu fassen.

       »Ursprünglich bildete die Bakteriologie einen winzigen Abschnitt der Botanik.«

      ROBERT KOCH

      Man kann davon ausgehen, dass bei den Kochs zu Hause über den Bergbau, die neuesten Technologien und chemischen Prozesse gefachsimpelt wurde, schließlich war auch der Großvater vom Fach, und einige Brüder von Robert Koch sowie sein Cousin Robert studierten später selbst Bergwissenschaften. Sicher ist, dass Hermann Koch Robert in dessen Studienzeit zu seinen Inspektionen der Hütten und Bergwerke mitnahm und ihn mit den technischen und chemischen Geräten der Montanindustrie aus erster Hand vertraut machte. Möglicherweise waren gerade diese Erfahrungen für Robert Kochs spätere Arbeit prägend: technische Neuerungen in der wissenschaftlichen Forschung praktisch anwenden und Forschungsergebnisse in der Bakteriologie in der allgemeinen Hygienepraxis umsetzen.

      Großen Einfluss übte auch Mathildes Bruder aus. Eduard Biewend wohnte mit seiner Familie in Hamburg, hielt sich aber oft in Clausthal bei seinem Sohn Robert auf, der aus Gesundheitsgründen bei den Kochs im Harz lebte. Er war der Lieblingsonkel von Robert Koch und für die Kinder eine enge Bezugsperson. Der promovierte Chemiker war von 1843 bis 1876 bei der Hamburger Bank als Münzwardein für die Prüfung der Münzlegierungen und -gewichte sowie für die Kontrolle des Münzmeisters zuständig.

      Es war wohl Eduard Biewend, der Robert Koch für die Mikroskopie begeisterte und ihm das Fotografieren beibrachte. Mitte des 19. Jahrhunderts zählte er zu den Pionieren der Daguerreotypie, ziemlich sicher experimentierte er schon um 1846 mit der neuen Technologie. Lange Zeit unterschätzt, wird er heute zu den einflussreichen frühen Fotografen in Deutschland gezählt, der für die damalige Zeit erstaunlich ungezwungene, berührende Porträts – vor allem von seiner Familie und der seiner Schwester Mathilde – und ungewöhnliche Landschafts- und Architekturfotografien schuf. Daguerreotypien von Eduard Biewend, darunter Porträts von seiner Frau und seinen Kindern, werden heute unter anderem im Getty Trust in Los Angeles und in den Technischen Sammlungen der Stadt Dresden aufbewahrt. Auch ein berühmtes Familienfoto der Kochs aus dem Jahr 1854 stammt von ihm. Eduard Biewend unternahm mit Robert oft Erkundungen, sammelte mit ihm Pflanzen, Tiere und Mineralien, half ihm, sie zu bestimmen und unter der Lupe genau zu betrachten. Ganz sicher trug sein Einfluss auch dazu bei, dass Robert Koch später die Fotografie als technische Neuerung in seine Arbeit einbaute.

image

      Der schwedische Erfinder Alfred Nobel unternahm in den 1860er-Jahren gemeinsam mit Robert Kochs Vater Hermann im Oberharz Testsprengungen mit Nitroglyzerin und blieb der Familie auch in späteren Jahren verbunden.

       Ein neuer Weg

      STUDIUM UND ERSTE FORSCHUNGSERFOLGE

       »Robert Koch hat erklärt, Philologie studieren zu wollen, während es bisher schien, als werde er sich dem Studium der Medizin oder der Mathematik und Naturwissenschaften widmen. Er hat eine Anlage, die ihm als Gymnasiallehrer allerdings zu statten kommen würde: die des mündlichen Vortrages, den ein sehr treues Gedächtnis unterstützt; wenigstens konnte man einzelne Leistungen dieser Art sehr gut nennen.«

      So lautete das Urteil eines der Lehrer von Robert Koch. Allerdings wünschte man sich generell die Vorbereitung gerade zum philologischen Fach doch etwas vollständiger. Es würde nun darauf ankommen, ob Koch seine Kraft konzentriert und konsequent auf das vorgesteckte Ziel richte; die Fähigkeit ließe sich nicht leugnen. Philologie? Man meint die fragend hochgezogene Braue des Schuldirektors sehen zu können, der diese Beurteilung des Schülers Robert Koch vor dem mündlichen Abitur der Prüfungskommission vorlegte. Angesichts seiner Zensuren und seiner offensichtlichen Begabungen schien dieser Berufsplan überhaupt nicht zu ihm zu passen. Was war geschehen?

       »Gerade bei meinen Brüdern habe ich die Überzeugung gewonnen, daß nicht die Schule, sondern das Leben den Kaufmann zu dem macht, was er sein soll.«

      ROBERT KOCH

      Was Roberts Berufsplanung anging, hing bei den Kochs wohl schon längere Zeit der Haussegen so schief, dass sogar der Familienrat in Hamburg bei Roberts Onkel Eduard Biewend tagte. Im April 1861 schrieb Mathilde Koch dazu besorgt an ihre Schwägerin: »Daß Hermann mit Robert kommt, geschieht in einer wichtigen Angelegenheit, daß Robert fest in der Wahl seines künftigen Berufes wird. Er spricht noch immer, daß er Kaufmann werden möchte, und das wünschen wir nicht und da soll nun Robert mit Euch und Wilhelm an Ort und Stelle in Hermanns Beisein Rücksprache nehmen.«

      Offensichtlich war Robert drauf und dran, die Schule aufzugeben, war sie doch um einiges langweiliger als der Weg, den seine Brüder einschlagen wollten: Der älteste Bruder, Adolf, war damals schon Landwirt und plante unumstößlich nach Amerika auszuwandern. Wilhelm, nur ein Jahr älter als Robert, hatte die Schule vor dem Abitur verlassen, absolvierte in Hamburg eine kaufmännische Lehre und war ebenso wie Adolf fest zur Emigration entschlossen. Auch die beiden jüngeren Brüder Arnold und Albert zeigten wenig Ehrgeiz, in der Schule, im Harz oder auch nur in Europa zu bleiben. Die Koch-Brüder lagen mit ihren Plänen ganz im Trend der Zeit: Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Auswanderungswelle mit jährlich über 100 000 Emigranten bislang unerreichte Dimensionen angenommen. Und 90 Prozent der Auswanderer zogen in die Vereinigten Staaten, wo deutsche Immigranten eine der größten Gruppen bildeten.

image

      Der etwa 21-jährige Robert Koch als Student in Göttingen. Der angehende

Скачать книгу