Fettnäpfchenführer Island. Marc Herbrechter

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Fettnäpfchenführer Island - Marc Herbrechter Fettnäpfchenführer

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in Deutschland ist es vielerorts gang und gäbe, vor dem Baden nicht oder nur mit klarem Wasser und in Badesachen zu duschen. Das Wasser in den meisten Schwimmbädern ist ohnehin so stark mit Chlor versetzt, dass Keime und Bakterien keinerlei Überlebenschance haben. Nicht so in Island: Hier wird in Schwimmbädern sehr wenig oder gar kein Chlor eingesetzt. Dafür wird das Wasser regelmäßiger ausgetauscht, denn Wasser gibt es ja in Massen. Vor allem aber ist die Chlorbelastung niedriger, weil man sich kulturell vor vielen Jahren darauf verständigt hat, vor dem Baden zu duschen. Das hat vor allem mit den natürlichen heißen Quellen zu tun. Diese sind überhaupt nicht behandelt, weder mit Chlor noch sonstigen Chemikalien, und in vielen kann das Wasser gar nicht oder nur sehr langfristig ausgetauscht werden. Man wollte also sicherstellen, dass mit der steigenden Anzahl von Menschen das Risiko der Verschmutzung nicht ebenso zunahm.

      In den letzten Jahren mussten leider ein paar natürliche heiße Quellen geschlossen werden, weil diese dem Besucheransturm nicht standhielten. Zum einen, weil viele sich eben nicht an diesen Knigge hielten, zum anderen, weil sich schlicht und einfach zu viele Menschen im heißen Wasser dieser kleinen Quellen rekeln wollten.

       Was können Sie besser machen?

      Vor dem Hintergrund, dass die Isländer bereits einige ihrer geliebten heißen Quellen aufgeben mussten, ist es besonders wichtig, als Besucher des Landes zu zeigen, dass man sich mit den Gepflogenheiten hier vertraut gemacht hat und diese respektiert. In Bädern ist es üblich, vor dem Baden zu duschen: ohne jegliche Kleidung, mit Seife und besonders gründlich.

      Wer sich nicht gern vor anderen auszieht, findet in den meisten Duschen abgetrennte Kabinen. Sollten diese nicht vorhanden sein, ist das leider keine Entschuldigung, nicht zu duschen. Eventuell kann das Servicepersonal weiterhelfen, oder man sucht sich schlicht ein anderes Schwimmbad aus.

      Besonders heikel wird es bei den natürlichen heißen Quellen. Viele haben keine Duschen vor Ort, und entsprechend kann man auch nicht erwarten, dass direkt vor dem Baden geduscht wird. Einige sind auch nur durch kleine Wanderungen zu erreichen, und wer wandert, der schwitzt. Auch das weiß man in Island und kann damit leben. Diese Quellen werden teilweise überwacht, und die Wasserqualität wird geprüft. Teilweise auch nicht.

      Was kann man nun tun? Mit gesundem Menschenverstand baden gehen und die heißen Quellen nicht als Badewanne missbrauchen! Wer sich zur Entspannung in einen Hot Pot setzt, wird erst mal keinen Schaden anrichten. Wer statt der Dusche am Campingplatz, die im Normalfall ein paar Euro kostet, den Hot Pot zum Baden missbraucht, sollte sich jedoch überlegen, ob er oder sie in Island richtig ist.

       WELLNESS IM WASSER

      Die heißen Quellen in Island haben eine lange Tradition: Schon die ersten Siedler im 10. Jahrhundert nutzten das geothermisch aufgeheizte Wasser, um sich darin aufzuwärmen. Doch auch in gesellschaftlicher Hinsicht nehmen die Hot Pots einen besonderen Stellenwert ein, denn hier trifft man sich, um über das Tagesgeschehen zu sprechen. Was dem Deutschen der Stammtisch ist dem Isländer das Bad in der heißen Quelle, könnte man sagen.

      Man kann in Island zwischen natürlichen heißen Quellen und Schwimmbädern unterscheiden. Während natürliche heiße Quellen oft von Privatleuten oder Gemeinden für eine kleine Zahl von Besuchern erbaut wurden, verkraften Schwimmbäder meist auch größere Mengen an Menschen. Der Besuch einer heißen Quelle sollte also etwas Besonderes sein und mit besonderer Umsicht erfolgen.

      Die meisten Schwimmbäder im Land sind Freiluftbäder, doch das Wasser wird durchgängig erhitzt. Dazu nutzt man das heiße Wasser aus dem Boden. Auf diese Weise schwimmt man in frischem Wasser, das kostenfrei erwärmt wird.

      Bei den meisten heißen Quellen handelt es sich um kleine, stehende Gewässer, in die das heiße Wasser aus einer nahe gelegenen heißen Quelle, also direkt aus dem Boden zugeleitet wird. Das Wasser riecht daher oft mehr oder weniger stark nach Schwefel.

      Eine besondere Stellung nimmt die Blaue Lagune ein. Ursprünglich eine kleine Pfütze in einem Lavafeld, ist hier mittlerweile ein erstklassiges Spa und die wohl meistbesuchte Sehenswürdigkeit des Landes entstanden. Die Blue Lagoon liegt direkt am Flughafen und kann sogar bei kurzen Stopover-Flügen besucht werden. Sie speist sich aus einer Mischung aus Meerwasser, das über unterirdische Tunnel im Lavafeld landet, und Wasser aus dem nahe gelegenen Geothermiekraftwerk, also Abwasser. Aber keine Sorge, das Wasser wird im Kraftwerk ebenfalls ausschließlich zur Erwärmung genutzt und danach, wenn es an Hitze verloren hat, in die Blaue Lagune gepumpt. Dadurch erneuert sich das Wasser hier alle 24 Stunden. In der Zwischenzeit mischt es sich mit dem Wasser aus dem Atlantik, das reich an Algen ist. In Kombination mit den Silikaten entsteht hier eine gesunde Mischung, auf die vor allem jene schwören, die unter Hautkrankheiten wie Schuppenflechte leiden. Diese heilsame Wirkung hatte ein Isländer entdeckt, der regelmäßig durch das spitze Lavagestein zu diesem speziellen Ort kam, noch lange bevor er zum Besuchermagneten wurde.

      6

       SELTSAM SORTIERT

       MAX WILL TELEFONIEREN

      Inzwischen ist Max nun schon etwas über zwei Wochen als Tauch-Guide auf der kleinen Insel im Nordatlantik und hat genug vom Kistenschleppen, vom Lebenretten und vom Einschlafen auf dem Beifahrersitz während der Heimfahrt. Da kommt es ihm gerade recht, dass ein Teil der Ausbildung daraus besteht, das Backoffice im Tauchladen kennenzulernen. Das bedeutet Telefonsupport, Buchhaltung, Planung und alles, was mit Organisation zu tun hat.

      Für Max ein leichter Job, da er aus der IT-Branche kommt und strukturiertes Arbeiten kennt. Nicht, dass er es mit Strukturen hätte, aber immerhin kennt er sie.

      Maria aus der Buchhaltung zeigt Max, wie eine Tour geplant wird – von der ersten Buchung über die Koordination mit den Guides bis hin zur Abrechnung mit den Kooperationspartnern.

      Maria und Max hatten einander sofort ins Herz geschlossen: Beide sind echte Lebemänner beziehungsweise Lebefrauen. Oder so. Die Enddreißigerin besitzt die Art von Humor, die Max zu schätzen weiß: niveauflexibel und kindisch, außerdem schwarz und sarkastisch. Alles in einem perfekten Gleichgewicht und gepaart mit einer engelsgleichen Aura, sodass Maria selbst mit den versautesten Limericks davonkommt. Sie ist ureingeborene Isländerin, durch und durch.

      Max kennt die meisten Schritte, die Maria erklärt, denn er hat sie ja wochenlang selbst durchgeführt. Die andere Seite des Unternehmens hat er sich jedoch bei Weitem nicht so komplex vorgestellt. Alles, was er bisher gemacht hat, wurde um ein Vielfaches einfacher durch die gute Vorarbeit und Koordination hier im Backoffice. Nun soll Max für Ende der Woche seine erste Tour planen. Maria und die anderen Teammitglieder im Büro stehen ihm zur Seite, was auch dringend nötig ist, denn Max hat viele, viele Fragen: Wo kann ich sehen, ob ein Gast schon bezahlt hat? Wo wird angezeigt, wo die Gäste übernachten? Kann ich die Größe für den Taucheranzug auch direkt in der Buchung sehen oder muss ich dazu in die Konversation mit dem Kunden?

      Ganz schön anstrengend, aber gegen Mittag ist Max auf einem guten Weg und fühlt sich nicht mehr komplett nutzlos. Das Team geht gemeinsam zum Mittagessen, und Max schließt sich an. Normalerweise bringen die Kollegen sich Essen selbst mit und machen es in der Küche warm, doch heute haben alle Lust, auswärts essen zu gehen. Es geht zum Coocoo’s Nest, das zu den hübschesten Restaurants der Stadt zählt und direkt am alten Hafen liegt. Hier gibt es für die Leute in der Gegend einen relativ günstigen Mittagstisch, den man sich zumindest ab und zu leisten kann. Ansonsten bleiben Restaurantbesuche in Reykjavík einfach aufgrund der hohen Kosten eher für spezielle

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