Ronaldo. Luca Caioli

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Ronaldo - Luca Caioli

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das Lieblingsspielzeug weggenommen hatte. In der zweiten Hälfte kam er aufs Feld und schoss zwei Tore, mit denen er die Mannschaft zu einem 3:2-Sieg führte. Er konnte es definitiv nicht ab, zu verlieren. Er wollte jedes Mal gewinnen, und wenn sie verloren, dann hat er geweint.“

      „Deshalb wurde er auch Heulsuse genannt“, erklärt Dolores. Er brach leicht in Tränen aus oder wurde wütend – wenn ihm ein Mannschaftskamerad den Ball nicht zuspielte, wenn er oder jemand anderes das Tor nicht traf oder einen Pass nicht bekam oder wenn die Mannschaft nicht so spielte, wie er wollte. Der andere Spitzname, den er bekam, war Abelinha, die ‚kleine Biene‘, weil er wie eine geschäftige Biene immer kreuz und quer über den Platz lief. In Madrid sollte Cristiano viele Jahre später seinen Yorkshireterrier auf den gleichen Namen taufen.

      „Ein Fußballspieler wie Ronaldo kommt nicht jeden Tag daher“, fügt Rui Santos hinzu. „Und wenn er es plötzlich tut, dann wird einem klar, dass er ein Superstar ist – anders als all die anderen Kinder, die man hat spielen sehen.“ Doch leider gehörte Andorinha zu den schwächsten Teams in der Liga, und wenn sie sich Größen wie Marítimo, Camara de Lobos oder Machino gegenübersahen, wurden die Spiele zu einer Art Stahlbad. Ronaldo wollte eigentlich nicht hin, weil er schon wusste, dass sie verlieren würden. Doch dann kam sein Vater nach Hause, munterte ihn auf und überzeugte ihn schließlich, Dress und Schuhe anzuziehen und zur Mannschaft auf dem Feld zu stoßen. Nur die Schwachen geben auf, pflegte er zu sagen – und das war eine Lektion, die der kleine Ronaldo niemals vergessen würde.

      Innerhalb weniger Jahre ist sein Name auf der gesamten Insel bekannt. Die beiden großen Vereine der Insel, Nacional de Madeira und Marítimo Funchal, fangen an, sich für die kleine Biene zu interessieren. Die Geschichten über das Kind, das weiß, wie man mit dem Ball umgeht, erreichen auch die Ohren von Cristianos Patenonkel Fernão Sousa. Er trainiert eine Nachwuchsmannschaft von Nacional de Madeira. „Ich war hocherfreut, als ich mitbekam, dass man da über meinen Patensohn redete“, sagt er. „Ich wusste, dass er Fußball spielte, aber ich hatte keine Ahnung, dass er so gut war. Er war den anderen um Meilen voraus. Er ging wundervoll mit dem Ball um und hatte mit Sicherheit eine glänzende Zukunft vor sich. Mir war sofort klar, dass dieses Kind ein Geschenk des Himmels für seine Familie sein konnte.“ Ohne auch nur ein bisschen zu zögern, will er ihn zu Nacional holen. „Ich sprach mit seiner Mutter. Ich erklärte ihr, dass es das Beste für ihn sein würde, und wir kamen dann auch zu einer Einigung mit Andorinha.“

      Doch es ist nicht ganz so einfach, wie Sousa es darstellt. Dinis sähe es lieber, wenn sein Sohn zu Marítimo ginge. Die geschichtsträchtige, ehemalige Spielstätte „Almirante Reis“ liegt ganz in der Nähe des Hauses der Familie. Außerdem hat der Junge grün-rotes Blut – sein Herz schlägt für Marítimo. Man kann sich nicht einigen, und deshalb arrangiert Rui Santos eine Zusammenkunft mit beiden Vereinen, um sich über mögliche Offerten auszutauschen. Doch der Trainer der Nachwuchsmannschaft von Marítimo erscheint nicht zu dem Treffen mit dem Präsidenten von Andorinha. So kommt es, dass Cristiano zu Nacional wechselt, im Tausch gegen 20 Bälle und zwei Sätze Spielkleidung für den Nachwuchs.

      Finanziell ist der Transfer keine große Sache, aber Andorinha wird als der erste Verein des späteren Weltfußballers in die Geschichte eingehen und später Subventionen von der Stadtverwaltung erhalten. Mittlerweile ist das alte Spielfeld durch einen Kunstrasenplatz ersetzt worden, inklusive Flutlicht. Außerdem hat der Deal mit Nacional einen Platz in den Geschichtsbüchern Madeiras – genau wie in Madrid Raúls Wechsel aus der Jugend von Atlético zu Real, der angeblich einzig und allein deshalb erfolgte, weil die Rot-Weißen dem Jungen nicht die Busfahrkarte für den Weg zum Training bezahlen wollten.

      Cristiano ist gerade einmal zehn Jahre alt, als er zu Nacional kommt – und seine Mutter macht sich mehr als nur ein paar Sorgen. „Mein Mann hat ihn immer darin bestärkt, mit älteren Jungs zu spielen. Ich hatte Angst, dass er sich weh tut oder sich ein Bein bricht, aber Dinis hat immer gesagt: ‚Kein Stress, die kriegen ihn ja gar nicht. Er ist zu schnell.‘“

      Dass er nur Haut und Knochen ist, entgeht auch den Trainern von Nacional nicht. Schleunigst empfehlen sie, dass er mehr essen soll, um etwas kräftiger zu werden. Doch wenn es um die Bewertung seiner Qualifikationen geht, gibt es für sie keinen Zweifel. „Wir haben sofort gesehen, dass er fantastisch ist“, sagt António Mendoça. Er war Cristianos Coach während seiner zwei Spielzeiten bei Nacional. „Seine Fähigkeiten waren schon hochgradig entwickelt: Tempo, Dribbling, Schusstechnik, blitzschneller Abschluss. Der Straßenfußball hatte ihm beigebracht, wie man Tritten entgeht, dem Gegner ausweicht und sich mit Jungs auseinandersetzt, die viel größer waren als er. Er hatte auch seinen Charakter gestärkt – er war verdammt mutig.“

      Nun ist es an Mendoça und den anderen Trainern, ihm zu vermitteln, dass Fußball ein Mannschaftssport ist. Ronaldo bringt es fertig, sich den Ball in der eigenen Hälfte zu holen und sich in Richtung Tor aufzumachen – ohne irgendjemanden in seiner Mannschaft anzuspielen. Seine Gegner machen ihm nichts aus. Niederlagen sind keine Option: Er will alles gewinnen. Er weint und wird wütend auf seine Mannschaftskameraden, wenn etwas schiefläuft. „Sie haben es hingenommen, weil er ja immer so viele Tore geschossen hat“, sagt Mendoça. „Wir haben alle unsere Spiele immer 9:0 oder 10:0 gewonnen.“ Trotzdem sind sein Eigensinn und Stolz ein Problem. Er benimmt sich gegenüber den anderen, als wäre er etwas Besseres. Außerdem ist es schwierig, ihm Ratschläge zu erteilen – das geht nur unter vier Augen und niemals vor dem ganzen Team.

      In der Saison 1995/96 gewinnt Cristiano mit Nacional seine erste Regionalmeisterschaft in der Liga der Zehn- bis Zwölfjährigen. Allmählich werden Vereine wie der FC Porto und Boavista Porto, also die großen Klubs vom portugiesischen Festland, auf ihn aufmerksam. Fernão Sousa ist der Meinung, dass es an der Zeit sei, den Sprung zu wagen. Zum zweiten Mal nimmt er Kontakt zu jemandem auf, der die Zukunft des Jungen verändern wird, nämlich João Marques Freitas, dem stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt und gleichzeitigen Repräsentanten von Sporting Lissabon in Funchal. Der berichtet daraufhin den Grün-Weißen von dem unglaublichen Jungen aus der Quinta do Falcão. Sporting schickt jemanden hinüber, um mit der Familie zu reden. Es dauert nicht lang, und Ronaldo verabschiedet sich von seiner Kindheit, seiner Familie, seinen Freunden und seiner Insel. Für ihn ist es nun an der Zeit, den Weg auf das Festland anzutreten.

      Kapitel 3

       Weit weg von der Insel

      In der Jugendakademie von Sporting Lissabon

       „Es war die schwierigste Zeit in meiner sportlichen Laufbahn.“

      Er hat noch nie in einem Flugzeug gesessen – er hat ja bisher noch nicht einmal die Insel verlassen. Es ist die härteste Herausforderung, der er sich jemals hat stellen müssen, und er ist so aufgeregt, dass er in der Nacht davor nicht schlafen kann.

      Sein Patenonkel Fernão Sousa begleitet ihn nach Lissabon. Es ist 1997, es sind Osterferien, und Cristiano befindet sich auf dem Weg zu einem Probetraining bei Sporting Lissabon. Er wäre lieber zu Benfica gegangen, einer Mannschaft, die sowohl sein Vater als auch sein Bruder lieben. Doch seine Mutter ist stets ein Sporting-Mädchen gewesen, und sie hat so eine Vorahnung, dass ihr Sohn ebenso groß werden wird wie Luís Figo. Abgesehen davon kann man einem der größten Vereine der Hauptstadt nicht einfach einen Korb geben. Sporting hat die beste Jugendakademie in Portugal und zählt Größen wie Paulo Futre, Figo und Simão zum Kreis seiner Ehemaligen. Zu den aktiven Spielern gehören etwa João Pinto, Ricardo Quaresma, Hugo Viana und Nani.

      Cristiano ist sich sicher, dass er dort einen guten Eindruck hinterlassen kann. Er weiß, dass er gut ist, und er glaubt, dass er die grün-weißen Trainer überzeugen kann, dass er gut genug ist. Allerdings ist er erst zwölf Jahre alt, und als er schließlich auf dem Trainingsgelände der Jugendabteilung ankommt, ist alles unglaublich überwältigend. Die Trainer Paulo Cardoso und Osvaldo Silva sind vor Ort, um ihn beim Spielen zu beobachten.

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