Reisen unter Osmanen und Griechen. David Urquhart

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Reisen unter Osmanen und Griechen - David Urquhart Edition Erdmann

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      4Siehe oben zu Dervenákia (Red.).

      5Der berühmte Hassan Pascha vertilgte ein Korps Albanesen nach dem Aufstand von 1780, indem er ihnen den Rückzug bei der Landenge und den kleinen Dardanellen abschnitt.

      6Arta liegt etwa 80 km südlich von Jannena in Nordwestgriechenland; die Morea - so genannt nach dem für die Seidenproduktion notwendigen Maulbeerbaum - umfaßt den gesamten Peloponnes (Red.).

      7Früher wurden dem Sultan zwei Turbane vorgetragen; einer bedeutete Asien, der andere Europa.

      8Selbst in den beiden früheren griechischen Revolutionen waren die Kanonen dieser Festungen niemals gebraucht worden

      9Der Londoner Vertrag vom Juli 1827 zwischen Russland, Frankreich und England sah für Griechenland eine innenpolitische Autonomie vor, außenpolitisch sollte es jedoch unter osmanischer Oberhoheit bleiben (Red.).

      10Das entspricht auch der heutigen Grenze zwischen Griechenland und Albanien (Red.).

      11Gegenüber von Patras auf dem Festland gelegene Hafenstadt, seinerzeit ein bedeutender Flottenstützpunkt (Red.).

      12Richard Church (1784-1873), der im April 1827 zum griechischen General ernannt wurde (Red.).

      13Lord Thomas Cochrane (1775-1860) hatte nach seiner Entlassung im Jahr 1815 eine Reihe ausländischer Flottenkommandos inne, so kurzzeitig auch das griechische. 1832 wurde er wieder in den Dienst der Royal Navy aufgenommen (Red.).

      14Granaten, acht Zoll im Durchmesser, die aus waagerechten Kanonen geschossen wurden und zuweilen glühten; es waren eigentlich Hohlkugeln, die wegen ihrer verhältnismäßigen Leichtigkeit von der Oberfläche des Wassers in unzählbaren Prellschüssen abwippten. Auf diese Weise war es bei ruhiger See unmöglich zu fehlen, und diese Masse glühenden Eisens, diese Granate oder Hohlkugel mit einer Mischung von Holz, Leinwand, Pech und Pulver, welche ein unauslöschliches Feuer aussprühte, war ein Geist, der auch geschicktere Seeleute als die Türken erschreckt haben würde. Diese neue Erfindung in der Artilleriewissenschaft wird ohne Zweifel den Seekrieg und die Schiffsbaukunst in Zukunft bedeutend verändern, und dieser erste Versuch mit der Kraft der Erfindung, einem Feinde gegenüber, gibt dem von mir zu erzählenden Ereignis noch ein Interesse mehr. (Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine Neuentwicklung, sondern um das sogenannte Griechische Feuer, mit dem bereits die byzantinische Flotte erfolgreich operierte und dessen Zubereitung nur einem sehr kleinen Kreis bekannt war; Anm. d. Red.)

      15Muhammad Ibrahim Pascha (ca.1769-1849), Befehlshaber der ägyptischen Flotte, die vor Navarino vollständig aufgerieben wurde (Red.).

      16Sir Edward Codrington (1770-1851), englischer Admiral und Sieger der Schlacht von Navarino (Red.).

      DRITTES KAPITEL

      PATRAS - TÜRKISCHE UND

      GRIECHISCHE FLAGGEN

      Wir reisten gemächlich. Es gibt keine Post in Griechenland. Ich habe es zweckmässiger gefunden, in diesem Land mit eigenen Pferden zu reisen. Lebensmittel sind überall zu bekommen, ein Zelt ist überall aufzuschlagen und man ist gänzlich unabhängig von den Launen der Maultiertreiber, dem Mangel an Vieh und wahrlich fast von allen Zufälligkeiten, die in diesen Gegenden dem Reisenden zuteil werden. Drei Tage reisten wir längs des Meerbusens und würden gerne noch längere Zeit auf diesen Teil unserer Reise verwendet haben, die überall das Bild eines neuerdings geordneten Landes darbot, aber unsere ferneren Reisezwecke verboten jeden Aufschub. Es fehlte uns nicht an Gelegenheiten, die uns mit Entrüstung über die Einführung eines Polizeisystems erfüllten, mit all seinen verderblichen Folgen. Ich kann die Unruhe nicht beschreiben, womit ich begann, jetzt auf das künftige Geschick dieses Landes hinzublicken. Wir erfuhren später, dass all unsere Schritte beobachtet, all unsere Worte und Werke ausgespäht wurden, wofür die bettelarme Regierung ein paar hundert Pfund verausgabte.

      Den dritten Abend schliefen wir in einem Khan (Herberge) dicht an dem alten Hafen von Panormo1, jetzt einem Moor, wo die einzige athenische Galeere zum Andenken an die Niederlage der Lakedaimonier zum Andenken an den Sieg geweiht wurde.

      Am selben Morgen hatte den Khan eine Bande von elf Räubern verlassen, die tags vorher alle Reisenden angehalten, geplündert und an Bäume gebunden hatten. Was sie nicht verzehren oder mitnehmen konnten, hatten sie vernichtet, so dass wir nur sehr wenig Vorrat fanden. Einen Mann hatten sie in heisser Asche gebraten, um von ihm die Nachweisung eines vermuteten Schatzes zu erpressen. Die Bauern waren in größter Unruhe und höchster Erbitterung. „So etwas“, sagten sie, „ist während der Anarchie der Revolution nie vorgekommen. Die Kosten für das Militär wurden immer von rechts wegen beigetrieben, aber den Leibgurt eines Griechen zu berühren, einer Frau Gürtel gewaltsam zu lösen, waren unerhörte Verbrechen, und jetzt, da wir eine regelrechte Regierung haben, da wir jede Steuer bezahlen und jedem Befehle gehorchen, jetzt, wo man uns unsere Waffen genommen hat, müssen wir erdulden, was selbst in unseren unruhigen Zeiten unerhört war?“

      Am folgenden Morgen kleideten wir uns sehr elegant, um anständig vor der schönen Welt in Patras zu erscheinen. Vom Khan aus bis zu der Burg von Morea ist es blauer Ton, über den das Wasser von den Hügeln hinströmt und so einen tiefen Morast bildet. Um den zu vermeiden, ritten wir längs der Küste, aber eine Charybdis erwartete uns. Obgleich wir, um dem Morast aus dem Weg zu gehen, im Wellenschlag des Golfs ritten, so begannen doch plötzlich unsere Pferde zu versinken, und ehe wir uns heraushelfen konnten, wälzten wir uns in Schlamm und Sumpf und entkamen nur, indem wir in die See gingen und unsere Pferde ins tiefe Wasser lenkten. In Patras machten wir im hellen Sonnenschein einen wunderhübschen Aufzug, vom Kopf bis zu den Füßen mit Schlamm bedeckt.

      Patras ist als der Punkt beachtenswert, von dem man zuerst weiß, dass dort Mohammeds Anhänger und die slavischen Stämme auf einander stießen. Die letzteren hatten im achten Jahrhundert Morea überfallen; die Sarazenen durchstreiften die See, beide vereinigten sich zur Belagerung und Plünderung von Patras.

      Das stürmische Wetter und der Mangel eines Bootes in der Burg, das geräumig genug war, unsere Pferde aufzunehmen, hielten uns sechs Tage auf, die wir sehr angenehm zwischen der Burg und Patras mit dem Obristen Rayko zubrachte, dem einzigen Russen, der Philhellene gewesen ist. Er gab sich alle mögliche Mühe, uns von der Ausführung unseres tollkühnen Vorhabens abzubringen, Akarnanien und die Grenzscheide zu besuchen. Ich bin überzeugt, hätte er nur eine Ahnung davon gehabt, dass wir auch nach Albanien wollten, so hätte er uns aus lauter Freundschaft in Arrest gesetzt. Wir mussten also unseren Plan unseren Freunden sorgsam verbergen, wollten wir nicht ausgelacht oder gewaltsam festgehalten werden, sowie vor unseren Dienern, sonst hätten sie uns verlassen.

      Als wir über die schmale Meerenge zwischen den beiden Kastellen fuhren, trat mir unwillkürlich die Szene wieder vor das Gedächtnis, die ich bei einer früheren Gelegenheit ebendaselbst erlebte, als ich diesen Batterien in einer feindlichen Barke vorbeikam, und zwar unter dem Feuer des Geschützes jeder Batterie. Es war ein schöner Anblick der Küste: die reichen und gedrängten Trachten, die blitzenden Waffen und die Rauchwolken. Die stolze Aufregung, das trotzige Benehmen, der beleidigende Spott, diese Eigentümlichkeiten eines Krieges, in welchem ein festes System, unausweichliche Manneszucht und unergründliche Ratschläge den Menschen noch nicht zur Maschine gemacht haben, verliehen damals dem Kampf alles Spiel der Leidenschaften und jedem einzelnen Charakter die Entwicklung, wodurch die Kriege des Altertums so poetisch wurden und wonach das Zeitalter, dessen Kriege mit der größten Wahrheit geschildert sind, das heroische heisst. Wie verändert war nun der Anblick dieser Batterien - kalt, bleich, augenlos, tonlos gaben sie kein Lebenszeichen, das man hätte beobachten

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