Zu den Klippen von Vanikoro. Jean-Francois de Lapérouse

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Zu den Klippen von Vanikoro - Jean-Francois de Lapérouse Edition Erdmann

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hatte, der mir von ihr Mitteilung machte; ein Kavalleriebefehlshaber kommt schneller voran als ein französischer Seefahrer. Seine Höflichkeitsbezeigungen gingen noch weiter als die des Herrn Quexada und waren so aufrichtig und herzlich, dass wir Franzosen kaum Worte fanden, ihm unsere Dankbarkeit zu bekunden. Da wir allen Bewohnern Dank schuldeten, beschlossen wir, noch vor unserer Abreise ein Fest zu veranstalten und alle Damen von La Concepción dazu einzuladen. Dazu schlugen wir am Meeresufer ein großes Zelt auf, in dem ein Essen stattfand, an dem einhundertfünfzig Personen männlichen und weiblichen Geschlechts teilnahmen. Nach dem Essen veranstalteten wir einen Ball, dann brannten wir ein kleines Feuerwerk ab, und zu guter Letzt ließen wir einen Luftballon aufsteigen, der zwar nur aus Papier war, aber doch groß genug, um Aufsehen zu erregen.

      Tags darauf benutzten wir dasselbe Zelt für ein Festessen, zu dem die Besatzung der beiden Fregatten geladen wurde. Wir speisten alle an einem Tisch; oben saßen Herr de Langle und ich, dann folgten sämtliche Offiziere bis herab zum letzten Matrosen; als Tafelgeschirr dienten hölzerne Schüsseln. Unsere Seeleute waren so vergnügt, dass man ihnen die Freude an den Augen ansah. Sie schienen insgesamt gesünder und tausendmal glücklicher als am Tag unserer Abfahrt in Brest.

      Da nun der Gouverneur geäußert hatte, dass er uns zu Ehren ebenfalls eine Lustbarkeit zu geben gedächte, verfügten wir uns alle mit Ausnahme der diensttuenden Offiziere nach La Concepción. Herr O’Higgins kam uns entgegengeritten und begleitete uns in seine Residenz, wo uns eine Tafel mit hundert Gedecken erwartete, an der alle Offiziere und die vornehmsten Einwohner der Stadt sowie mehrere Damen Platz nahmen. Vor jedem Gang, der serviert wurde, deklamierte ein Franziskaner aus dem Stegreif Verse, die das Bündnis zwischen Spanien und Frankreich feierten. In der nächstfolgenden Nacht war wiederum großer Ball, zu dem die Damen in ihren schönsten Kleidern erschienen und auf dem einige maskierte Offiziere ein Ballett tanzten.

      Alle diese Vergnügungen und der überschwängliche Empfang, der uns zuteilwurde, hielten mich nicht davon ab, meine Aufgaben im Auge zu behalten. Am Tag unserer Ankunft hatte ich bekanntgegeben, dass ich am 15. März wieder in See stechen würde. Der Mannschaft gab ich die Erlaubnis, sich an Land nach Belieben zu vergnügen, sobald die Schiffe ausgebessert und Lebensmittel, Holz und Wasser an Bord geschafft seien. Diese Anordnung wirkte Wunder: Rascher wurden zwei Fregatten noch nie instand gesetzt und beladen. Vor den Folgen meines Versprechens war mir ein wenig bange, da es gar zu sehr den Wünschen der Matrosen entsprach und der Wein in Chile sehr billig ist; jedes Haus in Dorf Talcahuana ist eine Schenke, und die Frauen aus dem Volk sind fast ebenso willig wie die auf Tahiti. Indessen kam es nicht zu Unmäßigkeiten, und unser Schiffschirurg musste mir nicht mitteilen, dass die Vergünstigung nachteilige Auswirkungen gehabt habe.

      Am 15. gab ich bei Tagesanbruch das Signal, die Anker zu lichten; in ebendiesem Augenblick sprang der Wind nach Nord. Von dorther stürmte es sehr heftig, auch setzte in der Nacht vom 15. auf den 16. starker Regen ein. Am 17., gegen Mittag, erhob sich ein gelinder Südwestwind, mit dem ich unter Segel ging; er war aber so schwach, dass er uns nur zwei Meilen aus der Bucht führte, dann kamen wir, da völlige Windstille eintrat, nicht mehr von der Stelle. Die ganze Nacht tummelten sich rings um uns her mehrere Wale, die unseren Fregatten bisweilen so nahe kamen, dass sie das Wasser aus ihren Nasenlöchern über Bord spritzten.

      Am 4. April war ich nur noch sechzig Meilen von der Osterinsel entfernt; es kamen mir keine Vögel zu Gesicht, der Wind blies aus Nordnordwest, und wenn mir die Lage der Insel nicht so genau bekannt gewesen wäre, hätte ich höchstwahrscheinlich in der sicheren Annahme, sie verfehlt zu haben, einen anderen Kurs eingeschlagen. Dies waren meine Gedanken an Ort und Stelle. Ich sehe mich gezwungen zuzugeben, dass die Entdeckung von Inseln bloß auf Zufall beruht. Sehr häufig steuern die Seefahrer gerade aufgrund scharfsinniger Berechnungen an ihnen vorbei.

      In der Nacht vom 8. auf den 9. April segelten wir an der Küste der Osterinsel in einer Entfernung von drei Meilen vorüber. Es herrschte klares Wetter, und der Wind hatte in weniger als drei Stunden von Nord auf Südost gedreht. Als es Tag wurde, steuerte ich auf die Cook Bay zu; von allen Buchten der Insel bietet sie den meisten Schutz gegen Winde aus Nord, Ost und Süd, nur der Westwind hat Zugang. Das Wetter war so schön, dass ich annahm, dieser Wind werde vielleicht mehrere Tage nicht wehen. Gegen elf Uhr morgens befand ich mich nur noch eine Meile vom Ankerplatz; die Astrolabe hatte bereits ihren Anker geworfen, und ich legte mich dicht neben sie; die Meeresströmung war aber so stark, dass die Anker beider Schiffe keinen Grund fanden und wir genötigt waren, sie wieder zu lichten und unsere Fahrzeuge zwei Mal zu wenden, bevor wir einen günstigeren Platz fanden.

      Diese Widrigkeiten schreckten die Indianer nicht davon ab, uns ihren Besuch abzustatten. Sie schwammen uns wohl eine Meile in die offene See nach, kletterten zu uns an Bord, lachten und zeigten so viel Selbstbewusstsein, dass sie mir eine sehr vorteilhafte Meinung von ihrem Charakter beibrachten. Wären sie argwöhnisch gewesen, so würden sie, als wir wieder unter Segel gehen mussten, unfehlbar befürchtet haben, dass wir sie vielleicht entführen und aus ihrem Vaterland fortschleppen wollten. Allein die Idee einer solchen Perfidie lag ihnen gänzlich fern. Sie kamen nackt und ohne Waffen zu uns, ohne mehr auf dem Leib zu haben als eine um die Lenden gebundene Schnur, an welcher sie ein Büschel Kräuter befestigt hatten, um ihre Blöße zu verhüllen.

      Der Maler Hodges, der Kapitän Cook auf seiner zweiten Reise begleitet hat, hat die Physiognomie der Insulaner ganz falsch wiedergegeben. Sie ist durchweg angenehm, aber verschiedenartig. Sie bilden keine Rasse mit charakteristischen Merkmalen wie die Malaien, die Chinesen oder die Chilenen.

      Ich beschenkte diese Indianer mit allerlei Dingen. Kleine Stückchen bunter Leinwand, die ungefähr eine halbe Elle lang waren, schienen ihnen lieber zu sein als Nägel, Messer und Glasperlen. Noch weit begieriger waren sie nach Hüten, von denen wir leider eine zu geringe Anzahl an Bord hatten, als dass wir viele davon hätten abgeben können. Abends um acht Uhr nahm ich von meinen neuen Gästen Abschied, indem ich ihnen durch allerlei Zeichen zu verstehen gab, dass ich am folgenden Morgen in aller Frühe an Land kommen würde. Unter Hüpfen und Tanzen stiegen sie darauf wieder in ihr Kanu und setzten ab. Als sie noch etwa zwei Büchsenschuss vom Ufer entfernt waren, an welches die Brandung mit dem größten Ungestüm anschlug, sprangen sie in die See. Vorher hatten sie vorsichtigerweise aus meinen Geschenken kleine Bündel gemacht und sich auf den Kopf gebunden, damit sie nicht nass würden.

      7Heute Isla Robinson Crusoe.

      VIERTES KAPITEL

      Die Cook Bay auf der Osterinsel liegt unter 27 Grad 11 Minuten südlicher Breite und 111 Grad 55 Minuten 30 Sekunden westlicher Länge. Gleich mit Anbruch des Tages ließ ich alles für unsere Landung vorbereiten.

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