Die bedeutenden Historiker. Lars Hoffmann

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Die bedeutenden Historiker - Lars Hoffmann marixwissen

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Iorga

       Winston Spencer Churchill

       Lucien Febvre

       Américo Castro

       Marc Bloch

       Heinrich Mitteis

       Arnold Joseph Toynbee

       Arnaldo Dante Momigliano

       Kontakt zum Verlag

      Vorwort

      Eine Auswahl an bedeutenden Historikern zusammen stellen zu wollen, ist kein leichtes Unterfangen. Denn seit den ersten historiographischen Versuchen unter den Vorgängern des Herodot von Halikarnass gibt es eine Unzahl von Schriftstellern und Gelehrten, die sich mit der Geschichtsschreibung beschäftigt haben. Wem von diesen Leuten soll man nun eine größere Bedeutung beimessen und wem nicht? Als ein Gradmesser dafür könnte die Verbreitung des literarischen Werkes einzelner Historiker dienen, als ein anderer die Frage, ob der eine oder andere von ihnen Nachfolger fand und sich auf diese Weise so etwas wie eine Schule entwickelte. Doch beides ist recht bedenklich. Denn mit Blick auf etwaige Zeiterscheinungen verbietet es sich einerseits, hohe Auflagenzahlen als Erweis für die Qualität oder die Bedeutung eines bestimmten Autors heranzuziehen, andererseits lässt eine mehr oder weniger große Anhängerschaft bestimmter Historiker nicht unbedingt darauf schließen, dass der jeweilige geistige Urheber tatsächlich etwas Wesentliches geleistet hätte. Dies wird nämlich nicht die journalistische, sondern erst die viel größere historische Perspektive zeigen, die allein die Tragfähigkeit einer bestimmten Sichtweise im Blick auf zurückliegende Vorgänge unter Beweis stellen kann.

      Daneben darf man nicht außer Acht lassen, dass es in der Geschichtsschreibung von Anfang an unterschiedliche Auffassungen darüber gab, was ein Historiker leisten kann oder leisten sollte. Der bereits erwähnte Herodot gehörte zu den rein beschreibenden Autoren, die möglichst viele Nachrichten über Gewesenes zusammentrugen, um die eigene Neugierde oder auch die der möglichen Leser zu befriedigen, während bereits sein Nachfolger Thukydides Erklärungen für bestimmte Abläufe suchte und das, was er schilderte, mit einem eigenen inhaltlichen und auch formalen Konzept versah. Die Geschichtstheorie und die Entwicklung historiographischer Methoden, beides Bereiche, in denen auch die zeitgenössischen Historiker so gerne schwelgen, sind also keineswegs eine Erfindung der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts, sondern gehörten von Anfang an dazu. Um dies zu erkennen, muss man allerdings dazu bereit sein, sich mit Geschichte nicht nur für den Zeitraum zu befassen, für den man sich zufälligerweise interessiert. Denn so wird jeder seine scheinbar revolutionären Entdeckungen machen oder Methoden entwickeln, obwohl sie doch keinesfalls neu sind. Noch bedenklicher wird es natürlich, wenn sich Geschichte etwa per ministerialem Dekret auf den Meinungsterror von geist- und phantasielosen Lehrplänen beschränken soll: Denn auf diese Weise wird nur noch das historische Wissen einer Vermittlung für wert geachtet, von dem eine gleichsam willkürlich zusammengewürfelte Gruppe etwa von ministerialen Fachleuten meint, es diene bestimmten politischen und pädagogischen Zwecken.

      Schon bei Thukydides oder Livius findet sich die Auffassung, dass Personen Geschichte machen – ein Prinzip, das auch in die Geschichtswissenschaft des 19. Jahrhunderts Einzug hielt. Seither hat sich vieles geändert. Die theoretischen Modelle unserer Tage gehen eher von Systemen und Ereignisverkettungen aus. Alles wird als miteinander verschränkt gedacht, man sucht Kohärenzen, Stringenzen und Perseveranzen, man integriert und desintegriert, man konstruiert Geschichts- und Kulturräume, man ergründet die Interkulturalität, Nationen bilden sich oder werden von Historikern gebildet – kein soziologischer Entwurf wäre absurd genug, um daraus nicht wieder eine scheinbar neue Geschichtstheorie herleiten zu können. Das Einzelereignis bleibt dabei natürlich auf der Strecke oder stört allenfalls.

      Wer in einem kleinen Buch bedeutende Historiker zusammenstellt, scheint damit möglicherweise wieder in das 19. Jahrhundert zurückzufallen, denn es bedeutet ja nichts anderes als Fakten aneinander zu reihen, indem man einzelnen Personen einen besonderen Wert beimisst, ohne dass man diese kohärent aufeinander beziehen könnte. Dennoch interessieren sich Menschen nun einmal genauso für andere Menschen wie für wissenschaftlich-theoretische Konstruktionen, und von daher haben auch solche Zusammenstellungen nach wie vor ihre Berechtigung. Denn sie vermitteln auch einen Eindruck davon, wie in einer bestimmten Zeit oder unter bestimmten politischen Voraussetzungen Geschichte geschrieben wird. Naturgemäß muss es dabei zu einer Auswahl kommen, die immer auch eine subjektive ist. Nicht alles lässt sich bekanntermaßen auf den Verlag und dessen editorische Platzvorgaben abwälzen, obwohl dies natürlich eine treffliche Ausrede wäre. Eine solche Auswahl muss aber auch den großen geistigen Bruch berücksichtigen, den die Renaissance für Europa brachte. Hier ändert sich nämlich der Charakter der Geschichtsschreibung, weil antike und mittelalterliche Historiker nun ihrerseits Objekte der historischen Forschung werden. Was etwa hat denn noch ein Thukydides mit einem Marc Bloch gemeinsam? Beide jedoch wollen erklärend über die Vergangenheit berichten, wollen dazu beitragen, dass man Gewesenes verstehend erkennt – und bedienen sich dazu natürlich des Stils und der Form ihrer eigenen Zeit. Kriterium für die Auswahl war nun, ob man nach einer gewissen historischen Distanz die hier genannten Persönlichkeiten noch kennt, und ob es nicht doch etwa allgemeiner Konsens ist, dass sie einen herausragenden Platz in der historischen Erinnerung einnehmen oder etwa die einzige Quelle für ihre Zeit sind. Dabei steht im Gefolge von Herodot der geographische Raum des sogenannten Abendlands im Vordergrund. Die arabische, persische oder auch chinesische Geschichtsschreibung jedoch konnte hier aus Platzgründen leider nicht berücksichtigt werden, und auch die Geschichtsschreibung Russlands, das beginnend mit der sogenannten Nestorchronik aus dem 12. Jahrhundert sehr wohl eine ganze Reihe sehr wichtiger Vertreter wie etwa Theodor I. Uspenskij oder Nikolaj P. Kondakov aufzuweisen hat, musste deswegen ausgeblendet werden.

      Dennoch wird der eine oder andere Name fehlen, und anstelle von Johann Christoph Gatterer hätte etwa auch August Ludwig Schlözer stehen können. Dagegen fehlt etwa ein Christoph Keller (Cellarius), da seine Leistung für die Geschichtswissenschaft allenfalls darin besteht, ein heute heftig kritisiertes Epochenschema formuliert zu haben, das zwar in Lehrplänen noch immer nachwirkt, das letztlich aber doch unbrauchbar ist. Aus diesem Grund übrigens werden in dem vorliegenden Buch die traditionellen historischen Hauptepochen auch nicht voneinander abgesetzt. Andere Geschichtsforscher wie Johann Friedrich Böhmer, Georg Heinrich Pertz, Karl Lamprecht oder Eduard Meyer haben zweifellos sehr große Verdienste um ihre Wissenschaft erworben, doch hätte man für deren Aufnahme in die Liste den Umfang dieses Bandes in der Tat verdoppeln müssen, ein Band der somit nur Interesse an der Materie erwecken und zu eignen Recherchen ermuntern kann. Andere Autoren wie Friedrich Schiller, Wilhelm Dilthey oder Oswald Spenlger, die neben ihren Hauptdisziplinen auch für die Geschichtswissenschaft in Anspruch genommen werden können, wurden gleichfalls ausgelassen – mit Ausnahme jedoch von Karl Marx, weil dessen Geschichtstheorie Konsequenzen von welthistorischer Bedeutung hatte. Bewusst ausgeschieden wurden auch die Historiker, deren Tätigkeit überwiegend in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts fällt. Hier fehlt die zeitliche Distanz, um deren Wirkung zuverlässig einschätzen zu können. Oder es handelt sich um die Träger von zwar bekannten Kontroversen wie der sog. Fischer-Kontroverse zwischen Gerhard Ritter und Fritz Fischer sowie dem zum großen Teil auch persönlich motivierten Historikerstreit der 80er Jahre, bei denen es letztlich

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