Das Ende. Mats Strandberg

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Das Ende - Mats Strandberg

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style="font-size:15px;">      »Du kapierst es nicht«, sagt sie. »Es gibt nur eine Person, die es verstehen würde, aber die …«

      Tilda verstummt und wischt sich erbost die Tränen aus dem Gesicht.

      »Vielleicht würde ich es ja, wenn du nur mit mir redest«, sage ich. »Früher haben wir über alles geredet.«

      Sie schüttelt den Kopf.

      »Nein, haben wir nicht.«

      Weiß sie überhaupt, was sie da sagt? Versucht sie mich absichtlich zu verletzen? Ich kann diese Tilda einfach nicht ergründen. Ich weiß kaum noch, wer sie ist.

      »Du solltest jetzt nach Hause gehen«, sage ich. »Ich bring dich hin. Und ich verspreche dir auch, dass ich nicht versuche …«

      »Ich kann nicht nach Hause. Ich halt es dort nicht mehr aus.«

      Sie wischt sich erneut die Tränen weg. Ich würde ihr gern sagen, dass ich das von Klas und der Wahrhaftigen Kirche weiß. Und dass ich es auch nicht mehr zu Hause aushalte. Dass ich mich nirgends mehr zu Hause fühle, seit sie mich verlassen hat.

      Doch Tilda hat plötzlich irgendwo hinter mir offenbar mehrere Bekannte erblickt. Ihr Gesichtsausdruck verändert sich so abrupt, als hätte sie eine Maske aufgesetzt. Sie strahlt übers ganze Gesicht, was irgendwie künstlich wirkt. Wie eine misslungene Imitation ihres alten Ichs. Ich drehe mich genau in dem Moment um, als Amanda und Elin sich uns auch schon um den Hals werfen. Hampus und Ali kommen hinter ihnen hergetorkelt.

      »Shit, megacool, dich zu sehen. Dieses Gedränge war unheimlich«, ruft Amanda und drückt Tilda ein Küsschen auf die Wange, bevor sie mein Gesicht inspiziert.

      »Was ist denn mit deiner Augenbraue passiert?«, fragt Elin.

      Ich führe meinen Zeigefinger an die Wunde und berühre sie leicht.

      »Irgendwer hat mir ’ne Kopfnuss verpasst.«

      »Naaachglüüüühn«, trällert Hampus und versucht sich an einer Pirouette, bei der er über die Bürgersteigkante stolpert. »Los jetzt, wir stürmen Alis Bude.«

      »Wir kommen gleich«, entgegne ich.

      »Simon kommt gleich«, verbessert mich Tilda. »Ich muss noch mal los und mit wem reden.«

      Elin und Amanda wechseln Blicke.

      »Ach, komm doch lieber mit uns«, sagt Amanda.

      Doch Tilda schüttelt den Kopf.

      Hampus wird zunehmend ungeduldig, bis Elin und Amanda schließlich aufgeben. Tilda und ich schauen ihnen nach, bis sie auf der anderen Seite der Bahnstrecke verschwinden. Tilda zieht eine weitere Zigarette aus der Schachtel. Diesmal zündet sie sie selbst an. Ihre Hände haben aufgehört zu zittern.

      »Ich begleite dich, egal, wo du hingehst«, sage ich. »In diesem Zustand kannst du nicht allein unterwegs sein …«

      »Lass mich in Ruhe, Simon. Ich hab jetzt ein eigenes Leben und zwar eins ohne dich.«

      Sie geht los und ich folge ihr. Dann dreht sie sich um.

      »Wenn du mich nicht sofort in Ruhe lässt, schreie ich.«

      Ich werfe einen Blick hinauf in Richtung Storgata und frage mich, ob die Männer in den Windjacken wohl noch immer dort oben stehen und begierig darauf warten, sich endlich als Retter aufspielen zu können.

      Als Tilda weitergeht, bleibe ich stehen.

      Ich sage nichts mehr und lasse sie ziehen.

      NOCH VIER WOCHEN UND ZWEI TAGE

      SIMON

      Sobald ich den Schlüssel ins Schloss der Wohnungstür stecke, fängt Bumbum an zu bellen. Und als ich sie öffne, hallt es durch das gesamte Treppenhaus. Ich ziehe die Tür rasch hinter mir zu und beruhige den Hund, bis er still ist. Doch knapp siebzig Kilo Hund, die in einem engen Flur wild im Kreis herumspringen, machen auch ohne zu bellen jede Menge Lärm.

      »Ruhig jetzt, alter Junge«, krächze ich und verliere das Gleichgewicht, als ich versuche, mir die Schuhe auszuziehen.

      Noch bevor ich wieder auf die Beine komme, fährt mir eine feuchte Zunge übers Gesicht. Ich stolpere ins Bad. Das Pflaster auf meiner Augenbraue, das mir Ali beim Nachglühen verpasst hat, hat sich auf dem Nachhauseweg wieder gelöst und ich entdecke Blutflecken auf meiner Wange. Außerdem ist die Augenbraue geschwollen und tut weh. Ich putze mir überm Waschbecken die Zähne. Als ich mit der Zahnbürste abrutsche und sie mir aus Versehen in den Gaumen ramme, muss ich mich fast übergeben. Ich spüle mir den Mund direkt unterm Wasserhahn aus.

      Bei Ali zu Hause herrschte eine merkwürdige Stimmung. Ich glaube, dass wir alle von den kriegsähnlichen Szenen in der Innenstadt total schockiert waren. Ich hatte gehofft, dass Tilda wiederauftauchen würde, und währenddessen viel zu viel getrunken.

       Deine Ex ist ’ne verfluchte Hure!

      Das hatte die Blondierte mir zugerufen. Ich weiß noch immer nicht, wie sie heißt. Beim Nachglühen hatten wir wieder rumgeknutscht, doch ich war viel zu betrunken und konnte vor ihr nicht verheimlichen, dass ich zwischendurch eine Nachricht an Tilda schrieb. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich mir Sorgen um sie machte und wissen wollte, ob sie dort heil angekommen war, wo sie hinwollte. Daraufhin hatte mir die Blondierte ihren Schnaps ins Gesicht gekippt und alle starrten sie an. Doch Tilda hatte noch immer nicht auf meine Nachricht geantwortet.

      Ich bin so wahnsinnig müde. Müder als je zuvor. Wenn ich jetzt das Licht löschen und mich auf den Badezimmervorleger legen würde, würde ich vermutlich durchschlafen, bis der Komet einschlägt und alles vorbei wäre. Doch stattdessen schaffe ich es, mich wieder aufzurichten und mir den Mund abzutrocknen.

      Als ich aus dem Bad komme, steht Judette mit rot geränderten Augen im Dunkeln vor mir. Sie trägt ihren Morgenmantel.

      »Sorry, wenn ich dich geweckt hab«, sage ich.

      »Glaubst du etwa, dass ich schlafen konnte? Du hast versprochen, früh nach Hause zu kommen.«

      Sie schiebt mich unsanft in die Küche, wo ich mich schwer auf einen Stuhl fallen lasse. Durch das gekippte Fenster dringt lautes Vogelgezwitscher herein. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen und der Himmel ist heller geworden.

      »Was ist denn mit deinem Auge passiert?«, fragt Judette, während sie ein Glas Wasser vor mir auf den Tisch stellt. »Warst du etwa doch in der Stadt?«

      »Wir hatten es eigentlich überhaupt nicht vor. Es hat sich einfach so ergeben.«

      Ihre Augen glühen vor Wut. Ich schaue weg und betrachte stattdessen die Orchideen auf der Fensterbank. Lilafarbener Venusschuh und rosa-gelblich gefärbte Pinocchio. Hübsch und ziemlich teuer. Judette hat sie aus dem Blumenladen in der Storgata, bevor der dichtmachte. Als ich klein war, kannte ich die Namen aller Blumen, die es dort gab. Doch jetzt ist nur noch ein leeres Ladenlokal mit eingeworfenen Scheiben übrig.

      »Tut mir leid«, sage ich.

      »Hast

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