Dr. Norden Extra Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Das ist selbstverständlich«, erwiderte sie.
Sie folgte Dr. Duforet. »Würden Sie die Angehörigen verständigen!« sagte er leise.
»Ich weiß nicht, wo sie wohnen. Herr Valerian weiß es sicher. Aber es steht doch nicht so schlimm um Michelle«, sagte sie zitternd.
»Sie ist sehr krank. Ich würde gern ihren Arzt sprechen, sie war sicher in Behandlung, schon wegen der Schwangerschaft.«
»Vielleicht weiß es Herr Valerian. Ich würde gern alles in die Wege leiten, wenn ich Bescheid wüßte, aber ich habe nie jemand sonst kennengelernt. Früher hieß Michelle Laurentis. Sie ist mit dem Schauspieler Carlos Dorant seit kurzer Zeit verheiratet. Aber sie sagte nur, daß er in Spanien filmt, wo, weiß ich auch nicht.«
Ihr wurde Blut abgenommen und getestet. Es wurde für gut befunden, und die Transfusion konnte stattfinden auf direktem Wege. Jenna lag auf einer Trage neben Michelle und ihr Blut floß in Michelles Adern, begleitet von ihren heißen Wünschen.
Schwester Immaculata war bei ihnen. Inzwischen sprach Dr. Duforet mit Mick, der ihm allerdings weiterhelfen konnte, von sich aus in der Aufregung aber noch nicht daran gedacht hatte, Philipp zu verständigen. Inzwischen war es fast fünf Uhr morgens. Mick wollte noch auf Jenna warten und sie heimbringen, aber sie hatte sich bereits entschlossen, in der Klinik zu bleiben.
»Ich rufe Philipp an und komme vormittags wieder her«, erklärte er.
Er war müde und machte sich große Sorgen um Michelle. Sie hatte eine Fehlgeburt. Wollte sie das Kind, und wie würde sie reagieren, daß sie es verloren hatte? Ihm ging vieles durch den Sinn, aber Carlos Dorant wollte er in diese Überlegungen gar nicht einbeziehen, hatte Michelle ihm doch schon eingestanden, daß diese Heirat ein Irrtum gewesen war.
*
Philipp erschrak, als er das anhaltende Läuten des Telefons endlich vernahm. Irgendwie hatte es in seine Träume gepaßt, aber es war Wirklichkeit und noch nicht ganz sechs Uhr morgens.
Seine Stimme war rauh, als er sich meldete, und er glaubte, wieder zu träumen, als Mick sich zu erkennen gab.
»Du hast mich hoffentlich noch nicht ganz vergessen, Phil«, sagte er.
»Wie könnte ich, da dein Name mir dauernd unter die Augen kommt. Was ist los, daß du mich zu nachtschlafender Zeit aufschreckst?«
»Erschrick bitte nicht zu sehr. Ich habe Michelle getroffen.«
»Wo? So rede schon.«
»In Monte Carlo. Sie mußte ins Hospital gebracht werden. Zum Glück waren ich und Jenna bei ihr. Dr. Duforet möchte mit ihrem Arzt sprechen. Kannst du das vermitteln, Phil?«
»Aber ja, selbstverständlich. Michelle ist schwerkrank, Mick. Sie hat einen Virus, der nicht festzustellen ist. Bisher wenigstens nicht. Sie ist einfach weggefahren, ohne die Diagnose abzuwarten, und sie ist außerdem schwanger.«
»Sie hatte eine Fehlgeburt. Kann jemand von euch kommen?«
»Natürlich werden wir kommen. Und Dr. Norden wird sich mit Dr. Duforet in Verbindung setzen. Wenigstens ist diese Schwangerschaft nicht mehr erschwerend. Man muß ihr doch helfen können.«
»Ich bleibe noch hier. Wir sehen uns dann, Phil. Kopf hoch, sie wird es schon schaffen.«
»Dies Wort in Gottes Ohr«, sagte Phil leise. »Danke, Mick, daß du dich um Michelle kümmerst.«
Mick starrte vor sich hin, nachdem das Gespräch beendet war. Sein Herz schlug dumpf. Ein Virus! Er wußte nur zu gut, was das bedeuten konnte. Er hatte einen Freund an der Legionärskrankheit verloren. Kein Arzt hatte helfen können. Er ging in Gedanken alle Länder durch, die er bereist hatte, und die verschiedensten Krankheiten hatte er kennengelernt, ohne davon betroffen zu werden. Ihm war bescheinigt worden, daß er ein sehr intaktes Immunsystem hatte. Konnte es nicht möglich sein, daß er Michelle etwas davon abgeben konnte? Es schien ihm unvorstellbar daß sie dem Tode geweiht sein könnte.
*
Philipp beruhigte sich erst unter der Dusche. Nicht durchdrehen, mahnte er sich. Es nützt nichts, wenn ich Hals über Kopf starte. Erst mit Mona reden, dann mit Dr. Norden, helfen kann ich Michelle doch nicht. Das muß ich anderen überlassen.
Daß sie ausgerechnet nach Monte Carlo gefahren war, wunderte ihn nicht.
Sie war gern dort. Als Teenager hatte sie für Grace Kelly geschwärmt, die Fürstin Gracia, und die Fürstenfamilie war ihr als Verwirklichung eines Märchens erschienen. Philipp hatte sie damit oft geneckt und gemeint, daß sie wohl auch von einem Prinzen träume.
Und nun war sie mit Carlos Dorant verheiratet, der Philipp jetzt wie ein Monster erschien, an dem Michelle zu zerbrechen drohte. Ein schrecklicher Gedanke erfaßte ihn. Wollte Dorant an Michelles Geld kommen, vergiftete er sie deshalb vielleicht? Es gab langsam wirkende Gifte, die man nur schwer analysieren konnte. Darüber hatte er schon gelesen. Eigentlich paßte es gar nicht zu seinem sonst so realistischen Denken, diese Vermutungen aufkommen zu lassen, aber sie setzten sich in seinem Kopf fest.
Michelle war kerngesund gewesen, bis sie ihr Elternhaus verließ. Sie wollte Freunde besuchen im Ausland und die Welt kennenlernen, und dagegen hatte Philipp nichts einzuwenden gehabt, denn schließlich war sie erwachsen und war kein Mädchen, das Abenteuer suchte. Im Umgang mit Männern war sie immer vorsichtig gewesen.
Philipp mahnte sich, nicht ungerechten Verdächtigungen gegen Carlos Raum zu geben, aber alles in ihm sträubte sich gegen diesen Mann, der egoistisch und karrieresüchtig war und keine Rücksicht auf Michelle nahm.
Philipp rief Mona an. Sie war schon fertig angekleidet, da sie Frühdienst hatte.
»Du mußt dir Urlaub nehmen, Mona. Wir müssen nach Monte Carlo fahren. Michelle liegt dort im Hospital.«
Mona hielt den Atem an. »In Monte Carlo«, sagte sie jetzt heiser.
»Mick Valerian hat mich benachrichtigt. Du erinnerst dich an ihn?«
»O ja, hat Michelle sich mit ihm getroffen?«
»Ich weiß nichts Genaues, aber wir werden es erfahren. Ich muß jetzt noch mit Dr. Norden sprechen. Er soll sich mit Dr. Duforet in Verbindung setzen.«
»Duforet, guter Gott, ich kenne ihn. Er hat in Heidelberg studiert, ist mir ein paar Semester voraus gewesen. Welch ein Zufall.«
»Um so besser. Also sieh zu, daß du die Klinik verständigst. Am besten wird es sowieso sein, daß du kündigst.«
»So schnell nicht. Darüber müssen wir erst noch reden.«
Er wußte, wie schwer es ihr fallen würde, ihren Beruf aufzugeben. Sie mußten wohl einen Kompromiß schließen.
Jetzt aber war Michelle wichtiger. Er rief Dr. Norden zu Hause an, denn in der Praxis war er jetzt noch nicht. Im Hause Norden ging es morgens besonders lebhaft zu. Die Schulkinder mußten pünktlich das Haus verlassen, und ohne Frühstück war das nicht üblich, wie es so oft bei anderen war. Die Zwillinge wollten noch mit ihrem Papi schäkern, was der sich