Dr. Norden Extra Box 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Extra Box 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Extra

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und brauche einen Menschen, der mir die Kraft gibt, alles durchzustehen, was auf mich zukommt, denn leicht wird es nicht werden.«

      »Und Mick, ist er nicht ein guter Freund?«

      »O doch, das ist er, wenn wir uns ab und zu mal sehen. Aber er ist ja ständig unterwegs. Er ist nicht mehr, als ein guter Freund, wenn du das hören willst.«

      »Eigentlich wollte ich etwas anderes hören, denn ich glaube, daß du ihm sehr viel bedeutest.«

      »Weißt du, er braucht eine Frau, die alles mitmacht, der es gefällt, mal hier, mal dort zu sein. Ich sehne mich nach Ruhe, nach meinem Zuhause. Und ich bin jetzt weit entfernt davon, mein Leben mit einem Mann teilen zu wollen. Ich will gar nicht an die Zukunft denken. Das wollte ich eigentlich noch nie. Mein Wahlspruch ist: Lebe immer, wie du wünschst, wenn du stirbst, gelebt zu haben.«

      »Aber ans Sterben sollst du nicht denken, Michelle«, sagte Jenna bebend.

      »Vielleicht bin ich dem Himmel viel näher als der Erde«, sagte Michelle leise. »Manchmal habe ich das Gefühl, als würde ich weggetragen.«

      Jenna wurde die Kehle eng. »Sag das nicht«, flüsterte sie, »es macht mich traurig. Und jetzt fließt mein Blut in deinen Adern, und ich gebe dir noch mehr, wenn du selbst daran glaubst, daß alles gut wird.«

      »Dein Blut fließt in meinen Adern, und ich habe davon nichts gemerkt?« staunte Michelle nun. »Dann muß ich wohl alle Kräfte mobilisieren.«

      Es sollte mutig klingen, aber Tränen standen in ihren Augen. »Du bist eine wahre Freundin, Jenna, aber jetzt gehst du und schläfst dich aus. Ich will dich ausgeruht und mit wachen Augen sehen.«

      »Mick wird dich auch besuchen. Ich denke, es ist Schicksal, daß du ihn hier getroffen hast.«

      *

      Dr. Duforet nickte Jenna zu, als sie ging. Er betrat wieder Michelles Zimmer.

      »Jenna hat mir schon gesagt, daß ich eine Fehlgeburt hatte, Sie brauchen es mir nicht mehr zu erklären«, sagte Michelle hastig. »Das Kind wollte sicher gar nicht leben.«

      »Aber Sie wollen doch leben«, sagte er betont.

      »Habe ich denn eine Chance? Ich mache mir nichts mehr vor. Da ist etwas, womit mein Körper nicht fertig wird. Meinen Geist schränkt es noch nicht ein. Sie können offen mit mir reden, Herr Doktor.«

      »Ich habe bereits mit Dr. Norden telefoniert, und er hat mir die Laborbefunde durchgegeben, so brauchen wir uns damit nicht mehr aufzuhalten.«

      »Und wie lautet die Diagnose?«

      »Sie gibt Rätsel auf. Ihr Blutbefund zeigt eine Sepsis. Können Sie mir sagen, ob Sie kürzlich eine Verletzung hatten?«

      Ihr Blick irrte ab und kehrte wieder zu ihm zurück. »Wieso sprechen Sie eigentlich so gut Deutsch?« fragte sie zusammenhanglos.

      »Ich habe in Heidelberg studiert und habe eine deutsche Großmutter. Was ist also mit einer Verletzung?«

      »Eine Verletzung?« wiederholte sie. »Nadines Siamkater hat mich gebissen und gekratzt. Er muß wohl gemerkt haben, daß ich Katzen nicht mag. Ich reagiere allergisch auf die Haare, aber anzuschauen sind sie schön.«

      »Wer ist Nadine?« fragte Dr. Duforet.

      »Die Lieblingspartnerin von Carlos Dorant«, erwiderte sie mit einem spöttischen Unterton. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich mit Laurentis anreden würden.«

      »Wo hat Sie der Kater gebissen und gekratzt?«

      »An der Schulter und gekratzt hat er mich an dem Arm. Ich hatte ein schulterfreies Kleid an. Er sprang mich an mit dem gleichen tückischen Blick wie Nadine. Pardon, das klingt gehässig.«

      »Sie haben es so empfunden. Sie mögen einander nicht?«

      »Nadine mag keine andere Frau, sie steht auf Männer, wie man sagt. Aber sie konnte nichts dafür, daß mich Moritz verletzt hat.«

      »Haben Sie eine Tetanusspritze bekommen?«

      »So schlimm war es doch nicht. Außerdem bekomme ich die regelmäßig bei Fälligkeit.«

      »Einen Anhaltspunkt hätten wir jetzt. Ich darf Sie doch untersuchen?«

      Feine Röte überflutete Michelles Gesicht. »Eigentlich erlaube ich das nur Dr. Norden«, sagte sie stockend.

      »Er ist aber nicht hier, doch ich stehe in Verbindung mit ihm. Können Sie zu mir kein Vertrauen haben?«

      Seine Stimme schmeichelte sich in Michelles Ohren. Sie war so beruhigend, warm und herzgewinnend. Und seine Augen, Michelle meinte, noch nie so schöne Augen gesehen zu haben.

      »Doch, ich habe Vertrauen«, erwiderte sie.

      »Ich möchte Ihnen helfen, Madame Laurentis.«

      »Können Sie das?«

      »Wenn Sie mir eine Chance geben? Aber es ist eine ungewöhnliche Art der Behandlung. Es ist ein Rezept meiner deutschen Großmutter, ein Hausmittel, das aber schon in manchen Fällen half, bei denen andere Medikamente versagten.«

      »Was ist das für ein Mittel?«

      »Ein Gemisch aus Obstessig, Wasser und einer Essenz, deren Zusammensetzung von meiner Großmutter nicht verraten wird. Erst nach ihrem Tode werde ich sie bekommen.«

      »Und Sie glauben daran?«

      »Weil ich Erfolg schon erlebt habe. Ich weiß, daß allem eine Grenze gesetzt ist, aber Glauben und Vertrauen hilft oft auch mit.«

      »Und wie wird das Mittel angewandt?«

      »Der Körper wird damit abgerieben. Das wird Schwester Immaculata tun.«

      Sie sah ihn wieder voll an. »Ich bin nicht so, daß ich es als Unsinn abtue. Ich habe schon manches gehört, was man mit dem Verstand nicht erklären kann. Und manchmal ist der Verstand ein schlechter Berater.«

      Wie meint sie das, überlegte er. Aber er stellte eine andere Frage.

      »Möchten Sie erst Ihren Mann verständigen?«

      »Nein. Er soll bleiben, wo er ist, und ich will ihn nicht mehr sehen.« Ein trockenes Schluchzen schüttelte sie, das die innere Erregung löste. Er spürte, wie unglücklich und zerrissen sie war.

      Er nahm ihre Hand und umschloß sie mit warmem Griff. Sie spürte die Wärme, die zu ihr floß, so tröstend und beruhigend wie seine Stimme.

      »Denken Sie nicht an das Negative«, sagte er nun fast beschwörend, »denken Sie, wie schön das Leben sein kann.«

      Sie schloß die Augen. »Ich will glauben, daß Sie mir helfen können«, flüsterte sie. Dann schlief sie ein, und er betrachtete ihr gelöstes Gesicht.

      Er war todmüde, hatte zwanzig Stunden kein Auge zugetan und nun packte ihn die Erschöpfung mit Macht.

      Er wollte wenigstens

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