Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen

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Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen Fürstenkrone

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Momente stand er unschlüssig da, dann hörte er plötzlich Schritte.

      Kurz darauf wurde das Portal von innen geöffnet, und Herr Wehnert er­schien vor ihm.

      »Herr Graf?«, fragte er verdutzt, »ist etwas geschehen?«

      »Nein, nein, ich möchte …, ich bin nur gekommen, um Baronesse Elga zu sprechen. Ich weiß, es ist nicht die vorgeschriebene Besuchszeit, aber …«

      »Da kommen Sie gerade noch rechtzeitig. Die Baronesse reist heute Morgen ab. Ich bin soeben dabei, ihre Koffer im Wagen zu verstauen.«

      Graf Tihany wurde aschfahl.

      »Kann ich sie sprechen?«, stammelte er aufgelöst.

      Herr Wehnert ging vor ihm her durch den Torbogen in den Innenhof. Hier stand schon der weiße Traumwagen, über den er sich so erbost hatte, bereit zur Abfahrt.

      »Ich werde Sie der Baronesse melden«, sagte Herr Wehnert und bat ihn, in der Halle zu warten.

      Für Graf Tihany schien es eine ganze Ewigkeit zu dauern, bis Wehnert zurückkam und ihn in den oberen Salon bat.

      Während er mit weichen Knien im Salon wartete, schöpfte er ein wenig neue Hoffnung, denn wenn Elga nichts mehr von ihm wissen wollte, hätte sie ihn bestimmt nicht empfangen. Andererseits war sie vielleicht nur darauf aus, jetzt an ihm Rache zu üben für die Nichtachtung, die er ihr beim Gartenfest gezeigt hatte.

      Er trat an eines der Fenster, die zum Park hinunterschauten. Dort kamen gerade zwei Reiter im sanften Galopp zum Torbogen. Es waren der Baron und sein Sohn. Im Innenhof angekommen, überließen sie die Pferde einem Stallknecht.

      »Wir haben Besuch«, erklärte Herr Wehnert, der dabei war, die Koffer der Baronesse im Wagen zu verstauen. »Der Graf möchte die Baronesse sprechen.«

      »Und?« entfuhrt es Baron Waldstein, »empfängt sie ihn denn?«

      »Ja, er wartet im oberen Salon auf sie.«

      »Hm!« Baron Waldstein sah seinen Sohn fragend an.

      Über Alberts Gesicht zuckte ein kleines Lächeln.

      »Na, dann packen Sie am besten die Koffer wieder aus, Wehnert«, sagte er gedehnt.

      »Meinst du wirklich?«, fragte sein Vater ratlos.

      »Ist doch ganz klar«, lachte Albert, »sei unbesorgt, Papa! Du hast ihn doch so fertiggemacht, wie du mir erzähltest, dass er jetzt zu Kreuze kriecht.«

      Sie wären beide gern Zeugen der Unterhaltung gewesen, die im Salon stattfand, aber die war nicht für fremde Ohren bestimmt.

      Baronesse Elga machte es Graf Sandor nicht leicht. Zu tief hatte er sie auf dem Gartenfest verwundet, in das sie alle Hoffnungen gesetzt hatte.

      Was will er überhaupt, hatte sie gedacht, als er ihr gemeldet worden war. Sie war bereits im hellen Reisekostüm und zögerte, ob sie ihn empfangen sollte. Dann ging sie hoheitsvoll in den Salon. Er stand am Fenster und schnellte herum, als er ihre Schritte hörte. Zögernd kam er auf sie zu.

      »Elga«, murmelte er mit belegter leiser Stimme.

      Sie blieb stehen. »Fassen Sie sich nur kurz, Graf«, sagte sie kühl, »ich habe nicht viel Zeit.«

      Einen Moment lang blieb er wie erstarrt vor ihr stehen. Er versuchte in ihren Augen zu lesen, aber sie hatte sich vollkommen in der Gewalt und gab seinem forschenden Blick nicht nach.

      »Ich weiß, ich habe mich schändlich benommen auf dem Gartenfest«, brach es jetzt aus ihm hervor, »und ich kann verstehen, dass du mir sehr zürnst. Aber ich war blind, Elga, blind vor Zorn und Enttäuschung über die Komödie, die du mir vorgespielt hast. Jetzt erst denke ich anders darüber. Jetzt weiß ich, dass es keinen anderen Weg von dir zu meinem Herzen gab als den, den du gegangen bist. Der Baronesse im weißen Traumwagen hätte ich die kalte Schulter gezeigt. Heute weiß ich auch, dass du mit meiner Stiefmutter nichts zu tun hattest. Dein Vater hat es geschafft, mir die Augen zu öffnen und mich zur Vernunft zu bringen. Du hast alles nur aus Liebe zu mir getan, und ich Narr habe dich von mir gestoßen, weil mein Stolz und meine Eitelkeit verletzt waren.«

      Er kam auf sie zu und fasste sie beschwörend an den Schultern.

      »Du darfst nicht wegfahren, Elga! Du würdest mich damit in tiefste Verzweiflung stürzen. Ich habe genauso gelitten wie du, glaube mir! Ich weiß nicht mehr, wie ich die Tage verbracht habe. Dieses Gartenfest war entsetzlich für mich, auch wenn ich so tat, als sei ich froh und glücklich. Meine Gedanken waren nur bei dir«

      In ihrem Gesicht war immer noch die Abwehr zu lesen, obwohl sie sich dem Griff seiner Hände nicht entzog. »Und Fräulein Lindemann?«, fragte sie rau.

      »Wir kennen uns seit unserer Kindheit! Sie ist ein nettes Mädchen, dessen Freundschaft mir lieb und wert ist. Mehr nicht, Elga! Nichts ist zwischen mir und Margret vorgefallen. Sie weiß, dass eine andere Frau in meinem Leben existiert, nur hat sie keine Ahnung, wer es ist. Elga, kannst du mir verzeihen. Ich liebe dich und habe nie aufgehört, dich zu lieben! Auch nicht in dem Augenblick, in dem ich durch meine Stiefmutter die Wahrheit erfuhr und dich aus dem Schloss warf. Da war mein enttäuschtes Herz nur verschüttet unter Zorn. Sag mir, was ich tun soll, um deine Vergebung zu erlangen und deine Liebe zurückzuerobern! Bitte!«

      Langsam zog er sie näher an sich, bis er das Pochen ihres Herzens spürte.

      Elga sah ihn an. Langsam schwand der herbe Zug in ihrem Gesicht, und ihre Augen bekamen den alten Glanz und die Wärme, die ihm früher daraus entgegengeleuchtet hatte.

      »Was soll ich tun, wenn du mich so bittest«, flüsterte sie, »mein Herz hat seine Antwort längst bereit. Glaubtest du wirklich, meine Liebe wäre so rasch gestorben? Ich wollte nur fliehen vor dir, vor meinem eigenen Herzen. Ich konnte ja nichts anderes mehr tun, als auf deine Entscheidung zu warten. Du hast es mir schwergemacht, und als du zum Gartenfest mit Fräulein Lindemann erschienst, glaubte ich, es sei alles vorbei.«

      Tränen traten in ihre Augen bei diesen Worten.

      Sandor schloss ihr den Mund mit einem Kuss.

      »Nicht weitersprechen«, bat er dann inbrünstig. »Ich weiß, wie schäbig ich mich benommen habe. Ich schäme mich entsetzlich, auch vor deinem Vater, der mir nur Gutes getan hat. Ich fürchte, er wird mir nicht verzeihen.«

      Elga lächelte. »Das lass meine Sorge sein. Wartest du hier im Salon, bis ich sie alle vorbereitet habe? Vor allem muss ich Wehnert bitten, meine Koffer wieder heraufzutragen!«

      Er nickte selig, riss sie noch einmal in seine Arme und bedeckte ihr Gesicht mit brennenden Küssen.

      »Mir ist, als sei ich neu geboren«, sagte er.

      Elga eilte die Wendeltreppe hinab in die Halle. Dort war alles still, und sie wollte gerade hinaus zu ihrem Wagen gehen, als ihr Bruder, noch im Reitdress, aus einem der angrenzenden Räume kam.

      »Wohin, Schwesterlein?«, fragte er da hintergründig.

      »Ich wollte Wehnert nur bitten, meine Koffer wieder auszuladen. Ich …«

      »Alles schon erledigt, mein Kind«, sagte Albert galant. »Was macht er denn, der Herr Graf?

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