Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne Svanberg
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Читать онлайн книгу Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg страница 19
»Vielleicht geschieht eins«, meinte Betti geheimnisvoll. Dann erzählte sie Frau Haslinger, welche Auskunft Frau Dr. Frey von Dr. Berger erhalten hatte.
»Herr Gleisner muss einsehen, dass diese Operation unbedingt notwendig ist«, sagte Betti abschließend. »Ich werde versuchen, es ihm klarzumachen.«
»Dabei können Sie mit meiner vollsten Unterstützung rechnen«, meinte Frau Haslinger. »Aber es wird nicht einfach sein, ihn zu überreden.«
Es war wirklich nicht einfach. Erich Gleisner freute sich zwar offensichtlich über den Besuch seiner Tochter, begrüßte Betti aber sehr zurückhaltend.
Betti wäre gern sofort mit der Tür ins Haus gefallen, aber klugerweise übte sie Zurückhaltung und wartete, bis Evi im Bett lag und schlief. Dann ging sie wieder hinunter ins Wohnzimmer, wo das Ehepaar Haslinger und Erich Gleisner noch beisammensaßen.
Bei Bettis Eintritt stand Frau Haslinger auf und sagte zu ihrem Mann: »Komm, Fritz, heute bist du dran mit dem Abspülen, aber du brauchst es nicht allein zu machen. Ich helfe dir dabei.« Damit wollte die Försterin Betti offenbar Gelegenheit geben, mit Erich Gleisner unter vier Augen zu sprechen.
Herr Haslinger schien den Wink seiner Frau sofort zu verstehen, denn er ging mit ihr in die Küche.
»Nun war Betti mit Erich Gleisner allein. Sie fröstelte. Jetzt war der Augenblick gekommen, da sie sprechen musste. Innerlich schalt sie sich wegen ihrer Verlegenheit. Sie hatte doch nur Gutes vor!
Erich Gleisner schwieg beharrlich. Er machte die Sache für Betti dadurch nicht leichter. Wenn er nur ein wenig entgegenkommender wäre, dachte Betti und seufzte.
»Es ist Ihnen wohl unangenehm, hier neben einem Krüppel zu sitzen?«, fragte er prompt. »Warum sind Sie diesmal nicht in die Küche gestürzt, um das Geschirr abzuwaschen? Dann wäre Ihnen das Zusammensein mit mir erspart geblieben.« Er hatte also das Motiv, das sie bei ihrem ersten Besuch zur Flucht in die Küche veranlasst hatte, durchschaut.
»Wie können Sie so mit mir reden?«, fragte Betti empört. »Ich habe Ihnen doch nichts getan. Im Gegenteil, ich bemühe mich …«
»Sie bilden sich wahrscheinlich ein, mir mit Ihrem Besuch eine ungeheure Wohltat zu erweisen«, unterbrach er sie. »Aber ich habe Ihnen schon einmal gesagt, ich lege keinen Wert darauf.«
Betti ging zum Gegenangriff über. »Es mag stimmen, dass Sie auf meinen Besuch keinen Wert legen«, entgegnete sie. »Aber wenn Sie mit Evi beisammen sein wollen, dann lässt sich meine Anwesenheit nicht vermeiden. Und über Evis Gegenwart freuen Sie sich doch, oder etwa nicht?«
Er schwieg. Eine Weile herrschte Stille, dann sagte er: »Sie tun Evi nichts Gutes, wenn sie sie immer wieder hierherbringen. Das Kind muss mich vergessen.«
»Das wird nicht möglich sein«, erwiderte Betti. »Das Kind verlangt nach Ihnen.«
»Ja, jetzt, nachdem es einmal hier war. Es war grausam von Ihnen …«
»Grausam?«, fuhr Betti auf. »Ich bin nicht grausam, aber Sie sind es, weil Sie verlangen, dass Evi sie vergessen soll.«
»Sie wollen nicht wahrhaben, dass ich nicht anders handeln kann«, warf er Betti vor. »Sie zwingen mich, es noch einmal auszusprechen: Ich bin kein vollwertiger Mensch mehr, ich kann für Evi nicht sorgen.«
»Und Sie wollen wirklich nichts tun, um das zu ändern?«, fragte Betti.
»Ändern? Wie kann ich das denn? Eine zerschossene Hüfte lässt sich nicht einfach reparieren.«
»O doch.« Unversehens war Betti zum Kernpunkt des Gesprächs gelangt. »Eigentlich bin ich deswegen gekommen.«
Erich Gleisner starrte sie verständnislos an. »Machen Sie sich lustig über mich?«, fragte er empört.
»Nein, ich mache mich nicht lustig über Sie!«, rief Betti schnell. »Ich mache mich über niemanden lustig, und über Sie schon gar nicht«, fügte sie ärgerlich hinzu. »Ich habe über Sie mit Frau Dr. Frey gesprochen. Das ist die Ärztin, die Evi, den kleinen Peter und die Kinder von Sophienlust behandelt«, erklärte sie. »Sie hat sich mit Dr. Berger in Verbindung gesetzt …«
»Dr. Berger?«, unterbrach Erich Gleisner sie. »Das ist doch der Arzt, der mich damals behandelt hat.«
»Ja, deshalb hat Frau Dr. Frey ihn auch angerufen und mit ihm über Ihre Verletzung gesprochen. Er meinte, dass eine Heilung möglich, ja, sogar sehr wahrscheinlich sei, wenn Sie sich einer Operation unterziehen würden, bei der Ihnen ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt werden würde.«
Erich Gleisner hatte Betti ausreden lassen. Nur seine Augen hatten wütend aufgeblitzt. »Sie haben also mit einer Ärztin über mich gesprochen«, stellte er scheinbar ruhig fest.
»Ja«, erwiderte Betti ein wenig ängstlich.
»So! Und mit welchem Recht mischen Sie sich in meine Angelegenheiten?«, rief er voll Zorn.
»Können Sie mich nicht zufrieden lassen?«
»Ich will Ihnen doch nur helfen«, verteidigte sich Betti.
»Ich habe Sie um Ihre Hilfe nicht gebeten. Sie drängen sich mir auf …«
Nun verlor auch Betti die Beherrschung. »Ich dränge mich niemandem auf! Sie verdienen gar nicht, dass man sich um Sie kümmert! Ich verstehe auch nicht, wie Herr und Frau Haslinger es mit Ihnen aushalten. Es ist wirklich das Beste, wenn ich noch heute mit Evi abreise und nie mehr wiederkomme. An einem so mürrischen Menschen, wie Sie es sind, hat Evi nichts verloren.«
Betti schickte sich an, das Zimmer zu verlassen, aber Erich Gleisner rief sie zurück.
»Wenn ich laufen könnte, würde ich aufspringen, Ihnen nacheilen und mich bei Ihnen entschuldigen. Leider ist mir das unmöglich«, sagte er bitter.
Betti drehte sich um und lächelte zaghaft. »Einer Entschuldigung steht nichts im Wege«, meinte sie leise und setzte sich wieder.
»Es tut mir leid. Ich wollte nicht grob zu Ihnen sein«, sagte er mühsam. »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie Evi lieb haben und für sie sorgen wie für ein eigenes Kind. Aber gerade deshalb war ich ungerecht Ihnen gegenüber. Evi ist meine Tochter. Es fällt mir schwer, zuzusehen, dass sie Sie so behandelt, als wären Sie ihre Mutter.«
Darauf wusste Betti keine Antwort. Allem Anschein nach hing Erich Gleisner noch immer an seiner verstorbenen Frau und verübelte es ihr, dass sie deren Stelle einnahm. Vorsichtig sagte sie: »Evis Mutter ist tot, und jemand muss sie vertreten.«
»Ja«, erwiderte er, »aber derjenige sollte ich sein. Es schmerzt mich, dass ein Fremder nun für mein Kind sorgen muss.«
»Umso mehr sollten Sie sich bemühen, wieder gesund zu werden. Diese Operation …«
»Dr. Berger hat sie mir gleich nach dem Unfall vorgeschlagen. Aber damals war ich zu verzweifelt, und außerdem … Nein, reden wir nicht mehr darüber.«
Erich Gleisner tat diesen Einwurf mit einer verächtlichen Handbewegung ab. »Ich war versichert.