Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller

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ist alles hausgemacht. So ein dummes Gerede, das man sich zu eigen macht, und so manchmal schafft man sich dann selbst die Probleme, weil es eben zum siebten Jahr dazugehören soll. Ich habe da doch überhaupt noch nicht gedacht, dass es mit uns mal schiefgehen könnte.

      Aber so, wie es in den letzten Monaten war, das war doch schon keine Ehe mehr. Ob es bei Männern auch eine Midlife-Krise gab? Thomas wurde nächstes Jahr vierzig, und er hatte sich zum Ziel gesetzt, da ganz oben zu sein. Ja, das hatte er früher manchmal gesagt. Wie hatte er es doch gesagt?

      »Wenn man es bis dahin nicht geschafft hat, schafft man es nie, und dann wird man auch nicht mehr akzeptiert und schon bald zum alten Eisen geworfen.« Und gepasst hatte es ihm schon gar nicht, dass sie die Firma gegründet hatte. Hatte sie ihn dadurch erst recht von sich weggetrieben?

      Als die Tür aufgestoßen wurde, schrak sie empor. Benny stand da.

      »Das Essen ist längst fertig, Mami. Kommt ihr jetzt endlich? Wenn du nicht kommst, kommt Joana auch nicht. Alle machen schon Mittagspause, nur ihr arbeitet noch.«

      »Ich habe vergessen, wie spät es ist«, erwiderte Viola.

      »Deine Uhr geht aber richtig«, sagte Benny.

      *

      Herbststürme brausten durch das Land. Schnee und Regen und die Temperaturen wechselten von einem Tag zum anderen, und die Ärzte bekamen noch mehr zu tun. Da kamen nicht nur die Erkältungen, auch die Kreislaufstörungen machten sich mehr und mehr bemerkbar. Freilich konnte man viel auf das Wetter schieben, aber so mancher hatte auch vergessen, andere Anzeichen, die eine Warnung sein sollten, zu beachten.

      Fee bekam ihren Mann tagsüber auch selten zu Gesicht, und manchmal war er abends so müde, dass er buchstäblich ins Bett fiel und im Handumdrehen einschlief.

      Aber sie brauchte sich keine bangen Fragen zu stellen, wie Viola. Sie hörte immer wieder die paar Worte von ihm: »Endlich wieder zu Hause, wie gut das ist, Fee!«

      Solche Worte hatte Viola von Thomas nie gehört. War er wirklich mal daheim gewesen, umkreisten seine Gedanken schon neue Pläne. Ja, es war seine Rastlosigkeit gewesen, die Viola schließlich veranlasste, ihm und sich selbst zu beweisen, dass man auch mit Besonnenheit erfolgreich werden konnte.

      Vergebens wartete sie jedoch auch die nächste Woche auf eine Nachricht von ihm, und es gelang ihr, sich ganz auf die Arbeit zum einen und auf die Stunden mit den Kindern zum anderen zu konzentrieren. Aber dann kam das Telegramm, das sie in fieberhafte Unruhe stürzte.

      Eintreffe 25.11. 13 Uhr München. Alles mündlich. Thomas.

      Viola hatte solche Telegramme schon öfter bekommen, nachdem sie länger nichts von ihm gehört hatte, aber so lange wie diesmal hatte das Schweigen nicht gedauert, denn in der Vergangenheit waren zwischenzeitlich doch Briefe, wenn auch kurze, eingetroffen.

      Den Kindern sagte sie nichts von dem Telegramm. Sie war entschlossen, pünktlich am Flughafen zu sein, um ihn dort zu empfangen, und auch gleich an Ort und Stelle alles zu klären. Sie wollte ihn anhören, aber die Kinder sollten davon nichts mitbekommen. Sie fragten jetzt nicht mehr, ob der Papi Weihnachten heimkommen würde. Seit Hilde und Joana im Haus waren, hatte sich manches verändert und nur zum Guten, wie Viola feststellen konnte. Und nun herrschte schon die Vorfreude auf das Weihnachtsfest, verbunden mit all den kleinen Heimlichkeiten. So aufregend schön waren die Tage für Benny und Sandra ja noch nie gewesen.

      Da buk Hilde Plätzchen, und sie durften dabei helfen, da wurde mit Joana gebastelt, und die Mami sollte überrascht werden, und Hilde erinnerte sich gar all der alten Gedichte, die sie einmal als Kind gelernt hatte. Jetzt lernten Benny und Sandra eifrig.

      Für Viola war Joana eine echte Entlastung, denn die Aufträge überfluteten sie förmlich. Allen Nachbestellungen konnten sie nicht mehr gerecht werden, aber Joana saß manchmal bis in die Nacht hinein selbst an der Maschine und ließ sich davon auch nicht abbringen.

      »Zu Hause bei uns war es auch so«, sagte sie, wenn Viola sie ermahnte, endlich Schluss zu machen. »Sie sind so gut zu mir, ich bin dankbar, und wie soll ich es sonst beweisen?«

      »Möchten Sie nicht mal ausgehen, Joana, wenigstens am Wochenende?«, fragte Viola.

      »Da kann ich doch mit den Kindern spielen«, erwiderte Joana. »Ich habe hier viel Freude. Alle sind nett zu mir. Sie wissen doch, warum ich nach Deutschland kam. Da war ich voller Illusionen, aber hier bin ich glücklich.«

      Wunschlos glücklich? Konnte man das mit fünfundzwanzig jungen Lebensjahren sein?

      »Darf ich Sie etwas fragen, Joana?«

      »Alles.«

      »Haben Sie jenen Mann sehr lieb gehabt?«

      Joanas Blick schweifte in die Ferne. »Er kam aus einer anderen Welt, von der man uns viel erzählte, und er konnte sehr gut reden. Ich hatte einen solchen Mann nie kennen gelernt. Es war neu und auch aufregend, aber ich ahnte ja nicht, was er mit mir vorhatte. Ich dachte tatsächlich, dass er mich liebt, aber er wollte nur meinen Körper vermarkten. Immerhin war er so fair, mich nur eine dumme Gans zu schelten. Ich habe inzwischen begriffen, dass mir Schlimmeres hätte geschehen können. In einem armen Land hat man ja keine Ahnung, was alles so vor sich geht in der Welt, in diesen großen Städten. Nach dem Schock kommt die Angst, verstehen Sie das?«

      »Ja, ich verstehe das sehr gut, Joana, aber dennoch muss ich noch einmal eindringlich sagen, dass Sie nicht so viel arbeiten sollen.«

      »Ich tue es sehr gern, und Sie bezahlen mich sehr gut dafür, aber mehr zählt doch, dass ich ein Zuhause gefunden habe, ein richtiges Zuhause.«

      Thomas hatte ein Zuhause nicht vermisst, dachte Viola wieder, aber es wurde ihr nicht bewusst, dass sie sich mit solchen Gedanken schon wappnete, um dann, wenn er kam, die Kraft aufzubringen, es ihm auch so konsequent zu sagen, wie sie es sich vorgenommen hatte.

      Sie führte an diesem Tag noch ein langes Telefongespräch mit Fee. Sie sagte, wie gut sie sich alle verstünden und wie fleißig Joana war.

      »Sie ist nicht nur ein Talent, sie kann organisieren und rationalisieren. Ja, sie könnte diesen Betrieb leiten. Es ist ein großer Lichtblick in diesem Dilemma, Fee.« Und dann sprach sie über Thomas und wie sie es geplant hatte.

      »Du willst ihn gar nicht zu den Kindern lassen?«, fragte Fee bestürzt.

      »Wozu soll das gut sein? Es verdirbt den Kleinen die Weihnachtsstimmung. Sie sind jetzt so voller Vorfreude, und Hilde versteht es meisterhaft, sie zu beschäftigen. Dann bastelt Joana mit ihnen, und überhaupt sehe ich nichts Gutes, wenn Thomas pro forma Weihnachten dabei sein will.«

      »Höre ihn an, Viola«, sagte Fee eindringlich. »Verschanz dich nicht hinter Trotz. Bedenke, dass sich alles anders verhalten könnte als die Bertram sagte.«

      »Ich bin bereit, ihn anzuhören, aber alles schlucke ich nicht mehr hinunter, Fee.«

      Nun, das konnte Fee ihr nicht verdenken. Alle Geduld, alle Toleranz hatte Grenzen. Sie würde wohl auch nicht anders handeln, aber sie war heilfroh, dass sie solchen Konflikten nicht ausgesetzt war. Sie konnte nicht verstehen, dass Thomas Anderten seine Ehe aufs Spiel gesetzt hatte.

      *

      Der entscheidende Tag war gekommen. Viola war pünktlich am Flughafen. Zuhause hatte sie gesagt, dass sie geschäftliche Dinge in der Stadt erledigen

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