Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 27
Annelore blickte sie mit leeren Augen an. »Für Mama könnte es den Tod bedeuten«, schluchzte sie trocken auf.
»Sie wird es jetzt nicht erfahren. Wir sprechen noch darüber, Annelore. Ich muss runter, sie kommen schon.«
Annelore folgte ihr, und sie sah auch gleich ihren bewusstlosen Vater. Es schien, als würde sie zusammenbrechen, doch da stand plötzlich ein kräftiger junger Mann neben ihr und fing sie auf.
»Ruhig, ganz ruhig, es kommt schon alles wieder in Ordnung.«
»Jörg, du bist da. Es ist alles so schrecklich«, weinte Annelore auf.
Jörg Cremer nahm sie in die Arme. »Ich bin bei dir und bleibe bei dir, Lori«, sagte er zärtlich.
Dann schon wurde Bobby gebracht, aber er ließ sich nicht tragen. Auf schwankenden Füßen betrat er die Halle und wankte dann auf Annelore zu. Aus glasigen Augen blickte er sie an.
»Wir haben ganz umsonst gerechnet«, lallte er, »ganz umsonst, alles hin.«
»Er steht unter einem schweren Schock«, sagte er Sanitäter. »Er war mit Ihrem Vater im Büro, Fräulein Marl.«
»Und das Haus?«, fragte Annelore tonlos.
»Es ist unversehrt.«
Jörg führte Annelore zu einem Sessel. »Ich hole dir was zu trinken«, sagte er.
Aber da brachte schon Schwester Martha Wasser und Säfte Annelore zitterte wie Espenlaub. Jörg hielt ihr das Glas an die Lippen, aber sie konnte nur einen kleinen Schluck trinken.
»Es ist aus, Jörg«, murmelte sie, »jetzt ist alles aus. Geh lieber, bevor du auch noch ins Gerede kommst.«
»Was redest du da für dummes Zeug, Lori?«
»Wenn es nun Brandstiftung war?«
»Dann werden sie den Täter suchen und finden.«
Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht, aber sie brachte kein Wort über die Lippen.
*
Für Berthold Marl war es gut, dass seine Bewusstlosigkeit dann gleich in einen tiefen Schlaf überging. Er war ohnehin schon in einem desolaten Zustand gewesen, wie Dr. Norden wusste, und nun noch dieser Schock. Die Familie war seit einem Jahr wirklich vom Pech verfolgt. Zuerst war er einem Betrüger aufgesessen, dem er für eine beträchtliche Summe Holz geliefert hatte, und dann bekam er außer einer ganz geringen Anzahlung keinen Euro mehr. Das Holz war allerdings auch abtransportiert und nicht auffindbar. Dann hatte sein Lastwagenfahrer einen schweren Unfall gebaut, an dessen Folgen er gestorben war. Kosten kamen auf ihn zu, mit denen er wahrhaftig nicht rechnen konnte, und dazu setzte auch noch die Rezession ein. Nun hatte sich Annemarie Marl auch noch dieser schweren Magenoperation unterziehen müssen, nach einer Magenperforation. Noch war die Gefahr für ihr Leben nicht gebannt. Auf keinen Fall durfte sie einer Aufregung ausgesetzt werden. Aber wie sollte man es ihr verheimlichen, warum ihr Mann sie nicht besuchen konnte, warum auch Bobby sichtbare Verletzungen aufwies.
Er beruhigte sich dann wenigstens einigermaßen, als er ärztlich versorgt war und ein Beruhigungsmittel bekommen hatte und Annelore bei ihm saß.
»Es war Brandstiftung, Anne«, sagte er, »ganz bestimmt. Es ging alles so rasend schnell.«
»Sag es nicht so laut«, bat sie.
»Warum nicht?«
»Du weißt doch, was Papa gesagt hat.«
Er starrte sie an. »Denk das doch nicht, um Himmels willen. Was man im Zorn sagt, überlegt man sich letztlich doch. Außerdem saßen wir seit Stunden beisammen und haben gerechnet und immer wieder gerechnet und überlegt, wie wir aus dem Dilemma herauskommen können. Papa hatte ja auch schon mit Kienbaum gesprochen, der unter Umständen bereit ist, zu helfen.«
»Unter welchen Umständen?«, fragte Annelore bebend.
»Ich weiß es nicht genau. Papa hat nur gesagt, dass es der letzte Ausweg wäre. Aber welcher Ausweg bleibt uns jetzt?«
»Jetzt ist es wichtig, dass Mama nichts erfährt. Es geht ihr noch gar nicht gut. Sie hätte schon früher sagen müssen, dass sie Schmerzen hat. Ich weiß auch nicht, wie es weitergehen soll, Bobby. Marilli möchte so gern studieren, und sie ist doch so gescheit. Ich kann mir ja woanders eine Stellung suchen, aber was werde ich anfangs schon verdienen im Büro?«
»Irgendwie müssen wir es schaffen, Anne. Wenn wir zusammenhalten, fangen wir noch mal von vorn an.«
»Aber Mama müsste auch eine Kur machen, und wer weiß, wann Papa wieder gesund wird. Es hat ihn schlimm erwischt.«
»Lass jetzt den Kopf nicht hängen, Anne. Fahr heim und kümmere dich um Marilli. Ich bleibe hier, bis ich weiß, was mit Papa ist.«
Er gab sich mutig, dabei fielen ihm die Augen fast zu und als Annelore gegangen war, schlief er auch in dem Sessel gleich ein.
Freilich wirkte da auch die Injektion, und auch für ihn war es gut, dass sein Denken für einige Zeit ausgelöscht war.
Jörg Cremer wartete noch immer. Er war draußen herumgelaufen, aber sofort zur Stelle, als er Annelore kommen sah.
»Jetzt opferst du auch noch deine Nachtruhe«, sagte sie, und ein Zucken lief über ihr Gesicht. »Dabei musst du doch so früh raus.«
»Es ist kein Opfer, Lori.« Er hatte sie gleich Lori genannt, da die meisten Anne zu ihr sagten. Für ihn war sie etwas Besonderes. Sie kannten sich schon drei Jahre, aber ihre Freundschaft war langsam gewachsen, da Annelore ein sehr zurückhaltendes Mädchen war, und während er längst wusste, dass er sie liebte, hatte er von ihr noch keine Resonanz bekommen, nicht die, nach der er sich sehnte.
Auf der Heimfahrt fasste er Mut, ihr das zu sagen, was ihm so am Herzen lag.
»Ich habe jetzt eine gut dotierte Stellung, Lori. Mit meinem Chef komme ich bestens zurecht, und ich werde auch in absehbarer Zeit Abteilungsleiter werden. Wir können heiraten, wenn du ja sagst.«
Ein Beben durchlief sie. Wie gern hätte sie ja gesagt. »Ich kann meine Eltern jetzt doch nicht im Stich lassen, Jörg«, erwiderte sie stattdessen. »Bei uns sieht es schlimm aus. Wir stehen vor dem Ruin, du kannst es ruhig wissen. Nein, unter solchen Voraussetzungen kann ich nicht ja sagen. Ich habe dich lieb, sehr lieb, und ich bin dir dankbar, dass du dich gleich um mich gekümmert hast, aber ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.«
»Nicht verzagen, Lori. Oft sieht alles viel schlimmer aus, als es ist. Die Versicherung muss doch einspringen.«
»Das dauert ewig. So lange halten wir nicht durch. Papa kämpft schon lange gegen noch unbekannte Widersacher an. Wir wissen nicht, was sie im Schilde führen, aber unser Sägewerk muss jemand ein Dorn im Auge sein. Der Ort ist gewachsen. Viele einflussreiche Leute sind hierhergezogen, die schon ein Sägewerk als Industrie bezeichnen. Mir kommen da manchmal ganz dumme Gedanken.«
»Sprich dich doch aus.«
»Das kann ich nicht. Ich habe keine konkreten Beweise, Papa auch