Slumlords. Alexander Broicher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Slumlords - Alexander Broicher страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Slumlords - Alexander Broicher

Скачать книгу

Das fucking Zeugs brannte nicht nur in meiner Nase, es verätzte vor allem meine Nerven. Ich schlug die Hände vors Gesicht. Weil ich heulen musste.

      2

      Die gläsernen Banktürme thronten wie eisige Gletscher über der City. Gigantische Stalaktiten, die bedrohlich aus dem Boden wucherten. Hinter den abweisend bläulich schimmernden Fassaden war es bitterkalt. Es fröstelte mich jedes Mal, wenn ich einen der Tower betrat und dort Kunden mit Kokain beliefern musste. Aber wenigstens war das Drogengeschäft in Frankfurt eine krisenfeste Branche: Wenn die Investmentbanker Erfolg hatten, zelebrierten sie ihn mit meinem Pulver und wenn sie Geld verloren, koksten sie, um nicht die Nerven zu verlieren. So war unabhängig von jedweder Kursentwicklung Kokain die perfekte Aktie. Sie hatte in dieser Stadt immer Konjunktur. Dabei waren die meisten Banker echte Spießer. Nerds in Anzügen, die den ganzen Tag vor ihren Bildschirmen hingen und mit einem Mausklick viele Millionen verspekulierten. Meine Pharmazeutika interessierten sie nur als Zusatz-Kick, denn ihre wahre Droge war das Geld. Ihr Heroin war der Dollar, und dem waren sie verfallen wie Junkies.

      Mein Business lebte aber auch von den Brokern, die wussten, dass sie mega langweilig rüberkamen, sich aber trotzdem cool und sexy fühlen wollten. Insofern erfüllte meine Ware eine soziale Aufgabe. Sie hob das Selbstwertgefühl dieser Spritzer, die sich auf ihre Tradergeschäfte einsam vor dem Computer einen runterholten.

      Nur Idioten verkauften tatsächlich ein ganzes Gramm Kokain, ich hingegen verpackte immer nur 900 Milligramm. Keiner hatte nachts eine Waage dabei, mit der er es kontrollierte, von daher gab es auch keine Beschwerden. Diese Methode war für mich bares Geld wert, denn ich vertickte im Schnitt 200 Portionen im Monat und sparte auf die Weise 20 Gramm, was meinen Umsatz um 1500 Euro monatlich steigerte. Allein durch diese winzige Maßnahme holte ich jährlich 18.000 Euro mehr aus meiner Ware heraus, ohne für diesen Bonus irgendjemanden ruinieren zu müssen.

      Vor der Schicht besorgte ich Nachschub in meinem Kokainlager. Es war in einem Keller untergebracht, den ich von einem Typen gemietet hatte, der keine Fragen stellte, warum ich mehrere alte Waschmaschinen einlagern wollte. Dafür drückte ich ihm jeden Monat pünktlich 200 Euro in die Hand. Die ausrangierten Maschinen waren hervorragende Verstecke, denn die Dinger klaute keiner mal eben, dazu waren die Zentrifugen zu schwer. Meine Ware war in einer wasserdichten Folie an der Innenwand mit rustikalem Tape befestigt. Ich verstaute hier bis zu 150 Gramm mit einem Marktwert von 20.000 Euro.

      Der Keller lag im Innenhof einer Wohnanlage, die nur mit einem Tür-Code oder von Mietern mit einem Schlüssel zu betreten war. Es war ein weitläufiges Untergeschoss wie ein U-Bahnhof mit hohen Decken und Wänden aus weißem Backstein; man hätte hier illegale Techno-Raves mit Hunderten von Leuten feiern können.

      Entsprechend tief ging die steinerne Treppe hinunter bis zu einer schweren Eisentür, die ich auf- und hinter mir gleich wieder abschloss. Ich machte Licht und ging den breiten Hauptgang entlang, der genug Platz für einen Straßenkreuzer bot. Ich brauchte fast eine Minute zu meinem Abstellraum, der durch eine stabile Tür gesichert war. Ich betrat die zehn fensterlosen Quadratmeter und holte zwanzig Gramm aus dem Versteck. Sobald sich die Briefchen in meinen Sakkotaschen befanden, setzte meine natürliche Paranoia ein; einem Polizeizugriff hier unten wäre ich hilflos ausgeliefert. Es gab keine Fluchtmöglichkeiten oder einen Gully, in den ich das Zeug notfalls verschwinden lassen konnte. Mit einem mulmigen Gefühl verließ ich mein Lager, ging den endlosen Flur entlang und öffnete vorsichtig die Eingangstür. Ich horchte auf jedes Geräusch, dann stieg ich die Stufen langsam empor. Wie ein steckbrieflich gesuchter Mörder kroch ich aus der Unterwelt hervor und sah mich misstrauisch im Innenhof um. Kein Sondereinsatzkommando war zu sehen. Niemand umstellte mich, niemand zielte mit Sturmgewehren. Trotzdem atmete ich flach, bis ich endlich im Auto saß. Dann fuhr ich ausliefern.

      Mitch, Rolf und Paul waren bei einer amerikanischen Bank in Frankfurt angestellt. Der Laden hatte tonnenweise Mitarbeiter, galt als Haifischbecken, aber die drei waren eine verschworene Clique. Sie waren nicht nur Arbeitskollegen, sie gingen auch zusammen saufen, feiern und sogar vögeln. Und wahrscheinlich hatten sie beruflich schon jeder Menge Kunden und Konkurrenten in den Arsch gefickt. Aber die drei Yuppies machten jährlich einen amtlichen Umsatz bei mir, weswegen ich ihnen ab und zu mal ein Gramm schenkte. Als respektvolle Geste für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Heute hatten sie mich in ihren »Salon« bestellt, wie sie ihr geheimes Apartment nannten, das sie sich teilten, um dort ungestört von den eigenen Freundinnen andere Weiber flachlegen zu können. Obwohl dort keiner von ihnen wohnte, war es schicker ausgestattet als die meisten Möbelhäuser. Zentraler Einrichtungsgegenstand war ein Kingsize-Bett, das wie auf einer Bühne stand, zu der zwei Stufen führten. Sie hatten es sich extra von einem Handwerksbetrieb anfertigen lassen. Hier bumsten sie am liebsten zu dritt mit einer Prostituierten.

      Mitch öffnete mir die Tür im vierten Stock, aus dem man einen guten Blick auf die Wolkenkratzer der Banken hatte. Ich sah nur kurz aus dem Fenster, das vom Fußboden bis zur Decke reichte. Rolf und Paul fläzten sich in ihren edlen Anzughosen und Designerhemden auf dem schwarzen Chippendale-Sofa. Sie hatten ihre Krawatten bereits abgenommen und tranken Champagner.

      »Ronnie, du coole Sau!«, begrüßten sie mich.

      »Auch ein Glas?«, fragte Mitch.

      Wenn sie mir von ihrem teuren Gesöff was anboten, musste ich ihnen einen Rabatt auf die vier Gramm geben. Das gehörte sich. Und das wussten sie. Es waren Geschäftsleute.

      »Okay«, willigte ich ein.

      Die drei grienten über den gelungenen Deal und stießen mit mir an. Der Champagner war schön kalt und sprudelte trocken.

      »Was für eine Party steigt denn heute?«, erkundigte ich mich.

      Paul deutete auf das Tablet, das auf dem Tisch lag. Er aktivierte es und wischte mit dem Mittelfinger über den Touch-Screen. Dann zeigte er mir die Bilder. Sie sahen erst aus wie die Sed-Card eines Models, aber dafür war die scharfe Braut in viel zu unartigen Posen fotografiert worden.

      »Die ficken wir nachher«, sagte Rolf und rieb sich seinen wohlgenährten Bauch.

      Ich sah mir das Mädchen noch einmal an. Sie war echt top. Blond mit dicken Lippen und ordinärem Gesichtsausdruck. Niemand für eine tiefschürfende Unterhaltung, aber perfekt für geilen Sex.

      »Ein echtes Luxus-Callgirl«, verriet mir Mitch.

      »Wir mussten dem Escort-Service vorher Fotos von uns zufaxen, weil die nur an gepflegte reiche Leute vermieten«, amüsierte sich Paul.

      »Bei denen suchen sich die Nutten die Kunden aus!«, rief Mitch erstaunt.

      Ich hatte davon gehört. Es gab in Frankfurt zwei oder drei solcher Agenturen, die absolute Klassefrauen am Start hatten, und die wollten sich nicht von irgendwelchen schmierigen Wichsern vögeln lassen. Egal, wie viel Geld die dafür hinlegten.

      »Was kostet die?«, interessierte ich mich routinemäßig.

      »750 die Stunde«, gaben sie zu.

      »Deswegen könntest du uns ja ein wenig entgegenkommen«, stieg Rolf in die Verhandlungen mit mir ein.

      Vier Gramm machten normalerweise 300 Euro. Ich würde ihnen einen Fünfziger erlassen. Das teilte ich ihnen mit.

      »Ist das auch erste Qualität?«, fragte Paul. »Ich will ihr nämlich ordentlich was davon auf ihre Pussy reiben!«

      »Für Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker«, ermahnte ich ihn.

      »Ist

Скачать книгу