Dicke Luft in der Küche. Frank Winter
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Читать онлайн книгу Dicke Luft in der Küche - Frank Winter страница 13
»Los, das muss alles viel schneller gehen«, wetterte der Regisseur.
»Sie sollten die armen Menschen nicht zu sehr hetzen.«
Robertson atmete tief durch. »Sind sie bereit?«
»Freilich.« MacDonald betrachtete den mikroskopisch kleinen Sekretär skeptisch. Gewohnheitsmäßig strich er sich mit der Hand über die Vorderseite des Jacketts, machte den Rücken noch etwas gerader und sprudelte seinen Text heraus: »Cranachan, Damen und Herren, ist ein Dessert, mit dem man in früheren Zeiten besondere Ereignisse würdigte wie etwa eine erfolgreich eingefahrene Ernte. Es nimmt nicht Wunder, dass dieser Nachschlag aus den kräftigsten Zutaten besteht. Als da wären: dicker Joghurt, Sahne, Heidehonig, schottischer Whisky, Himbeeren und natürlich Hafer, der Star unserer neuen Reihe.«
Bereits eine Stunde später hatte Mister Robertson die Szene zu seiner Zufriedenheit gefilmt. Sie standen im Erdgeschoss und unterhielten sich. Der Regisseur konnte sein Glück kaum fassen und bedankte sich überschwänglich. MacDonald tätschelte ihm väterlich die Schulter. »Ist schon gut. Es war mir wieder einmal ein Vergnügen.«
»Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen, Mister MacDonald?«
»Zu freundlich. Doch bin ich in meinem eigenen Automobil angereist und, die Gelegenheit beim Schopf packend, möchte ich noch ein wenig durch die Mall schlendern.«
»Wir sehen uns beim nächsten Dreh?«
»Sicher. Ich wünsche Ihnen eine schöne Heimfahrt, mein Guter.«
Wenn man ihn gefragt hätte, was genau er im Ocean Terminal zu finden hoffte, wäre er eine präzise Antwort schuldig geblieben. Mrs Sinclair hatte gesagt, dass der Major seine Enkeltochter hin und wieder hier verwöhnt hatte. Nun, Angus, er wird aber kaum mit der Kleinen hier hereinspazieren, nur weil du zugegen bist, belehrte er sich. Unvermittelt fühlte er sich geschwächt. Warum nicht aus der Not eine Tugend machen und im Virginia Grill eine Kleinigkeit genießen, Angus! Mit seinem Hamper in der Hand eilte er wieder zur Rolltreppe. Er nahm einen Platz am Fenster ein, bestellte sich einen saftigen, hausgemachten Cheeseburger mit Pommes Frittes und ein Gläschen Weißwein, weil der bekanntermaßen wenig Kalorien hatte. Auf der Meerenge schob sich ein überlanges Schiff vorbei. Der Himmel war tiefblau und ein bisschen schien sogar die Sonne. Bislang also ein rundherum fabelhafter Tag in Edinburgh. Nach dem Essen nahm er noch einen doppelten Espresso. Wie Karen ihm berichtet hatte, war die zweite Säule im Programm der Abspecker die Bewegung. Er wedelte mit beiden Armen nach der Rechnung, legte ein großzügiges Trinkgeld auf den Tisch und schlenderte zur Treppe, als er ein bekanntes Gesicht sah. »Major!« Der Gentleman ging weiter und klopfte sich dabei immer wieder die Faust auf den Magen, wie im Ritual eines Indianerstammes. »Major Lockhart, hier oben. Sehen Sie mich?« Offensichtlich tat er das nicht. Oder er stellte sich taub. Bis MacDonald mit dem Hamper in der Hand unten angelangte, hatte er das Gebäude bereits verlassen. Was mehr als ärgerlich war, denn zu gern hätte er gewusst, was Lockhart hier zu tun hatte.
»Wenn etwas bedauerlicher ist als die andauernde Mittellosigkeit der Armen, dann die böse Selbstsucht der Reichen.«
Isabella Bird, englische Reisende und Schriftstellerin, in »Notes on Old Edinburgh« (1869)
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