Münster - Noch mehr wöchentliche Geschichten. Carsten Krystofiak

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Münster - Noch mehr wöchentliche Geschichten - Carsten Krystofiak Dom und Deubel

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Heilungsergebnisse seiner »Zellularmedizin«.

      Ein Gericht untersagte Rath, seine Vitaminpräparate weiter mit Werbeaussagen über Krebsheilung zu vertreiben. Darüber ging eine andere Meldung fast unter: Dem kranken Jungen hat der Streit der Medizinmänner nicht geholfen – er verstarb bald darauf.

      Wenn zwei sich streiten, stirbt der Dritte: Dominik wurde Opfer eines Glaubenskrieges zwischen Weißkitteln und Wunderheiler …

      In dieser Woche im Jahr 1980 …

      … tanzten Besetzer im Rathaus.

      Dem Ausbau des Ringes am Coesfelder Kreuz standen einige Wohnhäuser an der Sertürner Straße im Weg. Doch mit dem Abriss waren wohnungssuchende Studenten nicht einverstanden.

      Nach einem Konzert der Alternativ-Combo »Die 3 Tornados« in der PH-Aula wurden die Gebäude spontan besetzt. Die Stadtverwaltung ließ sich auf Verhandlungen ein und empfing eine Abordnung der Besetzer im Sitzungssaal des Rathauses.

      Die Studis hatten sich eine besonders eindrucksvolle Aktion ausgedacht, um die Ratsfraktionen zu überzeugen: Eine Ausdruckstanz-Performance sollte den Ratsherren das Anliegen der Besetzer einleuchtend vor Augen führen. Doch stattdessen schwebten nur große Fragezeichen über den Köpfen der Lokalpolitiker. Die Tanzgruppe flog kurzerhand hinaus.

      Doch bei Münsters Bürgern hatten sie mehr Glück. Die Nachbarn solidarisierten sich mit den jungen Leuten; ein Kneipenwirt brachte sogar täglich Frikadellen zu den Besetzern (Veganer waren damals noch unbekannt).

      Die Sympathie erschien den Ratsherren brenzlig. Eine Woche später handelte die regierende CDU-Fraktion: Im Morgengrauen wurden die Häuser polizeilich geräumt. Die Abrissbagger hatte man gleich mitgebracht.

      Der Abriss hatte jedoch ein juristisches Nachspiel, da keine Abbruchgenehmigung vorlag. Unnötig, meinten die Verantwortlichen, ihr Beschluss reiche vollkommen aus …

      Der Ausdruckstanz konnte den Stadtrat trotz dramatischer Gesten und Mimik nicht überzeugen.

      In dieser Woche im Jahr 1984 …

      … hat alles in einer Pampe gewogt.

      Die britischen Psycho-Rocker King Kurt hatten keine besonders originellen Songideen. Besonders gut spielen konnten sie auch nicht. Um trotzdem berühmt zu werden, machten sie ihr musikalisches Defizit durch eine sehr spezielle Bühnenshow wett: Eimerweise kippten sie Lebensmittelfarbe, Wasser und Mehl über das Publikum. Die Fans waren begeistert!

      Auch in Münster freuten sich Punks und Psychobillys auf eine Riesensauerei, denn Anfang März trat die Band im legendären Odeon an der Frauenstraße auf. Die Wartezeit bis zum Einlass vertrieben sich die Konzertbesucher damit, sich auf der Straße vor dem Club schon mal gegenseitig mit Mehltüten zu bewerfen. Anwohner, die nicht über den aktuellen Musiktrend aus England auf dem Laufenden waren, riefen die Polizei. Die kam und wurde ebenfalls großzügig bestäubt.

      Die Lage konnte aber entschärft werden, weil sich die Lebensmittelschlacht nun durch den Konzertbeginn in den Club verlagerte. Dort ging es vom ersten Lied an zur Sache: Die Band duschte das Publikum mit Farbe und Wasser; das Publikum warf Mehl und Eier zurück. Ein Fan schilderte hinterher:

      »Alles hat in einer Pampe gewogt – es war phantastisch!«

      Weniger phantastisch war für viele Besucher, dass sie ihre gesamten Klamotten anderntags in die Mülltonne werfen und die zementartig verklebte Haarpracht nur noch abrasieren konnten.

      Die Clubbetreiber hatten zwar vorgesorgt und den Saal mit einer Plane ausgelegt, doch die blieb wirkungslos. Die Reinigungskraft brach angesichts der Schlammmassen vor Verzweiflung in Tränen aus.

      Volle Deckung, Mehl im Anflug! King Kurt verwandelten die Frauenstraße in eine Schlammschlacht.

      In dieser Woche im Jahr 1938 …

      … flog der falsche Graf auf.

      Die Berliner Gestapo informierte Münsters Gauleitung über folgenden Fall: Der Leiter der Münsteraner katholischen Knaben-Mittelschule war in Berlin verhaftet worden.

      Er hatte sich als »Dr. Dr. h. c. Lutz Graf von Bothmar« ausgegeben und war mit einigen hohen Tieren aus Staat und NSDAP durch Berliner Nachtlokale gezogen, wo er »erhebliche Geldbeträge verausgabte«.

      Er gab sich als ehemaliger Garde-Kavallerieoffizier aus und zeigte seinen Saufkumpanen bei jeder Gelegenheit den Orden »pour le merite« und das Eiserne Kreuz I. Klasse, die er allerdings bei einem Trödelhändler gekauft hatte – der »Hauptmann von Köpenick« lässt grüßen …

      Die Ermittlungen ergaben, dass der falsche Offizier 30.000 Reichsmark aus der Kasse der Münsteraner Klosterbrüder unterschlagen hatte. Um nicht aufzufliegen, fälschte er fortgesetzt Belege.

      Aufgegriffen wurde er in einem berüchtigten Berliner Bordell, das als Massagesalon getarnt war. Hier hatte er gemeinsam mit einem Generalstaatsanwalt und einem Landgerichtsrat die Puppen tanzen lassen.

      Die Gestapo zog daraus den Schluss, dass der falsche Graf vom Münsteraner Klerus nach Berlin geschickt worden war, um dort zu sondieren, welche Repressalien das NS-Regime gegen die Kirche plante.

      Der Verdacht konnte aber nicht bewiesen werden. Das Schicksal des Hochstaplers ist unbekannt …

      Mit Münsters Klosterkasse dicke Hose in Berlins Rotlichtszene der 1930er – wie hier im legendären »Salon Kitty«.

      In dieser Woche im Jahr 1960 …

      … Kalter Krieg: Münsterland vs. Moskau.

      Am 5. März 1946 verkündete Englands Kriegshaudegen Churchill, dass sich ein »Eiserner Vorhang« in Europa gesenkt habe, und zwar »from Stettin to Triest«. Ein Jahr später erschien in den USA das Buch »The Cold War«. Damit hatte die Ära des Kalten Krieges ihren Namen!

      Der Kalte Krieg der Machtblöcke in Ost und West betraf auch das Münsterland.

      Die NATO-Strategen erwarteten hier einen Vorstoß der DDR-Streitkräfte zu Zielen an Rhein und Ruhr. Darum wurde im Münsterland militärische Vorsorge getroffen.

      Die A43 bei Dülmen wäre im Kriegsfall durch eine schnell demontierbare Mittel-Leitplanke zur provisorischen Start- und Landebahn für Jagdflieger umfunktioniert worden. Die Flieger waren in Rheine stationiert und übten über dem Münsterland ihre Manöver. In der Schirlheide bei Ostbevern lagerten Raketen, am Schöppinger Berg atomare Sprengköpfe, in Hopsten Atombomben. Bei Saerbeck entstand eines der größten Munitionsdepots in Westdeutschland.

      Zudem kennzeichnete die Bundeswehr in Westdeutschland alle Brücken mit gelben Hinweisschildern für die »Militärische Lastenklasse«. Darauf ist angegeben, bis zu welchem Gewicht ein Panzer oder LKW die Brücke überqueren darf und ob der Verkehr in beide oder nur eine Richtung rollen darf. Mit dem Zerfall der Sowjetunion und der deutschen Wiedervereinigung war der Kalte Krieg vorbei. Im Rahmen des »2 +

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