Zuhause wartet schon dein Henker. Franziska Steinhauer

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Читать онлайн книгу Zuhause wartet schon dein Henker - Franziska Steinhauer страница 16

Zuhause wartet schon dein Henker - Franziska Steinhauer Mord und Nachschlag

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am Ufer des Götakanals oder in einem Park gemacht habe. Menschen schlafen an den unglaublichsten Orten. Leider kann man sie nicht überall fotografieren. Im Theater zum Beispiel. Da würde mein Blitzlicht doch erheblich stören. Und mit langer Belichtungszeit ohne Blitz wird das Bild dann wegen der Unschärfe für meine Zwecke unbrauchbar.«

      »Manche müssen sehr tief geschlafen haben. Wirken fast, als seien sie tot.«

      »In der Tiefschlafphase kann ein Gesicht schon mal diesen Eindruck erwecken.« Solveighs gut einstudierter Ton hatte urplötzlich eine überraschende Schärfe. »Wie gesagt, der kleine Bruder des Todes. Manche Leute schlafen so tief, dass sie gar nichts von dem mitbekommen, was um sie herum vorgeht.«

      Lundquist nickte verstehend.

      Seine Tochter konnte man ins Auto tragen, anschnallen und hunderte Kilometer weit durchs Land kutschieren, ohne dass sie aufwachte.

      »Wie wurde er denn getötet?«, stellte die Künstlerin nun endlich die Frage, die Sven gleich zu Beginn des Gesprächs erwartet hätte.

      »Wir haben ihn in seinem Garten entdeckt. Besser gesagt: Seine Frau hat ihn im Garten gefunden und uns verständigt.«

      »Im Garten? Arne hat sich nie für Gartenarbeit interessiert. Hat er seiner Frau überlassen. Sagt nicht die Art eines Mordes etwas über den Täter aus? Gift zum Beispiel. Die Waffe der Frau oder eines Täters, der zum Zeitpunkt des Sterbens seines Opfers auf gar keinen Fall in der Nähe sein möchte? Weil er nicht Zeuge des Todes werden will, oder ein Alibi sichern muss.«

      »In manchen Fällen trifft das ganz sicher zu. In anderen nicht. Aber bei Arne hat der Täter ganz spezielle Arrangements getroffen. Wir sind noch dabei, die Zeichen zu entschlüsseln.«

      »Oh. Ein Rätsel also! Spricht das nicht für einen besonders intelligenten Täter?« Solveigh bedachte Sven mit einem spektakulären Augenaufschlag unter falschen Wimpern. »Dann kann der Mörder nicht aus Hummelgaard stammen!«, schob sie abfällig nach.

      Lundquist beschloss, das nicht zu kommentieren. »Wir haben gehört, dass Arne dich besonders tatkräftig unterstützt hat«, wechselte er stattdessen das Thema.

      »Das ist wahr. Ja. Die Leute in Hummelgaard haben kein Verständnis für die Kunst und die Bedürfnisse jener, die sie schaffen. Arne war hartnäckig. Nach einiger Zeit wurden die Hummelgaarder zugewandter. Sie sahen, dass ich meine Rechnungen bezahlen konnte – das war wohl die Hauptsache.«

      »Brotlose Kunst?«, warf Lars ein.

      »So in der Art. Inzwischen wissen sie aber, dass für meine Werke hohe Summen gezahlt werden. Arne hat dafür gesorgt, dass es publik wurde, wenn ich ein Bild oder ein Objekt verkauft habe. Im Internet kann man das natürlich auch sehen. Und es gibt tatsächlich ein paar wenige User an diesem gottverlassenen Ort!« Ein geringschäteiger, angewiderter Ausdruck entstellte für Sekundenbruchteile ihr Gesicht – dann verzog er sich so schnell und gründlich, als wäre er nie dagewesen.

      »Und dein Verhältnis zu Arne? Entspannt?«

      »Ja. Wahrscheinlich trifft entspannt genau ins Schwarze. Wir waren uns gegenseitig wichtig, haben uns auch über Privates ausgetauscht, immer Kontakt gehalten. Er hat dafür gesorgt, dass man in diesem Ort begriffen hat, wer ich bin. Das war schwer genug. Und er war stets an meiner Seite, wenn Probleme ins Haus standen. Tatsächlich weiß ich nicht, was jetzt ohne ihn werden soll.«

      »Wer käme deiner Meinung nach als Mörder in Betracht?«, wollte Knyst wissen.

      »Niemand. Das ist eine so unglaubliche Tat, die traue ich niemandem zu.« Ihr großer Busen wogte vor Empörung, drohte das Dekolletee zu sprengen. »Arne war kräftig. Er konnte sich wehren. Er muss also völlig arglos gewesen sein, sonst wäre es niemandem möglich gewesen, ihn zu überrumpeln.«

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