Hopfenduft und Butterbrezel. Wolfram Fleischhauer

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Hopfenduft und Butterbrezel - Wolfram Fleischhauer Lindemanns

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der mich und meine Schwester Rosi porträtierte. Noch heute sehe ich das Bild vor mir, habe auch schon überall nach ihm geforscht, selbst im Museum in Haslach, aber ohne Erfolg. Nie vergesse ich den freundlichen alten Herrn, der später auch Direktor der Kunstakademie in Karlsruhe wurde und mit seiner Frau in einem kleinen Häuschen in Daxlanden lebte. Als ich mit meiner Frau Ursula später ein Haus in Mörsch bauen wollte, musste ich 2.000 Mark Eigenkapital erbringen. Wen sollte ich darum bitten? Da fiel mir der Maler ein, der mir ohne zu zögern das Geld gab, das ich ihm noch vor meiner späteren Auswanderung nach Amerika zurückbezahlte.

      Mit 14 Jahren fing ich als Lehrling in der Buchbinderei Schick an und ließ mich zum Meister der Kunst-Buchbinderei ausbilden. Später wechselte ich dann als Industrie-Buchbinder zum Verlag G. Braun. Meine spätere Frau Ursula, mit der ich jetzt 57 Jahre lang glücklich verheiratet bin, lernte ich als 16-jähriges Mädchen in Rappenwört unter dem Dach des Milchhäusle kennen. Ihre Kollegin, mit der sie damals beim Geschirr-und Geschenkhaus Eberhard am Ludwigsplatz angestellt war, hatte ich auf dem Rosenball kennengelernt. Als die beiden eines Tages das Schaufenster dekorierten, kam ich zufällig vorbei und sie sagte zu Ursula: „Guck, da isch der widder vom Roseball ... “ Und als ich kurze Zeit später in Rappenwört war und ein Regenguss einsetzte, flüchtete ich unter das Dach des Milchhäusle, sah Ursula und verliebte mich in sie. Die andere versuchte uns auseinanderzubringen, erzählte Ursula, dass ich sie geküsst hätte, aber das hatte sie nur erfunden, um uns auseinanderzubringen.

      Sie war zwanzig, ich war dreiundzwanzig, als wir heirateten, ohne einen Pfennig Geld und mit Hilfe der Familie ein Haus in Mörsch bauten, das heute noch steht. Gemeinsam mit Ursula richtete ich dort einen Lebensmittelladen ein, der gut lief, bis der erste Supermarkt „Cash und Carry“ eröffnete. Sechs kleine Läden starben damals innerhalb eines Jahres. Wie mühsam hatten wir uns unser Haus erspart, jeden Nagel hatte ich auf der Straße aufgehoben und ihn gerade gebogen, jedes Stück Holz aufgesammelt, bei einem Architekten das Einschalen und Zementieren gelernt und nebenher machte ich noch Musik mit meiner Band, die wir „Ruck Zuck“ nannten und mit der ich erfolgreich bei Karlsruher Veranstaltungen auftrat. Ich spielte Posaune, Trompete, Ziehharmonika – und singen und in die Bütt steigen konnte ich auch. Auch das Fotografieren und das Entwickeln der Bilder in meinem kleinen Labor benutzte ich dazu, um hin und wieder ein Foto an die Badischen Neuesten Nachrichten zu verkaufen. Wie stolz war ich, als unter den Pressefotos der Name Fricker stand. Nachts um drei bin ich noch in die BNN geradelt, wenn irgendwo ein Unfall war oder wie damals in der IWKA ein Feuer ausgebrochen war.

      Die Musik aber, die wurde später, als ich mit meiner Frau und unseren beiden Kindern nach Amerika auswanderte, der Grundstein für meinen Erfolg als Entertainer und Tiroler Jodler in Lederhosen und Trachtenjanker im Tiroler-Spezialitäten-Restaurant. Bald schon hatte ich die Idee, gemeinsam mit dem Paulaner Bräu, das erste „Oktoberfest“ in Denver auf die Beine zu stellen. Die Amerikaner waren so begeistert, dass ich schon bald das erste Fernsehinterview hatte und lange Berichte in den lokalen Zeitungen über mich erschienen. Ich konnte ja kaum ein paar Sätze Englisch und gestikulierte wie die Italiener mit Händen und Füßen. Aber zurück nach Karlsruhe. Dort habe ich bei meinen Auftritten als junger Musiker die Leute begeistert mit Texten wie:

      Karlsruh wird, man weiß net wie,

      bald e Weltstadt sei.

      Früher lags bloß an der Alb

      und heut liegts scho am Rhein.

      Bald wird Schtuttgart oigemeint,

      Pforze a, hajo,

      Bade-Bade wart scho druff

      Und scho isch’d Weltstadt do!

      Und wie kam ich von Karlsruhe nach Amerika?

      Unsere Nachbarn in Mörsch waren deutsche Frauen, die mit amerikanischen Offizieren verheiratet waren. Wir freundeten uns an und irgendwann konnten sie uns dazu bewegen, alles zu verkaufen und mit zwei Kindern, zwei Koffern und 85 DM unser Glück in Amerika zu versuchen. Meinen Beruf als Buchbinder übe ich in Amerika heute noch aus und meine Musik und mein Gesang im Nobelskiort Vail in Denver haben dazu geführt, dass der frühere Ex-Präsident Ford und seine Frau Betty, die in Vail ein Haus hatten, auf mich aufmerksam wurden. Ford lud einmal jährlich andere Politiker ein wie Helmut Schmidt und seine Frau Loki oder auch Giscard d’Estaing und viele andere berühmte Ex-Präsidenten. Meine Frau Ursula machte dann das Catering und ihre berühmte Linzer Torte und ich sorgte für das Entertainment. Einmal hatte ich die Idee, die ganze Runde zu mir nach Hause einzuladen, und alle sind gekommen.

      Klavierspiel, Kakao

       und Schweinsöhrle

       Sonny Fuchs

      Als ich am 17. März 1928 als zweite Tochter von Richard und Dora Fuchs in der Kriegsstraße 120 in Karlsruhe zur Welt kam, war meine ältere Schwester Eva schon sieben Jahre alt. Mich nannten sie Sonia, Senta, Fanny, obwohl mein Vater mich ursprünglich „Immogen“ nennen wollte. Unser Dienstmädchen protestierte: „Aber Herr Doktor! Sie könne doch net in de Hof runner rufe, Immogen geh und hol mir en Handkäs!“ So einigte man sich auf Sonia, Senta nach Richards Schwester, und Fanny nach meiner Urgroßmutter. Sie war die Frau von Hirsch Fuchs, dem Gründer der Holzhandlung H. Fuchs Söhne.

      Die Weltwirtschaftskrise war zu diesem Zeitpunkt ziemlich vorbei, und meinen Eltern ging es recht gut. Mein Vater war Architekt und sein Büro im ersten Stock der Kriegsstraße 120, wo heute das Ettlinger Tor-Einkaufscenter ist, hatte viele Aufträge.

      Noch heute stehen einige seiner Häuser und Gebäude in Karlsruhe, unter anderem in der Moltkestraße und der Beiertheimer Allee. Dora hatte die Verantwortung für den Haushalt. Bei uns gab es immer viel Besuch: Bekannte, Verwandte und Freunde gingen ein und aus. Der Fuchs Familienkreis war groß und man sah sich ziemlich oft. Jeden Sonntagnachmittag waren die Karlsruher Füchse bei Bernhardt, dem ältesten Sohn von Hirsch Fuchs zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Es gab belegte Brote, Apfel- und Marmorkuchen. Schon als kleines Kind war ich in der großen Wohnung am Haydnplatz dabei. Die größeren Kinder saßen am Kindertisch und bekamen Kakao und Schweinsöhrle. Die Kleinen krabbelten unter dem großen Tisch herum und machten Unfug.

      Richard war zwar Architekt, aber seine große Leidenschaft war die Klassische Musik und das Komponieren. Sicherlich wäre mein Vater manchmal lieber zu Hause geblieben um zu komponieren und Klavier zu spielen. In unserem Wohnzimmer im dritten Stock in der Kriegsstraße war ein großer Flügel, unter dem ich meine kleinen Autos auf den Perserteppichen herumschob. Ich kann mich erinnern, dass ich abends nie eingeschlafen bin, ohne Vaters Klavierspiel zu hören. Selbst im Büro hatte mein Vater ein Klavier, damit er rasch seine neu komponierte Melodie spielen und aufschreiben konnte. Seine Kompositionen wurden geschätzt, unter anderem auch von dem berühmten Dirigenten Wilhelm Furtwängler.

      Die Eltern von Richard, Gustav und Claire Fuchs wohnten im zweiten Stock des Hauses. Bei ihnen lebte auch ihre Haushälterin, Fräulein Fischer, „’s Fischerle“, und ein Dienstmädchen. Putzfrau, Waschfrau und Näherin kamen einmal pro Woche.

      Wir vier wohnten im dritten Stock, wo auch unsere Köchin Maria und meine Kinderschwester Detta untergebracht waren. Die Küche war groß und schwarz-weiß gekachelt und jede Woche kam der Eismann und füllte den Eisschrank. Im Winter heizte Maria den Kachelofen im Wohnzimmer mit Kohlen. Wohnzimmer, Esszimmer und das große Schlafzimmer meiner Eltern hatten Parkettboden und darüber lagen Perserteppiche.

      Eva und ich wohnten zusammen neben dem Elternzimmer. Auch wir hatten einen Kachelofen, breite Betten, zwei Pulte, einen Kleider- und einen Spielschrank und Nachttische mit Nachttöpfen. An der Decke unseres Zimmers hing eine richtige Schaukel. Maria und meine Kinderschwester Detta hatten ihr eigenes Zimmer im Hinterhaus.

      Im vierten

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