QuerDenken. Wolfgang A. Kasper
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SKK: Das Wort „Kreativität“ verbinde ich persönlich immer auch mit einer angenehmen Umgebung und einer lockeren Stimmung. Kann man überhaupt in Großunternehmen und bei den dortigen Arbeitsbedingungen kreativ sein?
GE: Ja, es geht auch „ohne“, aber ein ansprechendes Ambiente ist natürlich von Vorteil. Die Firmenleitung wird, wenn Innovation Teil der Unternehmenskultur werden soll, die Mitarbeitenden einladen, auf kreative Weise eine kreativitätsanregende Arbeitsumgebung zu schaffen, eine „Spinner-Ecke“, dann gewinnen die neuen Ideen im wahrsten Sinne des Wortes Platz. Eine lockere Atmosphäre stellt sich dann von selbst ein.
SKK: Welche Verbindung gibt es aus Ihrer Sicht zwischen Kreativität beziehungsweise QuerDenken und Selbst- beziehungsweise Wissensmanagement?
WAK: Sie können Kreativitätstechniken nutzen, um Ihr Selbstund Zeitmanagement zu optimieren. Im Kern geht es dabei um „Problemlösungen“, oder um den optimalen Umgang mit – scheinbar – knappen Ressourcen (wie „Zeit“); hier sind kreative, mitunter überraschende Lösungsmuster bei festgefahrenen Themen ein regelrechter Segen. Wissensmanagement (das richtige Wissen zur richtigen Zeit am richtigen Platz) ist in größeren Zusammenhängen oft die Voraussetzung für Kreativität. Das bekannte Wissen muss aber nicht noch einmal erfunden werden: Es muss von vorneherein zur Verfügung stehen. Um den bisherigen Wissensstand zu erweitern und innovativ zu werden – dazu ist dann QuerDenken hilfreich.
SKK: Wo ist kreatives QuerDenken bei Ihrer Arbeit und in Ihrem Leben von Bedeutung?
WAK: Wenn ich zum Beispiel an eigene Publikationsprojekte und neu entwickelte Workshops der jüngsten Zeit denke, dann hat sich jedes Mal eine bestimmte Frage gestellt, die ich konstruktiv beantworten wollte und wodurch ich mit unseren Tools nützliche Ideen entwickeln und anderen zur Verfügung stellen konnte.
GE: Wenn ich ein Seminar plane, lasse ich mir gerne von „Herrn Kreativität“ über die Schulter schauen. Eine Ideensammlung für einen Aufsatz lege ich als Mindmap an. In Teamberatungen arbeite ich gerne mit der „QuerDenker-Gruppe“ und in einem Falle habe ich eine Zukunftswerkstatt im psychosozialen Bereich als „Open Space“ moderiert. Das Ergebnis war wirklich zukunftsträchtig.
SKK: Welchen Nutzen für die Zukunft können Leserinnen und Leser aus der Beschäftigung mit „QuerDenken“ für sich ziehen?
WAK: Zutrauen gewinnen und Neugier auf die eigene – immer schon vorhandene – Kreativität entwickeln. Freude an kreativen „Problemlösungen“ jeglicher Art entdecken. Ressourcenorientierten Umgang mit „Kreativitätsblockaden“ erlernen. Und immer wieder die Zuversicht gewinnen, quer zum Strom eigener und fremder Gedanken und Ideen „segeln“ zu können und zu dürfen und dabei konstruktive Ergebnisse erzielen!
GE: Problemlösungen gehen leichter vonstatten. Wir leben in einer Kultur, die suggeriert, dass gute Lösungen anstrengend und schwierig seien und lange durchdacht werden müssten. Unser Buch kann auch als Anleitung zur Leichtigkeit des Seins gelesen werden.
SKK: Wie finde ich mich im Buch schnell zurecht und wo kann ich was erfahren?
WAK: Schlagen Sie Kapitel 8 auf, Seite 110. Dort finden Sie eine konzentrierte Übersicht über die vorgestellten Tools und deren Verwendungsmöglichkeiten.
SKK: Na dann, nichts wie los zur Kreativität. Ob mit oder ohne Schnell-Lesetechnik, ich bin mir sicher, dass das neue Buch interessant und abwechslungsreich ist. Ich freue mich auf das Lesen und wünsche Ihnen als Autoren weiterhin viel Erfolg!
Wozu Kreativität nützlich ist
Kreativitätsboom in Wirtschaft und Gesellschaft
Vermutlich haben Sie schon einmal die folgende Situation erlebt:
Wie aus dem Nichts hatten Sie eine urplötzliche Eingebung, eine Art Geistesblitz, und Sie wussten unweigerlich, was in einem bestimmten Moment zu tun – oder wie in einer konkreten Situation zu entscheiden war. Und mit einiger Wahrscheinlichkeit hatte sich im Rückblick dieser Einfall als „goldrichtig“ erwiesen …
Ein solches spontanes Wissen ist Menschen jeden Alters gegeben, auch wenn Kinder und Jugendliche hier in der Regel noch einen unbefangeneren Zugang zu ihren intuitiven Begabungen haben dürften. Erwachsene sind demgegenüber eher an einem vernünftigen und nüchternen, auf Daten und Fakten basierenden Denken interessiert. Und unser berufliches und privates Leben ist weitgehend anhand von Rationalität organisiert. So sind Erwachsene auf den ersten Blick eher vorsichtig, und sie sehen aufgrund ihrer Lebenserfahrung auch die andere Seite: dass Kreativität Unruhe und Verwirrung stiften kann. Tatsächlich: Einfach „drauflos zu experimentieren“ ist in den wenigsten Kontexten hilfreich und weiterführend.
Allerdings gibt es schon seit geraumer Zeit Hinweise, dass zum Beispiel Führungskräfte in der Wirtschaft – bei allem rationalen Sachverstand – wichtige unternehmerische Entscheidungen auch „aus dem Bauch“ heraus treffen. Und das meint gerade nicht ein zufälliges und irrationales Verhalten, sondern beinhaltet eine Entscheidungs- und Führungskompetenz, die sehr wohl rationale und intuitiv-kreative Potenziale bündelt und kombiniert.2
Nicht nur bei den Spezialisten in den Marketing- und Produktabteilungen mittelständischer und großer Unternehmen stehen kreative Kompetenzen und Ressourcen seit einigen Jahren hoch im Kurs. Auch in zahlreichen anderen Bereichen oder betrieblichen Umstrukturierungsprozessen sind neben sinnvollen Routinen zwangsläufig neue, frische und bisweilen ungewohnte Lösungen gefragt. Hierbei zeichnen sich kreative Lösungen dadurch aus, dass sie entweder neue Handlungsoptionen oder ein neuartiges und gewünschtes (Produkt-)Ergebnis in Gegenwart und Zukunft ermöglichen.
In der gegenwärtigen Innovationskultur werden in rascher Folge neue Produkt- und Dienstleistungsideen hervorgebracht und möglichst am Markt durchgesetzt. Klangvolle Berufsbezeichnungen sind entstanden, die von einem neuen Berufsbild künden: Agent for Complexity, Innovation Agent oder Irritation Manager heißen die neuen Führungskräfte, denen man die Entwicklung kreativer Potenziale anvertraut.3 Nun heißt es in diesen neuen Berufe nicht einfach wild „herumzukreativieren“, sondern es ist nur dann sinnvoll, gewinnträchtig und zukunftsorientiert, wenn Kreativität und Rationalität, QuerDenken und GeradeDenken auf gute Weise kombiniert werden. Ziel von Kreativität ist also nicht, „aus der Reihe zu tanzen“, sondern die beiden Funktionsweisen des Gehirns ergebnisorientiert einzusetzen und zu harmonisieren:
✓ Das digitale Denken (Rationalität, Logik) und
✓ das analoge Denken (bildhaft, spielerisch, fantasievoll, emotional).
Kreativität und QuerDenken erlauben es uns, unsere Verfahrensweisen zu ergänzen und zu erweitern. Logik und Rationalität sind nicht mehr allein der Weg, sondern der Erfolg entsteht durch die geschickte Kombination von digitalem mit analogem Denken. Übrigens: Mathematik setzt tatsächlich besonders jene Gehirnareale in Bewegung, die bildhaft-analog arbeiten …
Kreativität ist „in“. Nicht einfach, weil sie „Spaß“ macht, also lockert und das Denken beweglich hält. Nein: Kreativität