Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker

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Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten - Alfred Bekker

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die Lichtung flatterten und dort landeten, um am Boden nach Würmern zu picken, hielten sich von diesem Quadrat ebenso fern wie die Pflanzenwelt und versuchten ihr Glück nur in den Bereichen, die von Gras bewachsen waren.

      „Als hätte dort ein Gebäude gestanden“, entfuhr es Gorian, ohne dass er lange darüber nachgedacht hätte.

      „Du meinst die freie Fläche in der Mitte?“, vergewisserte sich Nhorich.

      „Wie könnte man sie übersehen?“

      „Das spricht für dein Talent, denn du siehst mehr, als es bei den meisten anderen der Fall wäre.“ Nhorich machte sein Pferd an einem Strauch fest und trat zu Gorian, der ebenfalls abgestiegen war. „Nun sieh, was dort wirklich ist“, sagte er, legte seinem Sohn die Hand über die Augen und murmelte einige Worte in alt-nemorischer Sprache.

      Als er die Hand wieder fortnahm, sah Gorian in der Mitte der Lichtung ein altes, verwittertes Gebäude aus Stein.

      „Ein Tempel der Alten Götter!“, entfuhr es Gorian. Die Architektur des Gebäudes ließ keinen Zweifel daran: Das Portal wurde gestützt von zwei steinernen Säulen, in denen tierhafte Gesichter gemeißelt waren, Bildnisse jener alten Götter, deren Namen nicht mehr ausgesprochen werden durften, seit der Glaube an den Verbogenen Gott zum alleinig gültigen Bekenntnis erklärt worden war. Trotzdem gab es immer noch viele, die ihnen große Macht zuschrieben.

      Zaubermacht.

      „Ich habe diesen Ort vor vielen Jahren entdeckt“, erklärte Nhorich. „Das war, bevor ich sechzehn und auf der Ordensburg als Schüler angenommen wurde wie mein Vater und mein Großvater. Damals erzählte ich niemandem von dieser Entdeckung. Und später, als ich mich längst mit dem Orden überworfen hatte, fand ich einiges über die Magie der Alten Götter heraus und stellte fest, dass dieser Ort ein hervorragendes Versteck ist. Ein Ort, an den man Dinge aufbewahren kann, die verborgen bleiben sollen – und zwar auch vor magisch begabten Sendboten wie den Schattenreitern oder dem Gargoyle, der dich zu töten versuchte.“

      „Hast du hier die beiden Schwerter versteckt, die du aus dem Himmelsmetall geschmiedet hast?“ Als er dies fragte, berührte Gorian unbewusst den Griff des Dolchs, den sein Vater ihm geschenkt hatte und den er ständig am Gürtel trug.

      Nhorich antwortete darauf nicht direkt. Aber das verhaltene Lächeln, das einen Herzschlag lang um seine Lippen spielte, war für Gorian ein Zeichen, dass es sich genau so verhielt. „Komm mit“, sagte Nhorich. „Es ist Zeit für dich.“

      „Zeit wofür?“

      „Um dich zu rüsten und vorzubereiten.“

      „Worauf?“

      „Auf die Begegnung mit der Finsternis, die du mit Finsternis bekämpfen wirst - eines Tages.“

      Gorian folgte seinem Vater zum Portal des verwitterten Gebäudes, dessen Stufen bereits brüchig waren. Doch bevor sie über die Schwelle traten, murmelte Nhorich eine alt-nemorische Formel, und ein bläulicher Blitz erfüllte daraufhin für einen kurzen Moment den Eingang. Offenbar befand sich vor ihnen ein magisches Kraftfeld, das nun nicht mehr den Zugang verwehrte.

      Sie traten ins Innere des Tempels. Ein feuchter Modergeruch schlug Gorian entgegen. Es war der Geruch des Alters.

      Die Kultstätte war verhältnismäßig klein, und sie bestand auch nur aus einem einzigen Raum, der an das Innere der Tempel des Verborgenen Gottes erinnerte. Tatsächlich hatte man in der Zeit des Umbruchs, als sich der neue Glaube ausgebreitet hatte, viele Kultstätten der Alten Götter einfach in Tempel des Verborgenen Gottes umgewandelt, bis die Priesterschaft diese Praxis schließlich verbot.

      Sonnenlicht fiel durch Löcher im Tempeldach, und in seinem Schein war in der Mitte des Raums ein quaderförmiger Altar zu sehen. Nhorich schritt darauf zu, und Gorian blieb ihm auf den Fersen. Als der ehemalige Schwertmeister den Altar erreicht hatte und davor halt machte, sprach er erneut eine Formel, und dabei hielt er die Hände über den etwa hüfthohen Steinquader, den für einen kurzen Augenblick ein bläuliches Leuchten umflorte, das aber rasch wieder verschwand.

      Nhorich senkte seine Hand auf den brüchigen und verwitterten Stein, dessen eingemeißelte Symbole von der Zeit inzwischen nahezu völlig geglättet waren. Seine Hand drang ohne Widerstand in den Stein, und Nhorich tauchte auch mit dem anderen Unterarm darin ein, um sodann zwei Schwerter aus dem Altar hervorzuholen.

      Ihr Metall wirkte recht dunkel, und ebenso wie Gorians Dolch waren die Schwerter mit magischen Kraftzeichen versehen, die in die Klinge eingraviert waren.

      Eines davon reichte er Gorian. „Dies ist Sternenklinge“, sagte er. „Ich werde dir beibringen, wie man mit dieser Waffe kämpft.“

      Gorian wog das Schwert in der Hand. Es war erstaunlich leicht. Die magischen Kraftzeichen, die in die Klinge graviert waren, leuchteten kurz auf.

      „Kann man mit dieser Waffe den Schergen Morygors entgegen treten?“, fragte Gorian.

      „Eher als mit jeder anderen“, erklärte ihm Nhorich. „Du hast eine besondere Bestimmung, mein Sohn. Es heißt, dass der Schlag eines Schmetterlings einen Sturm verursachen kann und ein Tropfen genügt, um ein Meer zum Überlaufen zu bringen und eine Flut auszulösen.“

      „Die Axiome des Ordens“, murmelte Gorian.

      „Du hast sie gelesen, mein Sohn – und auch wenn ich mich mit dem Orden überworfen habe, so zweifele ich nicht an der Weisheit des Ersten Meisters, der den Orden der Alten Kraft gründete und viele dieser Lehrsätze einst niederschrieb.“ Er deutete mit der freien Hand auf Gorian. „Ich glaube, dass du der Tropfen sein kannst, der das Meer zum Überlaufen bringt. Morygor hat deinetwegen den Mörder-Gargoyle ausgeschickt. Dafür kann es nur einen einzigen Grund geben: Er hat erkannt, dass deine Schicksalslinie die seine kreuzen wird, und dies in einer Weise, die ihm gefährlich werden kann.“

      „Aber wie kann das sein?“, fragte Gorian verständnislos. „Ich bin noch nicht einmal ein ausgebildeter Meister des Ordens. Ich bin ja noch nicht mal alt genug, um überhaupt als Ordensschüler aufgenommen zu werden. Wie könnte ich dem Herrn der Frostfeste da gefährlich werden?“

      „Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige tun – so kannst du eine große, überragende Wirkung erzielen. Dieser Lehrsatz, ebenfalls von den Gründern des Ordens niedergelegt, ist keine hohle Phrase - es geschieht jeden Tag! Schlage an der richtigen Stelle auf einen Stein, und er zerbricht. Lade einem Riesen, der eine schwere Last trägt, die ihn bis zur Grenze seiner Kräfte fordert, noch ein zusätzliches Sandkorn auf, so wird er unter dem Gewicht zusammenbrechen. Irgendwann wird deine Schicksalslinie mit der von Morygor zusammentreffen, und wenn das im entscheidenden Moment geschieht, genügt schon ein geringes Maß an Kraft, um eine große Wirkung zu erzielen.“

      „Du meinst, ich könnte Morygor vernichten? Und die Gefahr abwenden, die uns alle bedroht?“

      „Das weiß ich nicht, mein Sohn“, gab Nhorich zu. „Ich vermag nicht so klar und deutlich wie Morygor zu erkennen, wie die Schicksalslinien in die Zukunft verlaufen - und schon gar nicht all ihre mannigfachen Verzweigungen und Verknüpfungen. Dass Morygor aber die magischen Mittel dazu hat und davon auch reichlich Gebrauch macht, ist seit langem bekannt. Es ist einer der Gründe, warum er so erfolgreich ist. Sehr geduldig wartet er auf die Momente, in denen er seine Macht am wirkungsvollsten einsetzen kann. Nur so ist zu erklären, dass er mit seinem Zauber selbst den Lauf der Gestirne verändern und den Schattenbringer vor die Sonne schieben kann. Und auch der Zeitpunkt,

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