Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker

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Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten - Alfred Bekker

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Zukunft zu sehen wie Morygor?“, fragte Gorian. „Kann man nicht das gleiche Wissen erlangen, über das er offenbar verfügt?“ Die Worte seines Vaters hatten ihn sehr nachdenklich gemacht.

      „Wenn man sehr viel Magie einsetzt, kann man dieses Wissen vielleicht erlangen. Vielleicht aber muss man dafür auch erst ein untotes Monstrum wie Morygor werden.“

      „Hätte jemand das gleiche Wissen wie Morygor, wäre er doch in der Lage, ihm die Stirn zu bieten, oder?“

      „Ja, aber womöglich würde sich derjenige unter dem Einfluss dieses Wissens verändern. Er könnte der Macht verfallen, die ihm die Erkenntnis über das zukünftige Netz der Schicksalslinien schenkt. Die Versuchung, dieses Wissen allein zum eigenen Vorteil zu benutzen, wäre zu groß.“

      „Und Morygor ist dieser Versuchung verfallen?“

      „Ja, das ist er.“

      „Aber auch ein Schwertmeister des Ordens ahnt doch die Angriffe seiner Gegner voraus“, gab Gorian zu bedenken.

      „Aber nur einen Lidschlag, bevor der jeweilige Angriff erfolgt. Er weiß – wenn er wirklich gut ist - einen Moment im Voraus, wie der nächste Schlag seines Gegners aussehen wird, ob er von oben, von unten, von der Seite erfolgt. Er weiß, welche Finte sein Gegner anwenden wird und welcher seiner Vorstöße wirklich gefährlich für ihn sein kann.“

      „Ist es nicht die gleiche Fähigkeit, die Morygor anwendet, nur dass die der Schwertmeister abgeschwächt ist?“

      „Das stimmt.“

      „Und was ist mit den Sehern des Ordens? Schaue sie nicht auch in die Zukunft?“

      „Sie schätzen Wahrscheinlichkeiten ab und ihr Blick ist längst nicht so detailliert und weitreichend wie der Morygors... Was nicht heißt, dass der Orden dies nicht insgeheim anstreben würde!“ Nhorich hob das Schwert in seiner Hand – den Schattenstich. Die Klinge schimmerte dunkel. „Diese Waffe hier enthält die gleiche Kraft, der sich auch Morygor bedient. Es ist die Kraft der Finsternis, mein Sohn. Und nur die Finsternis kann die Finsternis besiegen. Die alten Meister des Ordens haben das immer gewusst und die Künste des Krieges und der Magie, die innerhalb des Ordens gepflegt werden, in diese Richtung weiterentwickelt.“

      Eine eigenartige Kraft schien plötzlich von Sternenklinge auszugehen. Gorian hielt den Schwertgriff zuerst mit der Rechten, dann nahm er ihn in die Linke und wusste noch nicht, was er von dieser Empfindung halten sollte. Die Kraft der Klinge durchflutete ihn in einem kurzen Moment und löste zunächst ein tiefes, verstörendes Unbehagen aus, das sich mit einer wirren Flut von Gedanken vermischte, die ihm im Kopf umherschwirrten, unbeantwortete Fragen, ängstliche Ahnungen. War es wirklich möglich, dass er das Sandkorn war, das den Riesen zu Fall brachte? Dass es eine Kreuzung der Schicksalslinien gab, an der die Linie Morygors auf die seine traf und an welcher der schier übermächtige Herrscher des Frostreichs besiegt werden konnte?

      Nhorich schien die Gedanken seines Sohns zumindest zu erahnen, denn er sagte: „Es kann noch ein halbes Leben oder länger dauern, bis jener ausschlaggebende Zeitpunkt, an dem sich eure Schicksalslinien treffen, gekommen ist, Gorian. Erwarte ihn nicht gleich morgen oder in einem Jahr. Nicht einmal in zehn Jahren muss dieser Moment eintreffen, denn Morygors Fähigkeit der Schicksalssicht reicht sehr, sehr weit in die Zukunft. Aber du musst damit rechnen, dass Morygor erneut versuchen wird, dich zu vernichten, bevor dieser entscheidende Zeitpunkt erreicht ist. Er tut nichts ohne Grund, und wenn er den Aufwand, dir einen Gargoyle zu senden, einmal auf sich genommen hat, dann wird er es auch ein zweites Mal tun. Allerdings wird er auf einen weiteren günstigen Moment warten müssen. Der erste ist verstrichen, ohne das Morygor Erfolg hatte, aber es werden weitere kommen.“

      „Und wir wissen nicht, wann so ein günstiger Moment ist?“, fragte Gorian.

      „Nicht nur das Wann, auch das Wo spielt eine Rolle. Zeit und Ort, beides ist wichtig. Aber du hast recht, wir sind wie Blinde, die den Angriff eines Gegners erwarten. Und darum werden wir immer in Bereitschaft sein müssen.“

      „Ist es dann nicht besser, von hier fortzugehen und sich irgendwo zu verstecken?“

      Gorians Vater schüttelte den Kopf. „Nein, denn im Augenblick bist du hier am sichersten. Hier kann ich alles für deinen Schutz vorbereiten. Und glaub ja nicht, dass es sehr viel nützt, wenn du viele Meilen zwischen dir und dem Frostherrn legst. Er kann dich überall finden und erreichen. Wichtig ist, vorbereitet und kampfbereit zu sein. Und die Zeichen zu erkennen.“

      Gorian war die Verletzung an Nhorichs Hand schon aufgefallen, nachdem dieser den zerschmetterten Gargoyle fortgebracht und an einem geheimen Ort vergaben hatte. Sein Blick fiel erneut darauf, als Nhorich das Schwert Schattenstich in die andere nahm.

      „Erzähl mir von Ar-Don“, forderte er. „Du hast diesen Namen offenbar schon seit langem gekannt.“

      Nhorich schüttelte den Kopf. „Erst als diese kleine Bestie aufgetaucht ist, habe ich ihren Namen erfahren ...“

      „Aber ...“

      „... und zwar auf gleiche Weise, von der ich annehme, dass auch du diesen Namen erfahren hast: durch die aufdringlichen Gedanken dieser Kreatur. Ich war nur leicht überrascht, dass du so etwas wahrzunehmen vermagst, obwohl du noch keinerlei Ordensausbildung hinter dir hast. Die Alte Kraft ist sehr stark in dir.“

      „Aber ich hatte den Eindruck, dass du diese Kreatur ... kanntest“, sagte Gorian.

      „O ja, ich kenne sie“, gab Nhorich zu. „Seit sehr langer Zeit. Aber diese Kreatur trug damals noch keinen Namen, und ihre äußere Erscheinung war eine andere. Dennoch habe ich sie sofort erkannt.“

      Er hob die verletzte Hand. Fast die gesamte Innenfläche war knallrot. Die einer Brandwunde ähnliche Verletzung schien sich entzündet zu haben.

      „Bevor ich Ar-Don vergrub, habe ich ein Bruchstück seines Kopfes berührt, weil ich meinen Geist mit seinen Erinnerungen verbinden wollte, um zu erfahren, was ihm seit unserer letzten Begegnung widerfahren ist und weshalb man ihn hierher schickte. Denken konnte ich es mir zwar, aber ich wollte sicher sein.“ Nhorich schloss für einen Moment die Augen – beinahe so, als müsste er einen Schmerz unterdrücken. „Das ist etwas, wozu selbst ein Meister sehr viel Kraft braucht“, erklärte er. „Und vielleicht wird mich das, was ich getan habe, umbringen, wenn sich herausstellt, dass ich doch zu schwach bin, es auszuhalten. Aber ich brauchte Gewissheit.“

      Gorian starrte auf die Wunde und fragte: „Die Gewissheit worüber?“

      „Die Gewissheit darüber, dass du derjenige bist, der Morygors Schicksalslinie kreuzen wird und ihn besiegen kann. Die Gewissheit darüber, dass Morygor, der ansonsten keine Furcht kennt und dessen Herz so eisig geworden ist wie das Land, das er von den Frostgöttern verwüsten lässt, sich vor diesem Moment ängstigt und alles versucht, damit er nicht eintrifft.“

      Er hob Schattenstich mit der gesunden Hand und betrachtete die Klinge, während er fortfuhr: „Ich will dir erzählen, wer Ar-Don war. Es begann alles in jener Nacht, als du geboren wurdest und der Stein mit dem Sternenerz vom Himmel fiel. Ich schmiedete daraus diese beide Schwerter und gab ihnen Namen, wie du wohl weißt. Das Sternenmetall aber entstammt einem Bruchstück des Schattenbringers, der unsere Sonne mehr und mehr verdunkelt. Es ist sehr viel an dunkler Kraft in ihm – mehr als irgendein Meister, und sei er noch so stark, beherrschen könnte. Also musste ich den Großteil dieser Kraft austreiben, indem ich die Schwerter immer wieder aufschmolz und neu schmiedete. Nie zuvor und nie wieder danach habe ich so lange für

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