Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten - Alfred Bekker страница 22
„Du meinst, man sollte lieber einen Meister des Ordens rufen oder gar einen Priester?“, fragte ihn Olgarich.
„Das weiß ich nicht“, bekannte Gorian. „Vielleicht auch irgendeinen freischaffenden Magier, der nicht gerade deiner Zunft angehört.“
Der Zahlenmagier lächelte. „Du meinst einen Magier, so wie ihn sich Priesterschaft und Orden vorstellen.“
„Ja. Tut mir leid, das ist keineswegs gegen dich und deine ehrenwerte Kunst der Zahlenmagie gerichtet, aber ...“
„Das habe ich auch nicht so verstanden“, fiel ihm Olgarich mit einem Lächeln ins Wort. Zahlenmagier waren für ihr nüchternes Wesen bekannt und nur schwer zu beleidigen. „Das Problem ist nur, dass dein Vater Magiern der Priesterschaft noch ablehnender gegenübersteht als Heilern und Ärzten, und hinsichtlich des Ordens hat er seit langem jeden Kontakt mit seinen Vertretern abgelehnt.“
„Du meinst, sie würden ihm nicht helfen? Auch nicht in so einem Fall wie diesem?“
„Das weiß ich nicht. Allerdings ...“
„Ja?“
„Es gab da jemanden, der ihn einmal besucht hat. Das war noch vor deiner Geburt. Sein Name war Thondaril, und er fiel mir gleich auf, weil er zwei Meisterringe des Ordens trug.“
„Er war ein zweifacher Meister?“, fragte Gorian überrascht.
Olgarich nickte. „Er muss sowohl ein Meister des Schwertes als auch der Magie gewesen sein.“
Gorian wusste, dass der Orden in fünf Häuser unterteilt war, die Meister in den jeweiligen Talenten ausbildeten: Schwertmeister, Magiemeister, Schattenmeister, Heilmeister und Sehermeister – wobei die Heiler des Ordens großen Wert darauf legten, nicht mit den gemeinen Heilkundigen verglichen zu werden, da sich deren Methoden völlig von den ihren unterschieden. Normalerweise war es selbst bei großem Talent eine hohe Anforderung, allein einen dieser Meistertitel zu erringen. Oft gingen Jahre ins Land, bis die Ausbildung zufriedenstellend abgeschlossen war. So kam es nur sehr selten vor, dass ein Anwärter gleich in mehreren Häusern des Ordens die Ausbildung absolvierte und die Prüfungen bestand. Niemals aber war es jemandem gelungen, dies in allen fünf Häusern zu schaffen.
„Dieser Thondaril ist also sehr begabt“, meinte Gorian.
„Ich werde einen Boten zur nächsten Ordenskomtur schicken“, bot Olgarich an. „Aber wie die Wahrscheinlichkeit steht, dass die Nachricht dann richtig weitergeleitet wird und zum gewünschten Ergebnis führt, wage ich nicht zu kalkulieren.“
„Was auch immer notwendig ist, soll getan werden“, entschied Gorian.
In diesem Augenblick hörte er zum ersten Mal die Stimme. Sie war klar und deutlich in seinem Kopf. „Hilf Ar-Don ... Hilf ihm, und er wird dir helfen. Diene ihm, und er wird dir dienen und dir Antworten auf all deine Fragen ge...“
Instinktiv hielt sich Gorian die Ohren zu.
„Was ist mit dir?“, fragte der Zahlenmagier besorgt.
Gorian sah den Mann mit dem gewaltigen Kopf an, öffnete halb den Mund und wollte etwas sagen. Aber er konnte nicht. Etwas hinderte ihn daran, dass er über das sprach, was er soeben in seinen Gedanken wahrgenommen hatte.
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Der Arzt aus Twixlum war ein Medicus unterer Ordnung, aber in der Bevölkerung der Gegend sehr beliebt. Vor allem verstand er sich auf Geburten, und er wurde nicht müde zu betonen, dass Geburtshilfe wichtiger wäre als die Heilung von Krankheiten, denn die Geburt von Kindern wäre ein Geschenk des Verborgenen Gottes, eine Krankheit hingegen zumeist eine göttliche Strafe.
Etwas Entscheidendes zu Nhorichs Gesundung konnte er zwar nicht beitragen, allerdings verstand er sich auf die Mischung von Salben, und er fertigte aus verschiedenen Zutaten eine an, die er anschließend auf die Wunde an Nhorichs Hand strich und die – so schien es - immerhin den Fluss von schwarzem Blut etwas reduzierte. Aber Gorian hatte seine Zweifel, ob dies wirklich auf die Salbe zurückzuführen war und nicht ohnehin eingetreten wäre.
Schlimme Tage und Nächte vergingen, und Gorian war der schieren Verzweiflung nahe. Wenn er kurzzeitig einschlief, hörte er im Traum Ar-Dons wispernde Stimme, die ihn dazu bringen wollte, den Gargoyle auszugraben.
Wie es scheint, war es doch sehr weise von meinem Vater, mir den Ort nicht zu verraten, an dem er die Überreste der kleinen Bestie vergraben hat, überlegte Gorian, und in diesem Moment bewunderte er Nhorich für seine Weitsicht.
Als Gaerth mit dem Heiler aus dem Wald zurückkehrte, trug der Orxanier diesen auf den Schultern und lief dabei in einem Tempo, das durchzuhalten manchem Pferd schwergefallen wäre. Der Heiler hieß Embaris und war von Gestalt recht massig. Aber für Gaerth stellte das Gewicht des Mannes kein Problem dar. Er wirkte noch nicht einmal leicht erschöpft, als er mit Embaris am Hof anlangte.
Doch auch Embaris vermochte Nhorich nicht zu heilen. „Das Einzige, was ich tun kann, ist es, deinen Vater zu stärken, in der Hoffnung, dass er dann aus eigener Kraft zu überleben vermag.“ Er legte Nhorich die Hand auf die Stirn und zog sie erschrocken zurück. „Was ist nur mit diesem Menschen geschehen?“, stammelte er. „So viele üble Gedanken haben seinen Geist vergiftet.“
„Was sind das für Gedanken?“, fragte Gorian. „Könnt Ihr sie mir beschreiben?“
„Nein.“ Embaris schüttelte entschieden den Kopf. „Ich würde die Klarheit meines eigenen Verstandes riskieren, würde ich das auch nur versuchen – denn ein Gedanke erhält Macht, wenn man ihn in Worte fasst. Wusstest du das nicht, Junge?“
„Nein“, murmelte Gorian.
„Eine gewöhnliche Stärkungsmagie und ein paar belebende Düfte werden deinem Vater helfen“, gab sich Embaris überzeugt. „Und außerdem werde ich ein paar Gebete für ihn sprechen.“
Ermutigend klang das in Gorians Ohren nicht ...
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Es dauerte noch Tage, ehe sich Nhorichs Zustand merklich besserte. Der Medicus aus Twixlum war zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr vor Ort. Er hatte wohl erkannt, einfach nichts ausrichten zu können, und Gorian gegenüber zuvor mehrmals durchblicken lassen, dass man ihn in der Vergangenheit schon des Öfteren verantwortlich gemacht hatte, wenn es ihm nicht gelungen war, einem Patienten zu helfen. Deswegen hatte er es wohl diesmal vorgezogen, sich bei diesem seiner Meinung nach hoffnungslosen Fall aus dem Staub zu machen.
Der Heilkundige aus dem Wald hingegen blieb länger, doch