Chimära mensura?. Группа авторов
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Die Human-Animal Studies sind jedoch für die Totalitarismustheorie und andere konservative bis rechte Erklärungsmuster offen, weil sie schlichtweg keinen Begriff von Gesellschaft haben.
s\u: Die Universitäten in Deutschland waren ja (mit wenigen erkämpften Ausnahmen) selten Orte radikaler Gesellschaftskritik. Ist es da so verwunderlich, dass sich an diesen unkritisches und marktförmiges Wissen reproduziert? Welchen Ort könnte denn eine kritische Wissenschaft haben? Welche kollektiven Formen jenseits der von Ihnen eingeforderten kritischen Haltung je einzelner Wissenschaftler_innen könnte sie annehmen?
CSF: Nein, es ist nicht verwunderlich. Die Universitäten sollen Berufsausbildungen für den Markt anbieten, und welcher Staat finanziert schon seine eigenen Dissident_innen?
Allerdings herrscht an den Universitäten immer auch ein Bildungsideal: Objektivität, Neutralität und Pluralismus sind zentral, wenn Wissenschaftler_in nen im Feuilleton ihre Welterklärungen legitimieren. Wichtig ist daher, diesen Anspruch auch einzufordern und den Konformismus nicht einfach hinzunehmen, weil das ja im Kapitalismus sowieso die Funktion der Uni sei. Die Universitäten sind Kampffelder. Wer jeden gesellschaftlichen Konformismus und Konservatismus rein funktionalistisch mit der institutionellen Struktur erklärt – aus dem Verblendungszusammenhang oder anderen abstrakten Ableitungen heraus –, der gibt den Anspruch auf, etwas verändern und bewegen zu wollen. Die Universitäten waren einmal offener für Kritische Wissenschaft, und sie könnten es wieder werden. Wir hoffen, dass unsere Intervention auch ein Ansporn dafür ist.
Gleichzeitig braucht es Gegen-Institutionen und Räume. Zeitschriften sind in diesem Zusammenhang sehr wichtig, auch eigene Kongresse, auf denen sich emanzipatorische Wissenschaft trifft. Das sind aber alles auch Fragen einer guten Selbstorganisation. Hier fehlt oft die Energie, die Vision - oder der Schulenkampf verstellt den Blick auf größeres.
Ansonsten ist Wissenschaft nicht alles. Sie kann politische Bewegungen nicht ersetzen, nur begleiten, vielleicht beraten, aber sie hat ihre Grenzen. Die Wissenschaft ist nur ein Kampffeld von vielen, das muss auch klar gesagt werden. Wer kritisch sein will, kann das nicht nur in der Theorie sein, sondern muss sich auch einmischen, Teil von sozialen Bewegungen werden, auf der Straße gehen. Theorie ist eben nicht auch „irgendwie“ Praxis, sondern Politik geht über das Universitäre hinaus.
Das Gespräch führten Stefan Höhne, Boris Michel und Lisa Vollmer.
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