Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen. Selma Lagerlöf

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Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen - Selma Lagerlöf

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den ganzen Tag hörten sie nicht auf, Smirre zu quälen, sie fühlten kein Mitleid, als sie Smirre verwirrt, aufgeregt, wahnsinnig sahen. Unerbittlich fuhren sie fort, obgleich sie wußten, daß er sie kaum noch sah und nach ihrem Schatten sprang.

      Erst als Smirre ganz ermattet und kraftlos, beinah auf dem Punkt, den Geist aufzugeben, auf einen Haufen dürren Laubes niedersank, hörten sie auf, ihn zum besten zu haben.

      „Jetzt weißt du, Fuchs, wie es dem geht, der sich mit Akka von Kebnekajse einläßt!“ riefen sie ihm in die Ohren; und damit ließen sie ihn endlich in Ruhe.

       Inhaltsverzeichnis

       Inhaltsverzeichnis

      Donnerstag, 24. März

      Gerade in jenen Tagen trug sich in Schonen ein Ereignis zu, das nicht allein sehr viel von sich reden machte, sondern auch in die Zeitungen kam, das aber viele für eine Erfindung hielten, weil sie es sich durchaus nicht erklären konnten.

      Im Park von Övedskloster war nämlich ein Eichhornweibchen gefangen und auf einen nahegelegenen Bauernhof gebracht worden. Alle Bewohner des Bauernhofs, alte und junge, freuten sich sehr über das kleine hübsche Tier mit dem großen Schwanz, den klugen neugierigen Augen und den kleinen netten Füßchen. Sie wollten sich den ganzen Sommer an seinen flinken Bewegungen, seiner putzigen Art, Haselnüsse zu knabbern, und an seinem lustigen Spiel erfreuen. Schnell brachten sie einen alten Eichhörnchenkäfig in Ordnung, der aus einem kleinen grün angestrichenen Häuschen und einem aus Draht geflochtenen Rad bestand. Das Häuschen, das Tür und Fenster hatte, sollte dem Eichhörnchen als Eß- und Schlafzimmer dienen, deshalb machten sie ein Lager aus Laub zurecht, stellten eine Schale Milch hinein und legten einige Haselnüsse dazu. Das Rad sollte sein Spielzimmer sein, wo es spielen und klettern und sich im Kreise herumschwingen könnte.

      Die Menschen glaubten, sie hätten es für das Eichhörnchen recht gut gemacht, und sie verwunderten sich sehr, daß es ihm offenbar nicht gefiel. Betrübt und mißmutig und nur ab und zu einen scharfen Klagelaut ausstoßend, saß es in einer Ecke seines Stübchens. Es rührte die Speisen nicht an und schwang sich auch nicht ein einziges Mal in dem Rad. „Es fürchtet sich,“ sagten die Leute auf dem Bauernhof. „Aber morgen, wenn es an seine Umgebung gewöhnt ist, wird es schon spielen und fressen.“

      In dem Bauernhofe waren aber zu der Zeit große Vorbereitungen zu einem Fest im Gang, und gerade an dem Tag, wo das Eichhörnchen gefangen worden war, war große Backerei. Zum Unglück jedoch hatte entweder der Teig nicht recht aufgehen wollen, oder die Leute waren etwas langsam bei der Arbeit gewesen, und so mußten sie noch lange nach Einbruch der Dunkelheit arbeiten.

      Überall herrschte natürlich großer Eifer, und man hatte es sehr eilig in der Küche; niemand nahm sich Zeit, nachzusehen, wie es dem Eichhörnchen ging. Doch die alte Mutter des Hauses war zu bejahrt, um noch beim Backen helfen zu können; und obwohl sie das recht gut einsah, war sie doch betrübt darüber, ganz ausgeschlossen zu sein; sie ging auch nicht zu Bett, sondern setzte sich ans Fenster der Wohnstube und sah hinaus. Die Küchentür war der Wärme wegen aufgemacht worden, und durch sie fiel ein heller Lichtschein auf den Hof hinaus. Es war ein von Gebäuden umschlossener Hof, der jetzt so hell erleuchtet war, daß die Frau die Risse und Löcher in der Verkalkung an der gegenüberliegenden Wand deutlich sehen konnte. Sie sah auch den Käfig des Eichhörnchens, der gerade dort hing, wo der Lichtschein am hellsten hinfiel, und da sah sie, daß das Eichhörnchen immerfort aus seinem Stübchen in das Rad und vom Rad wieder ins Stübchen hineinlief, ohne sich einen Augenblick Ruhe zu gönnen. Sie dachte, das Tier sei doch in einer sonderbaren Aufregung, aber sie meinte, der scharfe Lichtschein halte es wach.

      Zwischen dem Kuh- und dem Pferdestall war ein großes, breites Einfahrtstor, das jetzt auch von dem Lichtschein aus der Küche hellbeleuchtet war. Als eine gute Weile vergangen war, sah die alte Mutter, daß durch das Hoftor ganz leise und vorsichtig ein winziger Knirps hereingeschlichen kam; er war nur eine Spanne hoch, hatte aber Holzschuhe an den Füßen und trug Lederhosen wie ein gewöhnlicher Arbeiter. Die alte Mutter wußte sogleich, daß dies das Wichtelmännchen war, und fürchtete sich nicht im geringsten, denn sie hatte immer gehört, daß sich ein solches auf dem Hofe aufhalte, obgleich es noch nie jemand gesehen hatte; und ein Wichtelmännchen brachte ja Glück, wo es sich zeigte.

      Sobald das Wichtelmännchen auf den gepflasterten Hof kam, lief es eilig auf den Käfig zu, und da es ihn nicht erreichen konnte, weil er zu hoch hing, ging es nach dem Geräteschuppen, holte eine Stange heraus, lehnte sie an den Käfig und kletterte an ihr hinauf, gerade wie ein Seemann an einem Tau hinaufklettert. Als es den Käfig erreicht hatte, rüttelte es an der Tür des kleinen grünen Hauses, um es zu öffnen; aber die alte Mutter war ganz beruhigt, denn sie wußte, daß die Kinder ein Vorlegeschloß daran gehängt hatten, aus Angst, die Jungen vom Nachbarhof könnten versuchen, das Eichhörnchen zu stehlen. Die Frau sah, daß das Eichhörnchen, als das Wichtelmännchen die Tür nicht aufbrachte, in das Rad herauskam. Da führten nun die beiden ein langes Zwiegespräch, und nachdem das Wichtelmännchen alles wußte, was ihm das Tier zu sagen hatte, glitt es an der Stange wieder hinunter und lief eilig zum Tor hinaus.

      Die Frau glaubte nicht, daß sie in dieser Nacht noch etwas von dem Wichtelmännchen zu sehen bekäme, blieb aber doch am Fenster sitzen. Nach einer Weile kam es auch richtig wieder. Es hatte es so eilig, daß seine Füße kaum den Boden zu berühren schienen, und lief spornstreichs auf den Käfig zu. Mit ihren fernsichtigen Augen sah es die Frau deutlich, auch bemerkte sie, daß es etwas in den Händen trug; aber was es war, konnte sie nicht erkennen. Jetzt legte es das, was es in der linken Hand hielt, auf das Steinpflaster nieder, aber das in seiner Rechten nahm es mit hinauf zum Käfig. Hier stieß es mit seinem Holzschuh so heftig an das Fensterchen, daß die Scheibe zersprang, und durch diese reichte es nun das, was es in der Hand hielt, dem Eichhörnchen hinein. Dann rutschte es an der Stange herunter, nahm den andern Gegenstand vom Boden und kletterte auch damit zum Käfig hinauf. Schnell wie der Blitz war es wieder unten und stürmte so eilig davon, daß ihm die alte Frau kaum mit den Augen folgen konnte.

      Aber jetzt litt es die alte Mutter nicht mehr im Zimmer. Ganz leise stand sie von ihrem Stuhl auf, ging auf den Hof hinaus und stellte sich in den Schatten des Brunnens, um hier das Wichtelmännchen zu erwarten. Und noch jemand war da, der auch aufmerksam und neugierig geworden war. Das war die Hauskatze; leise kam sie dahergeschlichen und blieb an der Mauer, gerade ein paar Schritte von dem hellen Lichtstreifen entfernt, stehen.

      Die beiden mußten in der kalten Nacht lange warten, und die Frau überlegte sich schon, ob sie nicht lieber hineingehen sollte, als sie ein Geklapper auf dem Pflaster hörte und sah, daß der kleine Knirps von einem Wichtelmännchen wirklich noch einmal daherkam. Auch jetzt trug er in jeder Hand etwas, und was er trug, das zappelte und quietschte. Jetzt ging der alten Mutter ein Licht auf, und sie verstand, daß das Wichtelmännchen in das Haselnußwäldchen gelaufen war, dort die Jungen des Eichhörnchens geholt hatte und sie jetzt ihrer Mutter brachte, damit sie nicht verhungern müßten.

      Die alte Frau verhielt sich ganz still, um das Wichtelmännchen nicht zu stören, und das schien sie auch nicht bemerkt zu haben. Es war eben im Begriff, das eine Junge auf den Boden zu legen, um zum Käfig hinaufzuklettern, als es plötzlich die grünen Augen der Katze dicht neben sich funkeln sah. Ganz ratlos blieb es stehen, in jeder Hand ein junges Eichhörnchen.

      Es drehte sich um und spähte im Hof umher. Da gewahrte es die alte Mutter, und ohne sich lange zu besinnen, trat es rasch zu ihr hin

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