Lebe Lang ... und was ich auf meinem Weg lernte. David Fisher

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Lebe Lang ... und was ich auf meinem Weg lernte - David Fisher

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Verbundenheit mit Pferden empfinde, aber während meines gesamten Lebens suchte ich diese Tiere auf, die mir Trost spendeten. Ich bin ein Stadtkind, ein Junge aus Montreal. Warum finde ich beim Reiten inneren Frieden?

      Die Pferde stellen eine Konstante in meinem Leben dar. Zuerst ritt ich nur, doch als es mir finanziell möglich war, schaffte ich mir Pferde an und züchtete sie. In den schlimmsten Zeiten meines Lebens wandte ich mich ihnen zu und fand so etwas wie inneren Frieden. Nachdem meine dritte Frau Nerine in unserem Swimmingpool ertrunken war, fühlte ich mich von der Trauer förmlich zerrissen, völlig verloren. Nerine war Alkoholikerin gewesen, und ich hatte sie nicht retten können, hatte versagt. Zwei oder drei Tage nach ihrem Tod fuhr ich zu den Stallungen raus. Ich setzte mich auf ein Pferd, ritt in eine Ecke der Koppel und weinte. Das ist eine höchst lebendige Erinnerung. Den ganzen Nachmittag über ritt ich langsam des Weges. Die Tränen liefen meine Wangen hinunter. Tag für Tag fuhr ich die 45 Meilen zur Farm, setzte mich auf das Pferd und weinte. Für eine lange Zeit fand ich auf dem Rücken des Tieres den einzigen Trost.

      Beim Reiten fühle ich mich vollkommen dem Moment verhaftet, muss voll konzentriert sein, denn es geht um meine Sicherheit und die Sicherheit des Pferdes. Ich darf die Gedanken nicht abschweifen lassen. Die Stunden, die ich damals beim Reiten verbrachte, erlösten mich zumindest zeitweise von meinem Schmerz.

      Doch mit Pferden habe ich auch überwältigende Glücksmomente erlebt. Meiner jetzigen Frau Elizabeth, die als Reitlehrerin arbeitet, begegnete ich aufgrund der beiderseitigen Liebe zu Pferden. Ich habe den therapeutischen Wert von Pferden erlebt und Jahrzehnte damit verbracht, die Hollywood Charity Horse Show auszurichten, die Millionen von Dollar für behinderte Kinder aufbrachte.

      Ich habe natürlich auch noch viele andere Erinnerungen an meine Kindheit – Menschen und Orte, das aufregende Gefühl, auf der Bühne zu stehen und Anerkennung zu bekommen –, aber keine von diesen lässt sich mit dem bleibenden Eindruck der drei geschilderten Situationen vergleichen: so einsam zu sein, dass ich mir selbst Valentinsgrüße schickte, von meiner Mutter gesagt zu bekommen, dass sie meinen Vater mehr liebe, weil er ihr etwas schenke, und die anscheinend angeborene Fähigkeit des Reitens. Als das alles passierte, hätte ich mir niemals vorstellen können, dass ich darauf 75 Jahre später sogar noch so emotional reagiere, dass es einen Widerhall findet.

      Wir alle teilen solche Erlebnisse. Sie haben uns nicht weniger geprägt als die Millionen von Jahre, in denen Wind und Wasser den Grand Canyon formten. Dies sind meine Erfahrungen, und auf sie habe ich auf die eine oder andere Art ein ganzes Leben lang reagiert. Sie gehören allein mir, so wie jedes Individuum seine eigenen besonderen Erinnerungen hat. Sich darüber klarzuwerden, welche Erlebnisse aus der Kindheit emotionale Anker darstellen, ist eine lohnenswerte Aufgabe. So viele wichtige Entscheidungen, die wir alle auf unserem Lebensweg treffen, sind direkte Auswirkungen dieser Geschehnisse.

      Ich kenne meine Schwachstellen und gebe sie auch zu. Ich bin nicht immer der Mann gewesen, der ich sein wollte. Während ich all die Jahre durch das Leben stolperte hin zum Erfolg und sogar – das gebe ich beinahe ungläubig zu – zum Glück, habe ich einige wichtige Lektionen gelernt. Übernehmen Sie davon, was Sie wollen. Beherzigen Sie die Lehren, die Ihnen vernünftig erscheinen. Dies ist die Summe meiner Erfahrungen und meines Lebens.

      Im Dezember 1970, ein Jahr nach Ende der Dreharbeiten zur dritten und letzten Staffel von Raumschiff Enterprise und bevor daraus ein kulturelles Phänomen wurde, wählte man mich für ein neues Stück eines jungen Autors namens Mart Crowley aus. Crowley schrieb später das ausgezeichnete Stück The Boys in the Band [deutscher Titel der Verfilmung des Stoffes: Die Harten und die Zarten]. Doch hier handelte es sich um Remote Asylum. Ich spielte einen „physisch und psychisch ausgebrannten amerikanischen“ Tennisprofi. Eine liebenswerte Frau namens Nancy Kelly übernahm die Rolle meiner „kosmopolitischen, noch nicht geschiedenen Geliebten“.

      Die erste Aufführung fand im Ahmanson Theatre in Los Angeles statt, wo wir auf dem Weg zum Broadway mögliche problematische Passagen ausmerzen wollten.

      Das Stück begann mit Nancy Kelly und mir, die im Dunklen die eröffnenden Textpassagen sprachen. Dann erstrahlten die Scheinwerfer, und der Vorhang öffnete sich. Wir hatten schon seit einigen Wochen geprobt, da es sich um eine schwierige Aufführung handelte. Sie spielte in einer wunderschönen Mittelmeervilla, die – wie wir schnell entdeckten – nicht das Paradies auf Erden war, sondern „ein Inferno darstellte, wo sich ein schmerzhaftes, höllisches Scheitern abspielte“.

      In der Premierennacht standen wir auf der dunklen Bühne und warteten auf unser Zeichen. Nancy lehnte sich zu mir herüber und flüsterte die Worte, vor denen sich jeder Schauspieler fürchtet: „Spielen wir in einem desaströsen Drama?“

      Das „schmerzhafte, höllische Scheitern“ bezog sich tatsächlich auf das Stück. Wir hätten es vielleicht schon bei den Proben erahnen können, doch waren betriebsblind. Wir machten unsere Jobs, und das Stück wurde einen ganzen Abend lang aufgeführt.

      Schauspieler wissen, ehrlich gesagt, nur selten, ob das Theaterstück, der Film oder der Pilotfilm für eine Serie, an dem sie gerade arbeiten, ein Erfolg oder ein Misserfolg wird. Ich selbst habe das in den unterschiedlichsten Variationen miterlebt und weiß bestens, wie wenig ich eigentlich darüber sagen kann. Einmal spielte ich die Hautrolle in dem einzigen Film, der jemals in Esperanto gedreht wurde, der universellen Sprache. In jedem Land dieser Welt war das also eine „fremdsprachige“ Produktion. Als der Streifen herauskam, hatte ich die Sprache längst wieder vergessen. Sogar ich verstand die Handlung nicht! Doch beim Dreh hatte ich genauso hart gearbeitet wie bei allen anderen Produktionen, in denen ich auftrat. Ich erlaubte es nicht, dass Zweifel an der Qualität oder am Potenzial des Projekts mein Arbeitsethos auch nur im Geringsten beeinträchtigten. Ich ging zum Dreh und zog den Job durch.

      Jeder Erfolg, der mir zuteilwurde, begann damit, pünktlich am Set zu erscheinen, vorbereitet zu sein und die bestmögliche Arbeit abzuliefern. Das zu erwähnen, sollte eigentlich überflüssig sein. Denn es ist keiner tiefen Weisheit geschuldet, sondern nur gesundem Menschenverstand. Doch während meines gesamten Lebens markierte diese Einstellung einen wichtigen Unterschied zu anderen Kollegen. „The Show Must Go On“ ist das Credo des Schauspielers, was sich allerdings nicht so leicht auf alle Tätigkeiten übertragen lässt. Ein solides Arbeitsethos bildet auf jeden Fall die Grundlage für den Erfolg: Erscheine rechtzeitig und gut vorbereitet zur Arbeit!

      Ich weiß nicht, wie man nicht arbeitet. Mein Arbeitsethos ist offensichtlich tief in mir verankert. Wie ich herausfand, führte Arbeit zu immer mehr Arbeit. Für mich gibt es nichts Erschreckenderes als leere Seiten im Terminkalender.

      Ich weiß nicht, ab wann genau ich von der Arbeit wie besessen war, doch ich bin es noch immer. Im Januar 2016 – ich war 84 Jahre alt – befand ich mich auf Tournee mit einem Soloprogramm. Ich spielte acht Shows in acht Städten an acht Abenden. Lucky Dave Memory, mein Bühnenmanager und „Mädchen für alles“, begleitete mich auf der Reise. Wir landeten am Donnerstagabend auf dem Newark Airport und mieteten uns am folgenden Morgen einen kleinen Fiat, mit dem wir zur Show im Rahmen der Westbury Music Fair nach Long Island fuhren. Am Samstagmorgen sollten wir laut Plan vom LaGuardia nach Chicago fliegen, wo ein Auftritt im Rialto Square Theatre in Joliet, Illinois, anstand.

      Am Freitagmorgen setzte sich Lucky Dave auf den Beifahrersitz – und ich mich hinter das Lenkrad. Ich liebe es, Auto zu fahren, hatte jedoch noch nie einen Fiat gesteuert. Wir führten ein wenig Gepäck mit uns, das kaum in den Kofferraum passte. Auf der Fahrt nach Long Island hörten wir die ersten Verkehrsnachrichten, die einen schweren Schneesturm ankündigten, der an der Küste entlang von Washington hochzog. Sie meldeten bis zu 70 Zentimeter Neuschnee weiter südlich, sagten aber nur rund acht Zentimeter für New York voraus. Ich war ein wenig besorgt, doch nicht beunruhigt. Als wir Westbury erreichten, meldeten sie

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