Lebe Lang ... und was ich auf meinem Weg lernte. David Fisher

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Lebe Lang ... und was ich auf meinem Weg lernte - David Fisher

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beginnt mit dem Erscheinen, dem Auftreten, dem Kommen. Ich denke, die Behauptung ist zutreffend, dass nicht jede Show oder jeder Film, in dem ich aufgetreten bin, als prestigeträchtig angesehen werden kann. Falls ich jedoch etwas ablehne, mache ich mir lange und intensiv Gedanken darüber. Statt abzusagen, sehe ich lieber jeden Job als Gelegenheit, meinen Beruf als Schauspieler auszuüben. Und dafür erhalte ich sogar noch eine Gage!

      Ich muss zugeben, dass ich zuerst zögerte, als man mir die Rolle des „Fernsehproduzenten“ im Film Das Horror-Hospital von 1982 anbot. Es ist die Story „eines geistig verwirrten, Frauen hassenden Killers, der eine Journalistin überfällt. Als er herausfindet, dass sie den Angriff überlebt hat, taucht er im Krankenhaus auf, um sie auszuknipsen“. Ich erwartete sicherlich keinen Kritikerjubel, sondern wollte meinen Job so gut wie möglich machen und den Scheck entgegennehmen. Und danach hoffte ich auf ein neues Angebot.

      Es war ein Job, und ich sagte zu. Ich verfolgte den Mörder durch die Korridore des Krankenhauses.

      Vor langer Zeit habe ich eine Story gehört, die mir im Gedächtnis haften blieb. Nur wenige wissen, dass der junge John Wayne einer der ersten der sogenannten „Singing Cowboys“ war. Wayne drehte eine Serie von B-Movies. Sie verursachten kaum Kosten, es gab so gut wie keine Story, abgesehen von der Tatsache, dass der Typ mit dem weißen Hut den Typen mit dem schwarzen Hut verprügelt, und sie mussten in sechs Tagen im Kasten sein. Anscheinend stapfte Wayne also während der großen Depression auf dem Fox-Gelände herum und traf den großartigen Humoristen Will Rogers. „Wie läuft’s so, Kid?“, fragte ihn Rogers.

      Als Antwort ließ Wayne seiner ganzen Enttäuschung freien Lauf und beklagte sich darüber, dass das Studio ihn zum Drehen von schrecklichen B-Movies verdonnert habe und er dabei Songs schmettern müsse. Er klagte immer weiter.

      Rogers hörte sich das alles geduldig an. Als John Wayne sich beruhigt hatte, gab er ihm den besten Ratschlag seines ganzen Lebens. „Du arbeitest doch?“, fragte er

      Wayne nickte: „Yeah.“

      „Arbeite weiter“, meinte Rogers lapidar und ging seines Weges.

      Das bringt meine Einstellung auf den Punkt: Arbeite weiter.

      Geh hin, mach deinen Job, und es werden sich positive Folgen einstellen. Und manchmal bedeutet das eben auch, seinen Job unter weniger optimalen Bedingungen zu erledigen.

      Die fortlaufende Arbeit eines Schauspielers hängt meist einzig und allein von den Entscheidungen anderer Menschen ab. Je älter man ist, desto schwieriger wird es in diesem Geschäft, Rollen zu finden, das ist eine unumstößliche Realität. An einem bestimmten Punkt der Karriere suchen die für das Casting Verantwortlichen einen „William-Shatner-Typ“, da William Shatner nicht mehr William Shatner spielen kann. Doch wenn man überaus viel Glück hat – so wie es bei mir der Fall war –, wird man so bekannt, dass die Macher noch weiterhin Spaß an einer Zusammenarbeit haben.

      Um die leeren Seiten meines Terminkalenders zu füllen, habe ich meine Soloshow kreiert, die sich als Performance-Kunst verstehen lässt. Ich schrieb die Show und half bei der Inszenierung. Mehrmals jährlich mache ich eine Tour von einer Woche oder etwas länger. Ich möchte sie „William Shatner ohne tanzende Damen“ titulieren.

      Beinahe zwei Stunden lang stehe ich dabei allein auf der Bühne. Mein Freund Brad Paisley schrieb einen Song mit der Zeile „I’m an entertainer, and that’s all“, und um dieses Thema dreht sich der Auftritt. Ich möchte Sie 90 Minuten lang unterhalten. Ich erzähle einige Geschichten, ich singe, und ich plaudere frei von der Leber weg. Zu Beginn trat ich mit einer anderen Person auf. Meist rekrutierte ich einen bekannten DJ von einem Lokalsender, der mir gegenüber Platz nahm und Fragen stellte. Doch bei einer Einladung des Music Box Theatre am Broadway änderte ich die Struktur. Ich strich die Fragen und ersetzte die andere Person durch einen Stuhl. Aus dem Bürostuhl entwickelte sich eine Requisite: Er ist mein Motorrad, er ist ein Pferd, er ist ein Fiat 500 mit dem auf dem Rücksitz zusammengequetschten Big Pete, doch ich brauche ihn auch, um mich einige Minuten hinzusetzen.

      Die Aussicht, auf dem Broadway 50 Jahre nach dem letzten Auftritt zu spielen, begeisterte mich. Das New Yorker Publikum ist am anspruchsvollsten, kritischsten und zugleich am liebenswertesten, weshalb ich zur Vorbereitung des Auftritts die Show neu schrieb und inszenierte. Ich fügte neues Material hinzu und strich altes, was zu einer essenziell neuen Performance führte. Am ersten Abend fand auch das Debüt des brandneuen Konzepts statt.

      Ich war sehr aufgeregt und ängstlich und stellte mir die Frage: „Was zum Teufel werden sie davon halten?“ Am Abend vor dem großen Auftritt nahmen Elizabeth, meine Wenigkeit und mein Manager Larry Thompson ein frühes Dinner ein, damit ich schnell ins Bett kam, um mich für den Auftritt gut auszuruhen. In dem exquisiten Restaurant aß ich nur einen Hamburger. Am nächsten Morgen wachte ich mit einer Lebensmittelvergiftung auf.

      Mein Magen tanzte, und ich fühlte mich todkrank. Daraufhin verbrachte ich den ganzen Tag im Hotelzimmer und traute mich nicht, den Sicherheitsradius der Toilette zu verlassen. Glücklicherweise eilte mir der fantastische Dr. Mehmet Oz zu Hilfe. Ich war vollkommen dehydriert, bekam aber nichts runter, fühlte mich krank und schwach. Ich zog es jedoch keine Sekunde in Erwägung, die Show abzusagen. Ein Soloauftritt am Broadway stand bevor! Auf den Abend hatte ich 50 Jahre lang hingearbeitet.

      Schließlich schaffte ich es zum Theater. Das Music Box war ausverkauft, die Kritiker hatten Platz genommen, und ich litt unter einer Lebensmittelvergiftung. Ich ging auf die Bühne, der Wärme des Publikums entgegen, was möglicherweise die beste Medizin war. Zu Beginn des Auftritts verflüchtigten sich meine Ängste und für einige Minuten sogar die Symptome der Vergiftung. Ich vergaß alles – aber nur für eine kurze Zeit. Dann schüttelte es mich durch.

      Überrascht musste ich feststellen, dass sich überhaupt noch etwas in mir befand, doch ungefähr zur Hälfte der Show machte ich mir in die Unterhose. Alles was ich je gelernt habe, der Glaube, dass die Show weitergehen musste, wurde an diesem Abend auf eine Bewährungsprobe gestellt. Ich stand auf der Bühne und dachte: Eines Tages erzähle ich die Geschichte aus einer historischen Perspektive, und die Leute werden sich über diese Peinlichkeit köstlich amüsieren. Das ist doch eine wunderbare Story – aber nicht heute Abend. Nicht in diesem Augenblick.

      Ich erklärte dem Publikum: „Es tut mir leid, aber wir haben ein kleines technisches Problem. Ich bin sofort wieder zurück.“ Ich hastete die Treppe rauf und sprang kurz unter die Dusche. Elizabeth hielt sich in der Garderobe auf. Ich wechselte also die Unterhosen, rannte wieder runter, zurück auf die Bühne und beendete die Show. Zu meiner Verblüffung kam nichts mehr nach. Der Auftritt wurde mit guten Kritiken honoriert, und ich hatte während der kompletten Aufführungsdauer keine Probleme mehr: Die Show lief, und meine Läufe endeten.

      Seine Einsatzbereitschaft zu zeigen, verlangt oft nur ein einfaches Ja. Ein Bekannter lebt nach einer unumstößlichen Regel: Klingelt das Telefon, lautet die einzig mögliche Antwort: „Ja.“ Egal, welche Frage gestellt wird. Die Antwort heißt: „Ja!“ So mag auch das Credo der Schauspieler sein. Nur wenige Darsteller, besonders zu Beginn, in der Mitte oder am Ende der Karriere (also immer), können es sich leisten, eine Arbeit auszuschlagen. „Wir wollen, dass du gefühlvoll einen Stein spielst. Möchtest du lieber ein Felsen oder ein Kieselstein sein?“ „Wir wollen, dass du die Hauptrolle in einem Film übernimmst, der in einer Sprache gedreht wird, die niemand versteht.“ „Kie estas la necesejo?“ Das bedeutet in Esperanto entweder „Ich nehme den Job an“ oder „Wo ist die nächste Toilette?“

      Ein von mir sehr geschätzter Produzent, mit dem ich häufig arbeitete, wollte mich mit einem Helikopter auf einen Gletscher transportieren und dann mutterseelenallein zurücklassen. Meine beiden schlimmsten Ängste sind Einsamkeit und große Höhen. Diese Herausforderung kombinierte beide! „Ja“, lautete meine Antwort.

      Bevor

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