Perry Rhodan - Die Chronik Band 1. Michael Nagula

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Perry Rhodan - Die Chronik Band 1 - Michael Nagula страница 5

Perry Rhodan - Die Chronik Band 1 - Michael Nagula

Скачать книгу

und öffentliche Bibliotheken dünn gesät. Lesehungrige gingen stattdessen in die überall zu findenden gewerblichen Leihbüchereien. Für einige Groschen pro Woche konnte man dort Unterhaltungsware aller Art mieten, so genannte Leihbücher. Auf dickem, minderwertigem Papier gedruckt, mit grellen, effektheischerischen Titelbildern versehen, hatten sie aber im strengen und moralischen Klima der Fünfziger- und Sechzigerjahre etwas Anrüchiges. Viele Leihbücher wurden sogar indiziert.

      Aufmerksamen Beobachtern wie Kurt Bernhardt entging nicht, dass die Leihbüchereien ihren Zenit bereits überschritten hatten. Im Aufstieg begriffen war hingegen der Heftromanmarkt. Zahllose Titel wetteiferten an den Kiosken um die Aufmerksamkeit der Leser. Ob Western, Heimat- oder Liebesroman, kaum ein Genre der Unterhaltungsliteratur wurde ausgelassen.

      Im Bereich des Science Fiction-Hefts bestritten zwei Verlage den Löwenanteil der Publikationen, der Rastatter Erich Pabel Verlag mit UTOPIA und UTOPIA GROSSBAND sowie der Münchner Arthur Moewig Verlag mit TERRA und TERRA SONDERBAND. All diese Reihen waren zwischen 1953 und 1958 gestartet, und vom Konzept wie vom Design her ähnelten sich die Produkte. Man hatte anfangs auf meist gekürzte Übersetzungen englischer und amerikanischer Autoren gesetzt und später auf Nachdrucke deutscher Autoren aus den Leihbüchern. Dazu gesellte sich inzwischen eine immer größer werdende Anzahl deutscher Nachwuchsautoren, die versuchte, mit ihren angloamerikanischen Kollegen gleichzuziehen.

      Was es noch nicht gab, waren Serien mit längeren, über zwei oder drei Hefte hinausgehenden Handlungsbögen. Der erste Versuch in diese Richtung, die Abenteuer des Weltraumhelden JIM PARKER, war bereits im Jahre 1957 eingestellt worden – nach immerhin 59 Ausgaben in nur vier Jahren. Die Qualität der Ideen hatte mit der englischsprachigen Konkurrenz einfach nicht mithalten können.

      Es waren eher hausbackene Erlebnisse gewesen, die der forsche Titelheld und Raumfahrer, der mit seinem Kumpel Fritz Wernicke seinen Geburtstag zwischen Erde und Venus mit Waldmeisterlikör feierte, als Abenteuer verkauft hatte. Selbst in den spießigen Fünfzigern konnten sie niemanden so recht vom Hocker reißen. Außerdem unterschieden sie sich von Band zu Band nur unwesentlich, was auch daran lag, dass die Serie von einem einzigen Autor geschrieben wurde. Er nannte sich Alf Tjörnsen und hieß bürgerlich Richard J. Rudat. Später übernahmen Axel Nord – ein noch unaufgedecktes Pseudonym – und Bert Horsley, hinter dem sich Walter Spiegl verbarg, die Serie, konnten ihr aber auch keinen Auftrieb mehr geben.

      Kurzbiografie: Kurt Bernhardt

      Der 1916 geborene Kurt Bernhardt betreute schon beim Erich Pabel Verlag die erste deutsche SF-Heftproduktion der Nachkriegszeit: JIM PARKERS ABENTEUER IM WELTRAUM und den daraus entstandenen UTOPIA-Zukunftsroman, der 1954 durch den UTOPIA GROSSBAND ergänzt wurde. Fünf Jahre später wechselte er zum Wilhelm Heyne Verlag nach München. Dort wurde er Cheflektor für die Taschenbuchreihen sowie für den Romanheft-Bereich beim angeschlossenen Moewig Verlag. Mit Unterstützung Ernstings startete er als Antwort auf die eigenen früheren Reihen im Frühjahr 1957 die Reihe TERRA, ab Heft 3 betreut von Günter M. Schelwokat, im nächsten Jahr gefolgt vom TERRA SONDERBAND, der mit Band 100 zur Taschenbuchreihe wurde.

      Der passionierte Pfeifenraucher gilt heute als Initiator von PERRY RHODAN: Er übertrug den beiden damals erfolgreichsten deutschen SF-Autoren, K. H. Scheer und Clark Darlton, die Entwicklung einer neuen Serie. Außerdem regte er die Mitarbeit von Kurt Mahr und Kurt Brand an. Im Laufe der Jahre betreute er das Perryversum verlagsintern und gab immer wieder entscheidende Impulse, etwa zur Entwicklung einer eigenen Serie für die Hauptperson Atlan und die Entstehung der SILBERBÄNDE, die er sich als Karl-May-Edition von PERRY RHODAN vorstellte, aber auch für zahlreiche andere Serien in Heft und Taschenbuch wie SEEWÖLFE, VAMPIR, DÄMONENKILLER, RONCO, LOBO, DIE KATZE, TERRA FANTASY, UTOPIA CLASSICS und PLUTONIUM POLICE. Der PERRY RHODAN-Serie blieb er bis zu seinem Tod im Jahre 1983 verbunden. Seinem aufbrausenden Temperament hat K. H. Scheer in der Gestalt von Curt Bernard, dem Zahlmeister von Rhodans Flaggschiffen CREST II und III, bereits früh ein Denkmal gesetzt. Der Zeichner H. J. Bruck verewigte ihn auf dem Titelbild von PERRY RHODAN 300 als Sergeanten, der vor Roi Danton salutiert, einer Figur, die Scheer auf seine Anregung hin erschaffen hatte.

      Doppelter Erfolg hält besser

      Ungeachtet dieses Misserfolgs war Bernhardt aber von dem Konzept einer fortlaufenden Serie überzeugt. Man musste das Projekt nur richtig anpacken – statt auf einen Autor wie bei JIM PARKER auf ein ganzes Team setzen, auf bessere Qualität und inhaltliche Stringenz achten. Nur, wer konnte diese liefern?

      Kurt Bernhardt geriet ins Grübeln: Vor sechs Jahren, 1954, hatte der damalige Spätheimkehrer Walter Ernsting unter seiner Regie die Reihe UTOPIA GROSSBAND etablieren können, die immer noch erschien. Zwar hatte es zwischen Ernsting und ihm immer gewisse Reibereien gegeben, aber dass der Filou ihn mit dem Pseudonym »Clark Darlton« genarrt hatte und ihm eigene Romane als angebliche Übersetzungen aus dem Amerikanischen untergeschoben hatte, war längst vergeben und vergessen.

      Walter Ernsting alias Clark Darlton brachte aus der Sicht des Lektors zwei besondere Vorzüge mit. Er war fleißig und seine Romane kamen bei den Lesern gut an. Er vermittelte überzeugend die Atmosphäre des Wunderbaren in Raum und Zeit, das Gefühl erhabenen Staunens angesichts der Unendlichkeit des Alls, den »Sense of Wonder«, wie die Amerikaner es nannten. Außerdem hatte er mit dem Science Fiction Club Deutschland (SFCD) bereits 1955 ein Sammelbecken für begeisterte SF-Leser geschaffen, unter denen sich immer wieder das eine oder andere hoffnungsvolle Jungtalent finden ließ. Neue Autoren waren für jede Chance dankbar und würden den Verlag nicht viel kosten – stets eine wichtige Erwägung.

      Auch aus dem schrumpfenden Leihbuchsektor kamen Zulieferer in Frage. Seit Jahren tummelte sich dort der unermüdliche Karl-Herbert Scheer. Mit seiner Serie ZUR BESONDEREN VERWENDUNG um zwei Staragenten der nahen Zukunft hatte er sich an die Spitze der deutschen actionbetonten SF geschrieben. Natürlich waren sechs Romane in einem Jahr, wie Scheer sie 1957 für seine Serie vorgelegt hatte, für eine Heftserie noch viel zu wenig. Selbst monatliches Erscheinen war völlig undenkbar. Das hatte er schon einmal gegenüber Ernsting klargestellt. Jeder wollte doch gleich weiterlesen!

      Von JIM PARKER war damals alle zwei Wochen ein Roman erschienen …

      Also wenn schon, dann – »jede Woche einen!«

      Aber war das zu leisten? Erst vor wenigen Monaten, am 14. August 1959, hatte er mit Scheer einen Vorvertrag über eine Reihe namens TERRA FANTASY unterzeichnet, die ausschließlich deutsche Science Fiction bringen sollte … Und es hatte sich als Problem herausgestellt, dass nicht genug gute Autoren zur Verfügung standen.

      Vielleicht sollte es eine Serie werden – keine Reihe? Vielleicht sollte er einfach Ernsting und Scheer in die vorderste Reihe stellen, die beiden beliebtesten deutschen SF-Autoren? Und vielleicht sollte er die beiden knappe Handlungsentwürfe schreiben lassen, die talentierte Kollegen von ihnen dann zu Romanen umsetzten?

      Zugegeben, Ernsting und Scheer arbeiteten ihrer persönlichen Lebenseinstellung nach sehr unterschiedlich: Der eine war eher versöhnlich ausgerichtet und fabulierte mit fast schon naiver Begeisterung über die Unendlichkeit von Zeit und Raum, wobei er auch gelegentlich die Naturwissenschaft der zu erzählenden Geschichte opferte, während der andere, wie bereits erwähnt, knallharte Actionromane schrieb, die einigermaßen stimmige physikalische Ansätze aufwiesen und in einem feindseligen Universum spielten, dessen Protagonisten sich ständig der Bedrohung durch Aggressoren menschlicher oder nichtmenschlicher Herkunft ausgesetzt sahen.

      Aber wie beliebt konnte eine fortlaufende Serie werden, die von beiden gemeinsam gestaltet wurde? Jeder Roman aus ihrer Feder würde ein Hit sein.

      Und doppelter Erfolg hält besser!

      Kurzbiografie: Clark Darlton

      Der am 13. Juni 1920 in Koblenz geborene Walter Ernsting wuchs – bedingt durch

Скачать книгу