Perry Rhodan - Die Chronik Band 1. Michael Nagula

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Perry Rhodan - Die Chronik Band 1 - Michael Nagula

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einem Clubtreffen 1956 lernte Scheer Walter Ernsting alias Clark Darlton kennen. Auch wenn nie echte Freundschaft daraus entstehen sollte, verband die beiden in den nächsten Jahren doch hoher gegenseitiger Respekt. Ab 1957 schrieb Scheer die ersten Romane seiner SF-Agentenserie ZBV, und zwei Monate nach Ernstings Umbenennung des SFCD in SFCE gründete er die SF-Interessengemeinschaft »Stellaris«, bei der auch der Offenbacher Fan Willi Voltz Mitglied wurde. 1959 wurde Scheers Roman »Octavian III« mit dem »Hugo« geehrt, dem damaligen deutschen SF-Preis. Auf dem Höhepunkt seiner Beliebtheit entwickelte Scheer mit Ernsting die Serie PERRY RHODAN, deren Exposé-Redaktion er bis Band 647 innehatte. Auch für ATLAN erarbeitete er das Konzept.

      In seiner mehr als zehnjährigen Schaffenspause bei PERRY RHODAN zwischen dem Jubiläumsband 500 und seinem »Comeback« mit Heft 1074 – genau tausend Romane nach dem Einstieg von William Voltz – kümmerte er sich gemeinsam mit seiner Gattin Heidrun vorwiegend um neue Romane für seine neu aufgelegte und fortgesetzte ZBV-Serie, die es auf fünfzig Bände brachte, und die Bearbeitung seiner gesammelten SF-Werke für die Reihe UTOPIA BESTSELLER in 44 Bänden. Am 15. September 1991 (er war bereits wieder ständiger und beliebter Autor der von ihm mitgegründeten Serie) verstarb Scheer überraschend an den Folgen einer Lungen- und Rippenfellentzündung.

      Interview: Ganz privat mit K. H. Scheer – Ein Interview von Wolfgang J. Fuchs

      Wie entstand eigentlich die Serie PERRY RHODAN?

      Nun, der Ausgangspunkt war die Idee, eine denkbare Zukunftsgeschichte der Menschheit zu entwickeln. Das ist ein ziemlich weit gesteckter Rahmen, weil es unendlich viele Möglichkeiten gab und gibt, diesen Rahmen zu füllen. Ich hielt es deshalb für angebracht, von zeitnahen Gegebenheiten auszugehen, und habe in meinem ersten Vorschlagsexposé die damals noch utopisch anmutende bemannte Mondlandung als Handlungsgrundlage gewählt. Das war Ende 1960. Anfang 1961 erhielten Walter Ernsting und ich von Cheflektor Kurt Bernhardt beim Moewig Verlag in München grünes Licht für den Start einer »SF-Serie mit feststehendem Helden«. Zum Grundkonzept gehörte, dass sämtliche Fakten der SF mitverarbeitet und neue hinzuerfunden werden sollten und dass die Handlung chronologisch abzulaufen habe. Nach Kurt Bernhardts vorsichtiger Schätzung sollte eine so konzipierte Reihe »mindestens die ersten fünfzig Bände überleben«. Nach den vielen Pleiten anderer Verleger und Verfasser war diese Schätzung eigentlich sogar sehr gewagt. Das gequälte Lächeln unseres damaligen Seniorverlegers Wilhelm Heyne war deshalb nur allzu verständlich. Aber davon war unsere Begeisterung für dieses Projekt nicht zu bremsen.

      Die Entwicklung PERRY RHODANS hat ja alle Erwartungen weit übertroffen. Welche Gründe gab es dafür?

      Der entscheidende Grund für den dauerhaften Erfolg war wohl der Vorschlag, die neue Romanserie nach Exposés schreiben zu lassen, die einer oder höchstens zwei Autoren verfassen sollten, während ein Autorenteam für die Ausarbeitung der Geschichten zuständig war. Auf diese Weise konnte ein großer Fortsetzungsroman entstehen, der trotz Teamarbeit in sich geschlossen und einheitlich war.

      Und wie sahen die ersten Exposés aus?

      Sie gingen vom Konzept der stufenweisen Entwicklung aus, beginnend mit der Mondlandung. Dabei stand für mich die Realität des Jahres 1961 mit den bereits bekannten technischen Nutzanwendungen im Triebwerks- und Zellenbau plus Elektronik weit im Vordergrund. Schließlich sollte der Serienbeginn denkbar und für jedermann verständlich und akzeptabel sein. Walter Ernsting und ich diskutierten zunächst über die Namen der handelnden Personen und über Umrissfragen, die dann im Exposé und im Roman konkretisiert wurden.

      Im Gegensatz zu über sechshundert nachfolgenden Handlungsexposés waren die ersten drei Exposés allerdings nicht bis ins Detail ausgearbeitet. Die exakte Aufschlüsselung der Grunddaten, die für sämtliche späteren PERRY RHODAN-Romane maßgeblich wurden, erfolgte bei der Niederschrift des ersten Romans mit dem Titel »Unternehmen Stardust«. Auf den darin festgelegten Details aller Art bauten dann die Bände zwei, drei, vier und so weiter auf.

      Ab Band vier schrieb ich die Exposés allein. Ich erfand handelnde Personen, baute das Solare Imperium auf, entwarf das Weltbild der Arkoniden und so weiter. Dabei stellte ich mich auch auf Vorlieben einzelner Autoren ein, etwa darauf, dass Walter Ernsting gerne Geschichten bearbeitete, in denen Gucky eine Hauptrolle spielte. Schließlich fertigte ich mehrere Durchschläge an, um dem mittlerweile auf fünf Autoren angewachsenen Team zu ermöglichen, neben dem Stoff des eigenen Romans auch den der Kollegen vor und nach ihnen kennenlernen und berücksichtigen zu können.

      Trafen Sie sich häufig mit den Autoren?

      Da die Autoren nicht alle am selben Ort wohnten, sah ich sie nach der Einarbeitung in die Serie höchstens zwei- bis dreimal im Jahr. Später trafen wir uns einmal pro Vierteljahr. Zwar waren nicht alle Ideen, die wir bei unseren Treffen diskutierten, in die Tat, sprich in einen Roman umzusetzen, aber es gab doch so manche wesentliche Anregung. Als wir Band 45 erreicht hatten, fiel der Begriff Atlantis. Daraus erfand ich für Band 50 den arkonidischen Kristallprinzen und späteren Imperator Atlan. Das Problem der Unsterblichkeit fand in den Zellaktivatoren eine Lösung, die die aufwendige und handlungshindernde Zelldusche durch ES ersetzte.

      Im Zeitraum eines Jahres war die PR-Serie zu einem Erfolg geworden, so dass wir ziemlich optimistisch auch mit dem Erscheinen des hundertsten Bandes rechneten. Nach zwei Jahren Anlaufphase bestand dann kein Zweifel mehr, dass PERRY RHODAN zu einem Begriff geworden war.

      (aus: PERRY RHODAN Sonderheft Nr. 4, Oktober 1978)

      Die ersten Konzepte

      Im Herbst des Jahres 1960 erteilte Bernhardt sowohl Ernsting als auch Scheer den Auftrag, das Konzept für eine fortlaufende Science Fiction-Serie zu erstellen. Ob die beiden jeweils vom Auftrag des anderen wussten, ist nicht bekannt.

      Beide Autoren reichten Vorschläge ein, die zwar nicht ohne Änderungen akzeptiert wurden, Bernhardt aber darin bestätigten, dass er sich die richtigen Leute ausgesucht hatte. Dass insbesondere Scheer klar umrissene Vorstellungen von der möglichen Serie hatte, belegt der Begleitbrief zu seinem Entwurf. Scheer schreibt:

      »… SF-Serien üblicher Art gibt es in Hülle und Fülle. In der Regel wird die Pleite mit Band 45 seitens des Verlages vorsichtig angedeutet, um mit Band 50 vollstreckt zu werden. Wenn ich eine Geschichte der Menschheit entwickeln soll, so hat sie in unserer Jetztzeit zu beginnen, zu beginnen mit dem bemannten Raumflug, begreifbarer und realistischer Technik, die nach und nach ausgebaut wird. Ich werde demnach auf keinen Fall mit dem Bau des 120. Stockwerks beginnen, sondern mit dem soliden Fundament.

      Wenn Sie jedoch das übliche Tralala mit 3- bis 4-Mann-Abenteuerchen im Weltraum wünschen, wenn Sie nicht erklärt haben wollen, warum dieses und jenes Raumschiff überhaupt fliegen kann, dann bin ich in der geplanten Serie fehl am Platze.«

      Bernhardt müssen diese Zeilen erfreut haben, entsprachen sie doch voll und ganz seiner Intention, eine Serie aus der Taufe zu heben, die sich qualitativ von der Konkurrenz abhebt. Er beauftragte die beiden Autoren, einen ersten gemeinsamen Entwurf zu erarbeiten – noch ehe die Serie endgültig genehmigt worden war.

      Bis dahin war der Weg auch noch weit. Ein Produktionsvorlauf musste geschaffen, weitere geeignete Autoren gefunden werden, dazu kamen noch die Fragen von Finanzierung, Vertrieb und Werbung – Bernhardt wurde betriebsam. Die Autoren hatten ja keine Ahnung. Sie brauchten bloß zu schreiben, aber er – er musste sich um alles kümmern!

      Ein Held wird geboren

      Am 25. Januar 1961 hielt Kurt Bernhardt eine erfolgreiche Vorbesprechung mit den künftigen Serienautoren K. H. Scheer und Clark Darlton ab. Zufrieden führte er sie aus dem Verlag, damit sie in Oberbayern die konzeptionelle Grundlage für eine SF-Serie schufen, die zu einem ungeahnten Welterfolg werden

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