Perry Rhodan - Die Chronik Band 1. Michael Nagula
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Perry Rhodan - Die Chronik Band 1 - Michael Nagula страница 8
In Ernstings Mietwohnung in Irschenberg erstellten die beiden mit Hilfe von Zigaretten, Kaffee, Bier, Bergen von Notizen und einer eifrig klappernden elektrischen Schreibmaschine (»einer der ersten in Deutschland«, wie Scheer später verkündete) ein erstes Rohkonzept. Die Handlung sollte im Jahr 1971 einsetzen, in einer Welt, die am Rand des Atomkriegs steht – ein realistisches Szenario in der Zeit des Kalten Krieges, der nur wenige Monate später mit der Kuba-Krise auf seinen ersten Höhepunkt zutreiben sollte. Als Protagonisten bestimmten sie einen amerikanischen Astronauten, der beim ersten Mondflug das notgelandete Schiff eines fremden Volkes, der Arkoniden, entdeckt. Mit Hilfe der Arkoniden gründet er die »Dritte Macht«, einen Staat, der sich als Puffer zwischen Ost und West versteht.
Nach langem Hin und Her einigte man sich auf Ernstings Vorschlag hin, den Protagonisten Perry Rhodan zu nennen. Wie Ernsting auf den Vornamen kam, ist bis heute ungeklärt. Mögliche Quellen sind unter anderen ein Disney-Eichhörnchen, der Schmachtsänger Perry Como sowie Erle Stanley Gardners streitbarer Rechtsanwalt Perry Mason. Auch hatte sein ebenfalls SF schreibender Kollege W. W. Shols, den beide aus dem SFCD kannten, bereits 1959 eine eigene Buchreihe gestartet, deren Hauptfigur Perry Barnett hieß. Vielleicht gab es hier gewisse Anleihen.
Die Herkunft des Nachnamen ist hingegen geklärt: Ernsting übernahm einfach den einer Flugechse aus einem der zahlreichen Monsterfilme, die nach dem Erfolg Godzillas über die deutschen Kinoleinwände flimmerten – Rodan (ohne h!), das zweite Filmmonster nach Godzilla aus dem japanischen Filmstudio Toho.
Jedenfalls berichtete Ernsting schon im August 1967 auf den Leserseiten von TERRA 517: »Karl-Herbert Scheer hatte die Idee von den Arkoniden auf dem Mond, ich hatte den Namen der Serie und einige Ideen. Wir mixten unsere Vorstellungen zu einem Exposé-Cocktail und kehrten damit zwei Tage später zum Verlag zurück.«
Das Exposé für den ersten Roman wurde am 14. Februar 1961 fertig gestellt, keine drei Wochen nach der Auftragserteilung durch Kurt Bernhardt. Außerdem verfassten die beiden einen Ausblick auf die Handlung nach den ersten Heften. Scheer und Ernsting arbeiteten dabei auf eigenes Risiko. Bernhardt hatte die ersten Romane unverbindlich angefordert. Sollte die Serie nicht realisiert werden, würden die beiden leer ausgehen.
Info zur Romanserie: Perry Rhodan
Perry Rhodan ist schlank und hochgewachsen, hat dunkelblondes Haar, graublaue Augen und eine kleine Narbe am rechten Nasenflügel, die sich bei Erregung weiß verfärbt. Er hat einen trockenen und dennoch herzhaften Humor. Am 8. Juni 1936 in Manchester/Connecticut geboren, ist er der einzige Sohn von Jakob Edgar (»Jake«) Rhodan, der als Kind kurz nach dem Ersten Weltkrieg mit Eltern und Bruder aus Deutschland in die USA eingewandert war, und Mary Rhodan, geborene Tibo (frühere Schreibweise: Thibeau), deren Familie ursprünglich aus Lothringen stammt. Seine jüngere Schwester Deborah kam im Frühjahr 1941 bei einem von ihrer Mutter verursachten Unfall ums Leben. Beide Eltern gingen Ende September 1945 mit der ersten Welle amerikanischer Besatzungstruppen nach Japan, wo sie aus erster Hand einen Eindruck der Schrecken von Hiroshima und Nagasaki erlebten. Auf Betreiben seines Onkels Kenneth Malone, eines Colonels der US Air Force, besuchte Perry Rhodan die Kadettenschule und wurde Militärpilot. Als er 1971 als Kommandant der ersten bemannten Mondexpedition startet, ist er nicht nur Astronaut, sondern auch Kernphysiker und Ingenieur für atomare Strahlentriebwerke. Die vierköpfige Besatzung, darunter Reginald Bull, trifft auf dem Mond auf das Raumschiff der Arkoniden Thora und Crest, deren Wissensstand und technische Geräte sie übernehmen dürfen. Bei ihrer Rückkehr auf die Erde bauen sie damit gegen den Widerstand der irdischen Großmächte in der Wüste Gobi die »Dritte Macht« auf. 1976 erhält Rhodan von ES auf dem Kunstplaneten Wanderer eine Zelldusche, die vorübergehend seine Alterung aussetzt. Nach seiner Wahl zum Administrator der Erde entsteht die Terranische Weltregierung. Ein auf ihn programmierter Zellaktivator sichert Rhodan die potenzielle Unsterblichkeit, führt aber auch zum tragischen Tod von Thomas Cardif, dem gemeinsamen Sohn mit Thora. Aus der zweiten Ehe mit Mory Abro gehen die Zwillinge Suzan Betty und Michael hervor, der zum Freihändlerkönig Roi Danton wird. Im Laufe seines Lebens entwickelt Rhodan, als Prototyp des in kosmischen Dimensionen denkenden Menschen, einen immer stärkeren Sinn für kosmische Zusammenhänge und geht der Menschheit – aktiv als Hüter und Beschützer – auf ihrem Weg in die Zukunft voran.
Das Autorenteam entsteht
Der Verlag ließ sich mit seiner Entscheidung Zeit. Dennoch arbeiteten Bernhardt, Scheer und Ernsting mit Hochdruck an der Zusammenstellung eines Autorenteams. Kurt Bernhardt hatte den in der Nähe von München lebenden Schriftsteller Paul Alfred Müller vorgeschlagen, der sich – weil es noch eine ganze Anzahl Namensvettern von ihm gab – nach seinem Wohnort gelegentlich auch Paul Müller-Murnau nannte. Die Hinzufügung des Wohnorts bei häufigen Namen war damals durchaus verbreitet.
Ernsting war von Bernhardts Wahl angetan, schließlich hatte er als Jugendlicher Müllers Vorkriegsserie SUN KOH verschlungen. Bei einem unverbindlichen Gespräch zeigte sich Müller zu einer Mitarbeit bereit, beharrte jedoch als Anhänger der Hohlwelt-Theorie darauf, dass die Serie im Inneren der Erde spielen solle. Da sowohl der Verlag als auch die beiden Chefautoren sich einig waren, die Handlung im Weltraum anzusiedeln, kam es deshalb nicht zu einer Zusammenarbeit.
Ein Kuriosum am Rande: Knapp fünf Jahre später gab es in PERRY RHODAN durchaus einen Handlungsfaden, an dem Paul Alfred Müller seine wahre Freude gehabt hätte. Auf dem Weg nach Andromeda verschlägt es Perry Rhodan und seine Getreuen nämlich in das Innere der Hohlwelt Horror …
Scheer wandte sich unterdessen an den in Darmstadt lebenden Physikstudenten Klaus Mahn, der unter den Pseudonymen Cecil O. Mailer und Kurt Mahr bereits etliche technisch orientierte SF-Heftromane vorgelegt hatte. Zwar hatte er erst 1959 zu veröffentlichen begonnen, aber bereits vierzehn Hefte in UTOPIA und TERRA herausgebracht. Das konnte sich sehen lassen. Und Mahn war Feuer und Flamme und hätte am liebsten sofort mit der Arbeit an der Serie begonnen.
Am 5. März, wiederum drei Wochen nach Niederschrift des ersten Exposés, nahm Scheer auch Kontakt zu einem Freund aus der noch jungen Fan-Szene auf, der als Verlagskaufmann in Bielefeld arbeitete und seit 1958 auf dem Leihbuchsektor tätig war. »Winnie« Scholz, der als William Brown und W. W. Shols veröffentlichte, erwies sich schnell als Bereicherung des jungen Teams. Er stellte aus einem Kiotoer Adressbuch, das bei seinem Arbeitgeber Gundlach verlegt wurde, eine Liste mit authentischen japanischen Namen zusammen, die man für die Mitglieder des Mutantenkorps benutzte. Scheer hatte die Bombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki als Auslöser für übersinnliche Fähigkeiten bei den »Kindern des Atoms« postuliert (wofür er später heftige Schelte von der Kritik bezog), und dieser Beitrag kam ihm gerade recht. Folgerichtig schrieb Scholz Heft 6, das unter dem Titel »Das Mutantenkorps« erschien.
Abermals zwanzig Tage später, am 5. März 1961, lieferte K. H. Scheer das Manuskript des ersten Roman der PERRY RHODAN-Serie ab. Endlich konnten auch die anderen Autoren loslegen, fleißig schrieben sie ihre Texte auf Matrizenpapier. Ständig wurden jetzt Kopien der fertigen Romane an die Teamkollegen geschickt.
Den dritten Beitrag schrieb Scheer ohne Exposé direkt in die Maschine, und am 9. Mai lieferte er das letzte der angeforderten Probe-Exposés ab. Es galt Heft neun, mit dem der erste Erzählabschnitt der Serie endete. Nun begaben sich Kurt Bernhardt und sein Kollege Günter M. Schelwokat damit und mit den ersten vier Romanen in Klausur. Für die Autoren begann das lange Warten. Würde die Serie realisiert werden?
Der unterschätzte Serienautor
Es gibt einen Autor bei PERRY RHODAN, dessen Bedeutung oft zu gering eingeschätzt wird: Kurt Mahr. Zusammen