Es war einmal ein kleines Mädchen .... Brooke Shields

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Es war einmal ein kleines Mädchen ... - Brooke Shields

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mit der freien Zeit anfangen würden.

      Es kam sehr oft vor, dass wir durch die Tür des Aufzugs hindurch hören konnten, wie Eltern ihre Kinder anschrien oder sogar schlugen. Wir hörten oft das Weinen und wie es immer schwächer wurde, als sich der Lift von uns weg und in Richtung Erdgeschoss entfernte. Ich verstand nie, warum Moms ihren Kindern Sachen wie Fahrräder versprachen, wenn sie einwilligten, zu solchen Terminen zu gehen.

      Wenn ein Kind kein Model sein wollte, dann sollte es das auch nicht sein müssen. Meine Mutter bestach oder zwang mich nie, zu einem Vorsprechen zu gehen oder zu arbeiten, wenn mir nicht danach war. Natürlich, ich war ziemlich jung und stellte mich kaum einmal gegen meine Mom, aber ich erinnere mich nicht daran, unter Druck gesetzt worden zu sein, etwas zu tun, wozu ich keine Lust hatte. Mom gab mir das Gefühl, dass die Entscheidung ganz bei mir läge. Sie sagte, dass ich jederzeit aufhören könnte. Ich wollte selbstverständlich nichts anderes, als sie glücklich zu machen, weshalb ich mich fast nie weigerte, etwas zu machen. Egal, was für ein Tag es war, wenn ich gesagt hätte, dass ich einen Job doch nicht machen wollte, hätte Mom den Stromstecker des Telefons gezogen oder wäre mit mir in den Central Park geflüchtet. Das erzürnte die Klienten und Agenturen, aber machte mich ironischerweise nur begehrter. Nein ist schon ein mächtiges Wort.

      Seltsamerweise erhielt ich nur wenig Jobs in der Werbung. So warb ich zwar für Heftpflaster der Firma Johnson and Johnson sowie für die Puppe Holly Hobbie, doch schon bald schien es, als wäre mein Aussehen nicht „amerikanisch“ genug. Ich wurde oft mit der Begründung abgewiesen, dass ich zu „europäisch“ wirken würde. Wann immer ich aber einen Job bekam, wusste ich, dass ich – egal, was kommen würde – meinen Spaß haben würde, und sich auch meine Mutter freuen würde. Es war als eine Win-win-Situation.

      Ich lernte schon früh: Je netter ich zu den Erwachsenen war, desto liebenswürdiger verhielten sie sich mir gegenüber. Es war alles nur so zum Vergnügen während dieser Jahre – oder zumindest kam es mir so vor.

      Ich ging zur Grundschule in Manhattan, während ich arbeitete, und verpasste kaum einmal einen Tag, um zu modeln. Bei manchen der größeren Trips verpasste ich vielleicht einen Freitag. Sogar als ich ein wenig älter wurde, behielt Mom diese Regel bei. Wenn die Agentur anrief und sagte, dass wir ein Shooting um zehn Uhr vormittags an einem Donnerstag hätten, antwortete Mom, dass das toll wäre und wir um 15 Uhr erscheinen würden. Wenn sie dann Druck auszuüben versuchten, erklärte sie, dass es okay wäre, ein anderes Kind zu engagieren, wenn sie mich nicht haben wollten. Aber ich wäre eben nicht verfügbar, bevor die Schule nicht um 14 Uhr 40 aus wäre. Während die anderen Kinder Sport betrieben und sich zum Spielen verabredeten, wurde ich für unterschiedliche Kataloge fotografiert. Ich kann nicht sagen, dass es mir etwas ausmachte, mich nicht mit Sport zu beschäftigen beziehungsweise nicht dazu gezwungen zu werden, meine Zeit getrennt von meiner Mutter zu verbringen.

      Ich habe viele tolle Erinnerungen an diese frühen Jahre. Einmal wurde ich für eine Werbung als Jean Shrimptons Tochter gecastet. Mom sagte immer, dass ich ihr ähnlicher sähe als jedes andere Model und jede andere Schauspielerin. Mom fand sie wunderschön und hielt ihr Gesicht für perfekt symmetrisch.

      In den nächsten Jahren modelte ich für Werbungen und Kataloge von Firmen wie Macy’s, Sears and Roebuck, Bloomingdale’s, Alexander’s, McCall’s und Butterick. Jedes Mal, wenn ich einen Vorstellungstermin hatte, hielt sich Mom im Hintergrund. Auf dem Set war meine Mutter keine, die ihre Anwesenheit zu sehr betonte. Sie umschwirrte nie das Kreativteam oder gab mir ungefragt Ratschläge. Zwar entging ihr nichts und sie hatte zu jedem eine Meinung, doch damals war sie eher subtil und teilte ihre Einschätzungen nicht mit mir.

      Unser Leben war aktiv und lustig. Wir verfolgten im Grunde genommen beide eine richtige Karriere. Ich modelte und Mom managte. Als ich zehn wurde, wurde es allerdings unumgänglich, dass ich mir eine breiter aufgestellte und glaubwürdigere Vertretung suchte. Mom sah sich bei zahlreichen verfügbaren Modelagenturen um und war offenbar nicht einverstanden mit dem, was sie vorfand. Sogar damals schon hatte sie hohe Ansprüche und wollte sich mit nichts zufrieden geben, was in ihren Augen gewöhnlich oder pöbelhaft wirkte.

      Da sie auch privat in vielen Fotostudios und Künstlerateliers verkehrte beziehungsweise Freunde in der Kosmetik- und Haarpflegebranche hatte, kannte sie die Besten im Geschäft. Jene Models, die ihr gefielen, schienen allesamt von der Ford Modeling Agency vertreten zu werden, und sie wusste, dass sich alle angesehenen Werbefirmen dort nach Models erkundigten. Ford war eine Agentur, die über ein solches Prestige und solchen Einfluss verfügte, dass Mom entschied, es wäre die einzige geeignete Vertretung für ihr kleines Mädchen.

      1974 betreute Ford Models noch keine Kinder und hatte auch gar nicht vor, diesen Bereich in den bereits florierenden Betrieb einzugliedern. Allerdings hatten wir ein Ass im Ärmel. Eileen und Jerry Ford, die die Agentur gegründet hatten, kannten meinen Vater aus diversen gesellschaftlichen Kreisen. Außerdem stellten sie Models für Aufträge von Revlon zur Verfügung und ebendort arbeitete mein Vater mittlerweile als Verkaufsleiter.

      Ich erinnere mich, dass meine Mutter Eileen und Jerry Ford schon viele Male getroffen hatte. Sie pflegten einen freundschaftlichen Umgang miteinander und so entschloss sich Mom, persönlich an Eileen heranzutreten. Sie liebte es, mir die Geschichte zu erzählen, wie sie die Türe öffnete und die drei Treppen hinauf zu Eileens geräumigen und hellen Büro marschierte. Mom sagte, dass sie vor Eileens Arbeitstisch stand, beide Hände in die Hüften stützte und ihr erklärte: „Diese Agentur hat keine Abteilung, die sich um Kinder kümmert. Sollte sie aber! Brooke wird euer erstes Kindermodel.“

      Eileen war anfangs dagegen, weil sie keine Kinder vertreten wollte. Sie gab Mom einen Korb. Ich bin mir sicher, dass meiner Mom diese Zurückweisung nicht gefiel, sie hätte aber nie zugegeben, dass es so abgelaufen war. Stattdessen behauptete Mom lieber, dass sie an diesem schicksalhaften Tag sowohl meine Zukunft verändert als auch ihren Anteil zum Erfolg von Ford beigetragen hätte. Ford startete schließlich doch eine Vertretung für Kinder, die auch heute noch besteht. Ich war aber nicht das erste Kindermodel in ihren Reihen, wie mir vorgemacht worden war. Mom schrieb sich stets auf ihre Fahnen, diejenige gewesen zu sein, die Eileen Ford davon überzeugt hätte, Kindermodels zu vertreten. Aber hat sie nicht zumindest den Stein ins Rollen gebracht?

      Im Laufe der Zeit fing ich an, Moms Trinkerei doch irgendwie als problematisch zu empfinden. Wir waren so beschäftigt, dass es leicht zu übersehen war, aber rückblickend wird mir klar, dass meine Mutter eine hochgradig funktionierende Alkoholikerin war – obwohl mir damals noch das Vokabular fehlte, um dies in Worte zu fassen.

      Sie hielt das jahrelang geheim, aber die Anzeichen waren alle da, auch wenn ich zu jung war, um diese zu bemerken. Unlängst traf ich bei einem Begräbnis einen Mann, der in einem Apartment in der East Seventy-Ninth Street gewohnt hatte. Als ich zwei oder drei war, hatten wir eine Zeitlang ein Stockwerk über ihm gelebt. Er hatte sie gemeinsam mit meinem Vater kennengelernt und sich mit ihr angefreundet. Er erzählte mir, dass meine Mom gelegentlich an seine Tür klopfte und sagte: „Ich gehe schnell was trinken. Hier, nimm sie für eine Weile.“

      Sie ließ mich dort zurück und wir verbrachten Zeit miteinander. Das war so gegen 22 oder 23 Uhr. Er und ich gingen dann zu Bett und schliefen einfach ein. Er sagte, dass er nie gewusst habe, wie spät es werden würde, aber irgendwann sei meine Mom dann zurückgekommen, um mich wieder abzuholen. Es ist schon ein wenig traurig, wenn ich darüber nachdenke, dass sie mich einfach ablieferte, nur damit sie einen heben gehen konnte, aber zumindest schleifte sie mich nicht die ganze Nacht mit.

      Trotz allem bedeutete Mom die Welt für mich – sowohl zuhause als auch bei der Arbeit. Und wir hatten wunderbare Zeiten miteinander.

      Der Alkohol spielte jedoch eine immer größere Rolle. Es gelang ihr, unser Leben jahrelang in der Spur zu halten, bevor es zu einem offensichtlicheren und hinderlicheren Problem wurde und die negativen Auswirkungen sich nicht mehr von der Hand weisen ließen. Auch

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