Der Große Nordische Krieg 1700–1721. Stephan Lehnstaedt

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Der Große Nordische Krieg 1700–1721 - Stephan Lehnstaedt Reclam – Kriege der Moderne

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      Stephan Lehnstaedt

      Der Große Nordische Krieg 1700–1721

      Reclam

      Kriege der Moderne

      Herausgegeben vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr

      Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Fachbereich Publikationen (0881-01)

      2021 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

      Umschlagabbildung: Pierre-Denis Martin, Die Schlacht von Poltawa. Niday Picture Library / Alamy Stock Photo

      Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

      Made in Germany 2021

      RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

      ISBN 978-3-15-961876-0

      ISBN der Buchausgabe 978-3-15-011345-5

       www.reclam.de

      [7]1 Nachlese einer Schlacht: Karl XII.Karl XII., König von Schweden und Peter I.Peter I., Zar und Großfürst von Russland nach Poltawa

      Der russische Zar Peter I. (1672–1725) Peter I., Zar und Großfürst von Russland während der Schlacht von Poltawa. Gemälde, um 1710

      »Hier ist Alles gut gelungen. Nur am Schlusse des Jahres und nur durch einen besonderen Zufall hatte die Armee das Unglück, Verluste zu erleiden, die, wie ich hoffe, binnen Kurzem wieder gut gemacht sein werden.« So positiv gestimmt gab sich der schwedische König Karl XII.Karl XII., König von Schweden im August 1709 in einem Brief an seine Schwester Ulrika EleonoreUlrika Eleonore, Königin von Schweden. Die tatsächliche Lage sah weit weniger rosig aus.

      Ziemlich genau einen Monat war es her, dass KarlKarl XII., König von Schweden und seine Armee im Südosten der heutigen Ukraine dem russischen Heer unterlegen [8]waren. Die Schlacht von Poltawa am 8. Juli 1709 war für Schweden alles andere als eine Petitesse, und vor allem Zweckoptimismus bestimmte das Schreiben nach Stockholm. Es wurde aus dem Feldlager im heute moldauischen Bender abgesandt – 600 Kilometer weit waren die wenigen überlebenden Schweden vor den nachrückenden Russen geflohen und hatten nur mit knapper Not die rettende Grenze zum Osmanischen Reich überschritten.

      Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen, genannt der Starke (1670–1733)August, Kurfürst von Sachsen, als August II. König von Polen, wurde als August II. zum König von Polen gewählt. Gemälde, um 1723

      Die einst furchteinflößende schwedische Armee, die fast ein Jahrhundert lang als die kampfstärkste in ganz Europa gegolten hatte, existierte nicht mehr: In Poltawa »hat es sich denn hernach zugetragen, dass der größte Teil des Fußvolks verloren gegangen ist und dass auch die Reiterei viel Abbruch erlitten hat. Dieser Verlust ist allerdings groß.« So realistisch war KarlsKarl XII., König von Schweden Beurteilung drei Tage nach der Schlacht, aber das war nicht für die Augen seiner Schwester bestimmt, sondern für seine Generale.

      [9]Tatsächlich war allein in Poltawa von über 25 000 Schweden etwa die Hälfte gefallen. Viele weitere starben auf dem missglückten Rückzug, und nicht wenige gerieten in Kriegsgefangenschaft. Innerhalb einer Woche war ein Prozent der schwedischen Bevölkerung in Russland gestorben. Kaum mehr als 2000 Soldaten hatte KarlKarl XII., König von Schweden in Bender noch bei sich. Aber was hatten sie überhaupt im Russischen Reich verloren, in der südlichen Ukraine, nur wenige Tagesmärsche von Charkiw entfernt?

      Sie kämpften dort im Großen Nordischen Krieg, der von 1700 bis 1721 dauerte. Den Krieg ausgelöst hatten die großen Ambitionen von Monarchen, und er brachte großes Leid über ihre Untertanen und Soldaten. Zudem führte er zu einer Neuordnung Europas: Zu Beginn des Krieges war Schweden eine militärische Großmacht mit ausgedehnten Territorien an der ganzen Ostseeküste, am Ende hatte es diese Stellung verloren und war von einem Imperium zu einem Mittelstaat an der europäischen Peripherie geworden.

      Die vorherrschende Kraft südlich der Ostsee war die Adelsrepublik (Rzeczpospolita) Polen-Litauen, deren Ständevertreter 1697 den sächsischen Kurfürsten Friedrich August I.August, Kurfürst von Sachsen, als August II. König von Polen als August II.August, Kurfürst von Sachsen, als August II. König von Polen zum König gewählt hatten. Das größte Flächenland Europas wollte dank der wirtschaftlichen Prosperität des viel kleineren Sachsen zu vergangener Stärke zurückfinden. AugustAugust, Kurfürst von Sachsen, als August II. König von Polen wiederum hoffte, mit Unterstützung der legendären polnischen Husaren für seine Dynastie im Baltikum weitere Erblande erwerben zu können.

      Östlich von Polen lag das Moskauer Reich des russischen Zaren Peter I.Peter I., Zar und Großfürst von Russland, das bisher kaum auf der europäischen Bühne in Erscheinung getreten war. PetersPeter I., Zar und Großfürst von Russland Regierungsstil war bestimmt von direkter Kontrolle, von drakonischen Maßnahmen und von seiner persönlichen Führung in Schlachten. Die von ihm durchgesetzte dynamische Modernisierung des Landes und seiner Armee dienten vor allem dem Ziel einer Expansion an die Ostsee. In Poltawa sicherte PeterPeter I., Zar und Großfürst von Russland diese Gebietsgewinne ab und machte zudem einem Aufbegehren der ukrainischen Kosaken um Iwan MasepaMasepa, Iwan; Hetman der ukrainischen Saporoger Kosaken ein Ende, der als Verbündeter Karls XII.Karl XII., König von Schweden ein eigenes Reich gründen wollte.

      PeterPeter I., Zar und Großfürst von Russland und AugustAugust, Kurfürst von Sachsen, als August II. König von Polen – sowie zeitweise Dänemark-Norwegen, Brandenburg-Preußen und Hannover – versuchten 21 Jahre lang, ihre Macht auf Kosten Schwedens auszubauen. Aus heutiger Sicht mutet das wie eine ausgemachte Sache an, zunächst aber eilte KarlKarl XII., König von Schweden an der Spitze seiner [10]Truppen von Sieg zu Sieg und schaltete einen Kriegsgegner nach dem anderen aus. Was ihn und seine Soldaten nach Poltawa geführt hatte, war der unbedingte Wille, Russland in einer Entscheidungsschlacht niederzuwerfen, um das eigene Ostseeimperium zu sichern.

      Der schwedische König Karl XII. Karl XII., König von Schweden (1682–1718) und der Hetman der ukrainischen Kosaken Iwan Masepa (1639–1709) Masepa, Iwan; Hetman der ukrainischen Saporoger Kosaken nach der Schlacht von Poltawa 1709. Gemälde von Gustaf Cederström, 1879

      Poltawa wurde zu einer Katastrophe für die Schweden. Eine Entscheidungsschlacht jedoch war es nur bedingt, denn bis zum Frieden von Nystad 1721 sollten die Kämpfe noch zwölf Jahre andauern. Weitere [11]Armeen wurden ins Feld geführt, doch der Kriegsschauplatz hatte sich von Russland nach Nordostdeutschland verlagert, wo Schweden ebenfalls über große Ländereien verfügte. Angesichts des schwindenden Erfolgs strebte KarlKarl XII., König von Schweden nach der Initiative, um weiterhin das Geschehen zu bestimmen. Seine Soldaten folgten ihm bedingungslos, denn er war 18 Jahre lang ununterbrochen gemeinsam mit ihnen im Felde, führte sie an und zog sich immer wieder selbst Verwundungen zu.

      [12]Doch es gelang nicht mehr, eine Wende herbeizuführen. Und so erwiesen sich die Worte Peters I.Peter I., Zar und Großfürst von Russland als zutreffend, der die Bedeutung von Poltawa sofort klar erfasst hatte: »Jetzt ist vollends mit Gottes Hilfe der Grundstein für Sankt

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