Joe Cocker - Die Biografie. Christof Graf

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Joe Cocker - Die Biografie - Christof Graf

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Clubbesitzer ergänzt, dass es irgendwie ein unheimlicher Augenblick gewesen sei: „Wir haben nur herumgealbert, wie wir das oft gemacht haben, aber es hat diese Worte glasklar von sich gegeben. Es erinnerte mich an die alten Zeiten mit dem Geisterthema im Club 60 – doch es sollte erst ein paar Jahre später der Zeitpunkt kommen, an dem wir an die Bedeutung dieses Abends erinnert werden würden.“

      Joe ging auf Promotiontour, gab Interviews und Pressekonferenzen, spielte auf Festivals mit Deep Purple, Jethro Tull und Jeff Beck und bekam einen Plattenvertrag, der ihn mit dem Produzenten Denny Cordell zusammenbrachte, der mit Joe das Debüt-Album vorbereitete. Joe war kurz vorm Abheben und fühlte sich in der damals entstandenen Edel-Hippie-Gesellschaft Londons als aufsteigender Stern sehr wohl. Noch im Dezember 1968 wurde er wegen Marihuana-Besitzes festgenommen. Seine Freundin Eileen nahm die Sache schließlich auf sich, um Joes erste Amerika-Reise im April 1969 nicht zu gefährden. Die Amerikaner waren bei Drogenfällen schon immer recht sensibel. Professionell beendete er die Aufnahmen zum ersten Album namens „With A Little Help From My Friends“, das am 23. April 1969 erschien.

      Im Februar und März gingen Joe, Chris und die Grease Band noch einmal auf Englandtournee, bevor es dann mit Hilfe von Denny Cordell erstmals nach Amerika ging. Dort präsentierte sich Joe Ende April in der Ed Sullivan Show, wo er und die Grease Band die zweite Single „Feelin’ Alright“ vorstellten. Für damalige amerikanische Verhältnisse wirkte die Performance von Joe aufgrund des etwas unvorteilhaften Äußeren und der Mimik und Gestik vielleicht ein wenig befremdlich, aber es war ein perfekter Start für die Tournee, die darauf folgte, um das Debüt-Album zu promoten.

      Dann trat Joe Cocker im Fillmore West in San Francisco auf, dem legendären Club von US-Konzertveranstaltungs-Guru Bill Graham. Das „neue“ Fillmore hatte erst im Juli zuvor aufgemacht. Aufgrund von Problemen in der Nachbarschaft und der bescheidenen Kapazität des Saales zog der zunächst noch Fillmore Auditorium genannte Club in den ehemaligen Carousel Ballroom an der Market Street, Ecke South Van Ness Avenue, und nannte sich fortan, zur Unterscheidung vom mittlerweile gegründeten Fillmore East in New York, Fillmore West. Joe erntete einerseits phänomenale und andererseits zur leicht befremdlichen Performance passende irritierende Kritiken. Die amerikanische Presse war von Joe Cockers Optik ein wenig verunsichert und beschrieb ihn als „hässlichen fetten Jungen mit goldener Seele“. John Mendelsohn von der LOS ANGELES TIMES meinte: „Auf der Bühne ist Joe Cocker ein wahres Wunder, wie er so spastisch herumfuchtelt, seine Arme um seinen Kopf schwingt und Grimassen zieht, als hätte er die allergrößten Schmerzen.“ Und Albert Goldman vom LIFE MAGAZINE ging noch weiter und sogar unter die Gürtellinie: „Man hatte ja schon von seinen seltsamen Bewegungen gehört“, schrieb er, „aber diese Mischung aus Parkinson’scher Krankheit, Muskelschwund und Veits-Tanz, das musste man erst einmal selber gesehen haben, um es zu glauben.“ Der ROLLING STONE bezog sich bei der Kritik über seinen Auftritt im Whisky A Go Go in Los Angeles auf eine kleine Begebenheit während des Konzertes und bescherte ihm damit große Aufmerksamkeit: „Als die Band zu ihrer explosiven Version von ‚With A Little Help From My Friends‘ kam, sprang ein junges Mädchen auf die Bühne und warf sich zwischen Joe Cockers Beine, offensichtlich halb verrückt geworden vor Entzücken über diese heiße Stimme und seine Verrenkungen, und begann, ihn leidenschaftlich zu bearbeiten. Sekunden später entwich Cockers Kehle der Schrei seiner Karriere.“ Das Ganze wurde fotografisch festgehalten, das Foto mitabgedruckt und die Aufnahme später für ein Riesen-Promotion-Poster am Sunset Boulevard, Hollywood, verwendet.

      Der Durchbruch mit dem Debüt-Album „With A Little Help From My Friends“, das zwölf Songs versammelte, war geschafft. Fans urteilen noch heute, dass wie bei so vielen anderen Acts, auch bei Joe Cocker Folgendes zutreffe: Das Debüt-Album ist das beste. 90 Prozent der Songs sind zwar gecovert, darunter zwei von Bob Dylan („Just Like A Woman“ und „I Shall Be Released“). Aber sei’s drum. „Don’t Let Me Be Misunderstood“ von den Animals macht Joe viel romantischer als das Original, und seine raue Stimme scheint irgendwie besser zu dem Song zu passen als die von Eric Burdon. Die Band um Joe und Chris ist exzellent, und Jimmy Page bzw. Steve Winwood veredeln die Songs mit ihren Gitarren. Songs wie „Feelin’ Alright“ und „Bye Bye Blackbird“ werden zu wahren Diamanten, die Joe in der Mine zu entdeckender Songs leidenschaftlich abzubauen und aufzupolieren weiß. Bei zwei Songs hat Cocker darüber hinaus selbst mitkomponiert: „Change In Louise“ und „Sandpaper Cadillac“, welche wahrhaft ambitioniert wie auch nachdenklich klingen.

      Nach den ersten Club-Konzerten in den USA tourte Joe weiter durch die Staaten und trat bei den mit dem Monterey-Festival 1967 gerade in Mode gekommenen Massenveranstaltungen in Form der Hippie- und Rock-Messen auf. In Northridge, in der Nähe von Kalifornien, fand vom 20. bis 22. Juni das Newport-Rock-Festival statt, wo 33 Bands und Künstler wie Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jethro Tull, Steppenwolf, The Byrds und auch Joe Cocker mit der Grease Band vor etwa 150.000 Menschen auftraten. Eine Woche später war Joe beim Denver-Pop-Festival, und zwei Wochen später spielte er beim Atlanta-Festival mit Janis Joplin, Delaney and Bonnie, Led Zeppelin und Creedence Clearwater Revival vor 140.000 Zuschauern. „Das waren schon tolle Tage. Ich wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Wir waren ziemlich neu in der Szene, und so mussten wir uns ständig mit den schlechtesten Terminen zufriedengeben. Im Atlanta Stadion z. B. sollten wir eigentlich um acht Uhr abends auftreten, aber so allmählich wurde unser Auftritt immer weiter für die anderen Star-Bands verschoben, und schließlich spielten wir erst um sechs Uhr am nächsten Abend. Es konnte einem aber auch den Kopf verdrehen, wenn man an die vielen verschiedenen Stimulanzien und Substanzen denkt, die es in Amerika damals so gab.“ Stimulanzien, denen Joe bekanntermaßen ja nie abgeneigt gewesen war.

      Joe experimentierte damals zunächst mit einer Droge, das in der Szene als „Heavy Jelly“ bekannt war. „Man nahm ein ganz kleines bisschen davon auf einen Fingernagel und spülte es mit Coca Cola runter. Nach ungefähr einer Dreiviertelstunde war immer noch nichts passiert – und dann war auf einmal die ganze Welt wie Watte um einen herum –, in Technicolor. Das dauerte dann 36 Stunden, und in dieser Zeit schien dein Kopf von deinem Körper total getrennt zu sein, und du konntest dich aus großer Höhe betrachten – außerhalb deiner selbst.“

      Die größte „Messe“ dieser Art, zu der Jünger der Hippie-Bewegung und der „Make Love – Not War“-Philosophie pilgerten, war natürlich die „Love, Peace & Music-Fair“ in Woodstock.

      An drei Tagen im August 1969 verwandelte sich das Gelände einer Farm im US-Bundesstaat New York in den Austragungsort eines Musikfestivals, das nicht nur als Höhepunkt der Hippie-Bewegung gilt, sondern indirekt zum Katalysator einer ganzen Generation wurde, die sich mit den politischen Entscheidungen der damaligen Zeit, insbesondere dem Krieg in Vietnam, längst nicht mehr identifizieren konnte. „Woodstock –

       3 Days of Peace and Music“, ein Jahr später als Dokumentarfilm veröffentlicht, darf also zu Recht als eines der Ereignisse in der Geschichte der USA bezeichnet werden, das einen nachhaltigen Einfluss ausübte und nicht nur in den Köpfen der insgesamt mehr als 500.000 Besucher etwas veränderte. Der daraus entstandene Film gilt als „die Wiederauferstehung eines der größten Momente des 20. Jahrhunderts! Das bekannteste Rockereignis aller Zeiten.“

      Die Menschen versammelten sich in der Nähe des kleinen Ortes Woodstock, um den bedeutendsten Musikern ihrer Generation (u. a. Jimi Hendrix, Janis Joplin und The Who) zuzuhören. Und Joe Cocker war dabei, wenn auch nur aufgrund einer glücklichen Fügung. Laut Intention des Veranstalters und späteren Joe-Cocker-Managers Michael Lang ging es in Woodstock darum, alle wichtigen Rock-Bands der damaligen Zeit auf einem einzigen Festival zu präsentieren, „aber dann kam uns der Gedanke, dass es vielleicht doch eine gute Idee wäre, wenn wir auch ein paar neue Talente vorstellen würden. Joe Cocker war einfach so unglaublich, dass wir wussten, den müssen wir dabeihaben.“

      Joe und die Grease Band sollten das Sonntags-Programm mit The Band and Sly & The Family Stone eröffnen, und die Gage betrug laut VARIETY Magazine 1.375 Dollar.

      Joe und die Band mussten mit einem Hubschrauber der US-Army

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