The Who - Maximum Rock I. Christoph Geisselhart

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The Who - Maximum Rock I - Christoph Geisselhart The Who Triologie

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ihr neuer Manager umgehend sechs Schilling pro Stück abknöpfte.

      The Detours hatten nunmehr zwei Manager, Gordon und Druce, mit denen sie jeweils einen ungültigen Vertrag besaßen. Überraschenderweise entstand daraus kein Problem, sondern eine höchst komfortable Position für die Band. Denn Druce, der von Gordons Abwerbungsversuchen Wind bekommen hatte, unterbreitete nun seinerseits plötzlich ein lukratives Angebot und wollte die Band mit allerlei Versprechungen exklusiv an sich binden.

      Die beiden nicht legitimierten Manager trafen sich, und nachdem wohl keiner vom anderen wusste, dass er in der gleichen unhaltbaren Position war, einigte man sich gütlich auf die Gründung einer Firma namens Gordon-Druce Enterprises Ltd., die die Zusammenarbeit mit den und für die Detours regeln sollte.

      Daraufhin erhielten sie merklich bessere Auftrittsmöglichkeiten. Ihr nächster Etappenerfolg war, dass sie als Begleitband für die Rolling Stones gebucht ­wurden.­ Das Konzert fand am 22. Dezember 1963 statt, wieder einmal in der St. Mary’s Hall in Putney, wo die Band zuvor schon Anschauungsunterricht in Sachen ­Bühnenshow erhalten hatte, damals von Johnny Kidd & The Pirates.

      Die Stones galten inzwischen als ernsthafte Konkurrenten der Beatles, als ­wilder, schmutziger Haufen, ein düsterer Gegenentwurf zu dem fröhlichen Quartett­ aus Liverpool. Wer für die Stones war, konnte den Fab Four nichts abgewinnen, und umgekehrt verabscheuten die meisten Beatles-Anhänger den großstädtischen, eingebildeten Habitus der Londoner R&B-Band. Für die Detours und besonders für Pete waren die Rolling Stones aber eine „Offenbarung“. Als Pete sie zuerst sah, war er verblüfft, wie organisch sie zusammenspielten. Die Stones­ arbeiteten seit achtzehn Monaten zusammen, und sie benahmen sich wie Stars.

      Über den gemeinsamen Bekannten Glyn Johns, der Detours und Stones gleicher­maßen hoch schätzte und später als Toningenieur für beide Bands tätig wurde, kam Pete in den Umkleideraum. Mick Jagger zeigte sich sehr freundlich, und der viel bewunderte Schönling Brian Jones machte sogar Komplimente, dass ihm die Detours gefielen, und er bot seine Hilfe an. Für Pete war es, „als strich mir der liebe Gott persönlich übers Haupt.“

      Einer allerdings gab sich völlig uninteressiert, distanziert, unerreichbar: Keith Richards, der zweite Gitarrist der Stones, der Pete im Konzert mit einer genialen, scheinbar von innen kommenden Geste am meisten beeindruckt hatte: Bevor der Bühnenvorhang aufging, hatte Richards den Arm angehoben und ihn, wie ein geheimes Aufwärmritual oder Kommandozeichen an die Band, in einer lakonischen Kreisbewegung auf- und abgeschwungen, ohne dabei die Saiten zu berühren.­ Dem Publikum blieb dieser windmühlenartige Anlauf verborgen, allein Pete und die andern hinter der Bühne sahen Richards dünnen Arm durch die Luft ­kreisen. Doch als sich der Vorhang hob, ließ der Stones-Gitarrist abrupt den Arm sinken, schrammte haargenau über die Saiten und spielte ein hartes Riff an – und die Stones legten mit „Come On!“ los wie die Teufel.

      Beim nächsten Gig probierte Pete die gleiche machtvolle Geste aus; allerdings nicht hinter dem Vorhang, sondern während der Aufführung. Er schlug einfach seine Akkorde auf diese spektakuläre Weise an, und er verlor dabei vermutlich die ersten von unzählig vielen Fingernägeln und Blut aus aufgeschrammten Finger­kuppen, die er der Entwicklung seines Markenzeichens immer wieder opferte.

      Keine zwei Wochen später, am 3. Januar 1964, trafen sich beide Gruppen erneut, diesmal im Glenlyn Ballroom in Forrest Hill. Sicherheitshalber setzte Pete mit seiner neu entdeckten „Windmühle“ aus, konnte es sich dann aber doch nicht verkneifen, den überheblichen Richards zu testen. Pete hatte beobachtet, dass auch der Stones-Gitarrist die Geste nicht ständig ausführte, und schließlich sprach er ihn darauf an: „Ich glaubte, dass ich Keith Richards kopierte“, erzählt Pete. „Aber er fragte nur: ,Was schwinge ich?‘ Er musste es als eine Art Aufwärmübung irgendwann einmal angefangen haben, aber er war sich dessen nicht mehr bewusst, und so entwickelte es sich zu meinem Markenzeichen.“

      Man beachte die feine Untertreibung, wonach „es“ sich quasi von selbst, ohne Petes Zutun entwickelt haben sollte. Aber insgesamt hat Townshend, der bald als „Birdman“ in der Szene Furore machte und seine „Windmill“ wie einen kultischen Akt zelebrierte, nie einen Hehl daraus gemacht, woher er die Inspiration zu seiner Show bezogen hatte. (Keith Richards seinerseits hat die Geste nach eigener Auskunft übrigens von Don Everly abgeschaut, als die Stones und die Everly Brothers im September 1963 gemeinsam tourten.)

      „Wir haben eine Menge von den Stones abgekupfert“, gesteht Pete. „Wir haben absolut nichts von den Beatles abgekupfert, aber die Stones waren eine lokale Konkurrenzband für uns. Ich habe einige ihrer ersten Gigs in Richmond gesehen, und alle Mädchen, mit denen ich ausging, waren in einen der Stones verknallt. Meistens­ in Bill Wyman. Ich war nur ihr Rolling-Stones-Ersatz.“

      Wörtlich sagte er: „I was just a Rolling Stones Substitute.“ Das sollte zu denken geben. Townshends Hit „Substitute“ wurde zwar erst 1966 veröffentlicht, aber dass er in jeder Hinsicht eine Reminiszenz an Keith Richards und die Stones war, darf man schon mal vorwegnehmen.

      Roger schien im Gegensatz zu Pete keine Probleme zu haben, sich gegen die übermächtige lokale Konkurrenz auf dem Gebiet der weiblichen Anhängerschaft durchzusetzen. Er hatte sich zu einem wahren Womanizer entwickelt, dessen Weg ungezählte gebrochene Herzen und bereits zwei aufgelöste Verlobungen säumten. Während Pete die Stones beobachtete und sich von ihnen zum rabiateren Spiel mit der Gitarre anregen ließ, war Rogers geübter Blick wie üblich spähend übers Publikum gestrichen – und vermutlich an einer hübschen, dunkelhaarigen Sechzehnjährigen hängen geblieben.

      Roger dürfte das Mädchen, das Jaqueline Rickman hieß und in der Nähe der St. Mary’s Hall lebte, nicht zum ersten Mal gesehen haben, denn sie war, wenn die biologische Uhr nicht falsch zählte, bereits am 17. November in der St. Mary’s Hall von Putney gewesen, spätestens aber zum Auftritt am 1. Dezember, denn neun Monate darauf wurde ihr gemeinsamer Sohn geboren, so dass wir Roger in diesem Fall ein besonders entschlossenes Vorgehen zubilligen können. (Da wir das Geburtsdatum von Sohn Simon genau kennen, 22. August 1964, ergibt sich rein rechnerisch der Termin für das folgenreiche Stelldichein an einem der beiden vorgenannten Auftritte der Detours in Putney.)

      Rogers Blick in den Saal könnte deswegen an dem für die Band so bedeut­samen Auftritt mit den Stones etwas nachdenklich gewirkt haben; die unterschiedliche Bedeutung, die jener Tag für die Entwicklung von Roger und Pete hatte, ist jedoch bezeichnend.

      Während der Kunststudent Townshend Schritt um Schritt daran arbeitete, seiner­ Persönlichkeit mit artifiziellen Mitteln, mit Gitarre und Schreibstift, ­Ausdruck­ zu verschaffen, war Roger vor allem daran interessiert, sich selbst zu erforschen und zu beweisen, seine Identität zu formen und zu wahren.

      Nach wie vor betrachtete er die Detours als „seine Band“ – sein Werkzeug zur Persönlichkeitsentfaltung, zur Errettung aus der Knechtschaft in der Fabrik. In der Position des Frontmanns und Sängers hielt er alle Macht über das Repertoire in den Händen. Er entschied, was er singen konnte und wollte, und er stellte es dem Publikum vor. Indem er seiner Leidenschaft fürs weibliche Geschlecht nachging, bestätigte er im Grund lediglich das öffentliche Klischee vom erfolgreichen ­Rockstar, der als solcher bekanntlich sexuell stets aktiv ist und begehrenswert zu erscheinen hat.

      Pete war auf diesem Gebiet immer noch ein Nachzügler. Zwar war es ihm inzwischen gelungen, den ersten Geschlechtsverkehr zu vollziehen, angeblich im Schlafzimmer seiner Mutter, wie er selbst behauptet; aber noch hatte er nicht ­verstanden, dass „die Mädchen nicht wegen der Rolling Stones kreischen, ­sondern­ weil sie einfach gern kreischen“.

      Doch wer konnte die Band wirklich weiterbringen? Wer ihr das Tor zum Musentempel öffnen? Pete oder Roger, oder womöglich ein ganz anderer?

      Die lautstarken und handfesten Auseinandersetzungen, in die Roger und Pete seit einiger Zeit verwickelt waren, hatten

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