Vagos, Mongols und Outlaws. Kerrie Droban

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Vagos, Mongols und Outlaws - Kerrie Droban

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Unfallbericht vom LAPD und erfuhren so, dass die Karre auf eine Regierungsstelle zugelassen war. Die Biker nahmen sich die Frau des Spitzels zur Brust und wollten wissen, warum ihr Mann ein Bike der Regierung „geschrottet“ habe. Die arme Frau wurde bedroht – entweder rede sie, oder man schlachte ihre Familie ab. Schließlich gab sie die wahre Identität ihres Mannes preis und verriet, dass er als ATF-Informant gearbeitet habe. Gleichzeitig zeigte sie den Vagos Koz’ Visitenkarte, die ihn als Bundesagenten auswies. Die Biker machten es von da an zu ihrer dringlichsten Aufgabe, den Mann namens Koz zu eliminieren. Zum Ende der ATF-Ermittlung im Jahr 1998 hin fanden die Typen seine Privatadresse heraus, terrorisierten ihn und bedrohten ihn mit Mord, weshalb das ATF ein bewaffnetes Krisenteam zur Überwachung seines Hauses abstellte. Die Vagos verzogen sich daraufhin – und Koz zog den Undercover-Job unbeeindruckt bis zum Ende durch, da noch niemand sein Gesicht gesehen hatte!

      „Was haben Sie für einen Rang bei den Vagos?“

      „Meinen Rang?“

      „Ja, was machen Sie da?“

      „Ich hänge mit denen ab!“

      „Wissen Sie überhaupt, was das bedeutet?“ Ein Anflug des Zweifels huschte über Koz’ Gesicht, während er mir die Club-Hierarchie erklärte. Das Ziel jedes Hangers oder Abhängers war es, sich zum Prospect hochzuarbeiten und schließlich Vollmitglied zu werden. Die besonders vielversprechenden Vollmitglieder nahmen dann Führungspositionen ein: Präsident, Vizepräsident, Sekretär, Schatzmeister und Waffenmeister. Besondere Brutalität wiederum qualifizierte einen Mann für die Elite-Kampftruppe des Clubs – er konnte Killer werden, Dealer oder spezielle Härtefälle übernehmen. Jeder Outlaw-Club besaß so eine Truppe, die auch einen Namen trug. Bei den Outlaws war es die SS, für die Hells Angels erledigten die Filthy Few oder die Death Squad die Drecksarbeit, bei den Pagans stand die Black T-Shirt Squad Gewehr bei Fuß, und das Nomad Chapter übernahm die Jobs bei den Bandidos.

      „Die Vagos sind da anders gestrickt“, warnte mich Koz. „Sie behandeln alles diskret.“

      Die Schwierigkeit lag nun darin, die großen Nummern zu identifizieren. Und ohne ein Bike käme ich da nie rein.

      „Wir arbeiten daran“, versicherte mir Koz.

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      Das nächste geplante Treffen der Vagos fand in Lake Havasu in Arizona statt, gelegen am Colorado River, 60 Meilen südlich von Bullhead City. Der Wüstenfluss, umgeben von roten und ockerfarbenen Bergen und steilen Wänden, war ein Reservoir des Colorado River, das sich bei der Fertigstellung des Parker-Staudamms 1938 gebildet hatte. Die wunderschöne Kleinstadt zeichnete sich durch die berühmte London Bridge und ein nachempfundenes britisches Dörfchen voller Geschäfte und Restaurants aus und zog eine hochexplosive Mischung aus Studenten und Outlaws an. Die Palmen und der idyllische Strand bildeten einen starken Kontrast zu den maßlosen und überschwänglichen Partys, die allerorten gefeiert wurden. Die Tour nach Havasu war eine exklusive Veranstaltung der Vagos und fiel zufälligerweise mit der Tour nach Laughlin zusammen.

      Da ich immer noch kein Bike besaß, fuhr ich mit einigen Männern des Victorville-Chapters in einem Wohnmobil. Die Motorräder wurden auf einem Anhänger befördert. Zumindest bot der Wagen Schutz vor der brütenden Hitze, denn hier stiegen die Temperaturen leicht über 40 Grad. Die Hells Angels hatten Arizona wie auch einen großen Teil der Westküste fest in der Hand. Allerdings hatten sie es noch nicht geschafft, sich die Vagos einzuverleiben, die Südkalifornien beherrschten. Lake Havasu stellte einen wichtigen Punkt auf der Landkarte der Biker dar, denn hier stand die schlichte Präsenz im Vordergrund und nicht irgendeine Strategie. Als Abhänger schloss man mich von den wirklich wichtigen Gesprächen aus. Stattdessen verbrachte ich einige Stunden damit, den Mitgliedern Bier und Zigaretten zu beschaffen – und Head Butts Plastikbett aufzublasen, dann die Luft rauszulassen und es später wieder aufzublasen. Darüber hinaus musste ich die Biker standesgemäß unterhalten. Nach einer Weile forderte die Anweisung „Runter auf den Boden und 22 Liegestütze machen“ ihren Tribut. Erschöpft, dehydriert und umgeben von abgefüllten Bikern und Prospects, die mir Meth ins Gesicht bliesen, stellte ich mir einen Gefängnisaufenthalt als ein wahres Vergnügen vor.

      Die Vagos hatten ein komplettes Hotel in Beschlag genommen und machten es sich jetzt erst mal auf dem Parkplatz bequem, durch Zelte vor der Sonne geschützt. Terrible, der erst einige Wochen vor der Tour offiziell zum Prospect ernannt worden war, zerfloss förmlich in der Hitze. Ich folgte ihm auf Schritt und Tritt, um zu erfahren, wo die Aufgaben eines Prospects lagen, doch der Unterschied zwischen unser beider Rollen war eher marginal. Immer wenn sich mir die Gelegenheit bot, steckte ich den anderen, dass ich mir ein Bike zugelegt hatte. Ich wusste, dass ich damit in den Augen der Vollmitglieder sofort auf einer höheren Stufe stand und schneller befördert werden würde. Besonders Head Butt interessierte sich für die Information. Er ahnte natürlich nicht, dass es noch Wochen dauern sollte, bis das ATF das sprichwörtliche rote Band der Bürokratie durchtrennen und mir die Karre liefern konnte.

      Tagelang versuchte ich, wenigstens einige Minuten zu schlafen – auf nackten Fliesen, auf dem Randstein, auf einer schäbigen Couch. Doch entweder rissen mich die Geräusche von Fußgängern aus dem Schlaf oder laute Stimmen – oder auch die Klangkulisse des Sex weckte mich auf, die von den Wohnwagen oder aus irgendeinem Gebüsch an mein Ohr drang. Ich schnappte auch einige Wortfetzen auf. Es ging um Waffen- und Drogenschmuggel und um bevorstehenden Ärger mit den Angels. Doch nie bot sich mir die Möglichkeit, ein Gespräch konzentriert zu belauschen. Stattdessen drückte ich mich schon vor Sonnenaufgang an den grauen Wänden rum und empfand die Welt als ein verworrenes Durcheinander.

      Terrible bewachte den Campingwagen. Mit den Hörnern, den zusammengepressten Augen und den Tattoos wirkte er wie eine mythische Kreatur, die gerade irgendeinem geheimnisumwitterten Gewässer entstiegen war. Als Junkie kam er tagelang ohne Schlaf und Nahrung aus – der ideale Soldat, der von einer verrückten Dienstauffassung bestimmt zu sein schien. Er strahlte eine verflucht gefährliche Energie aus, die mich beunruhigte und innerlich verkrampfen ließ. Obwohl ich den Gedanken hasste, noch mehr Zeit mit dem Kerl zu verbringen, war mir klar, dass ich nur durch ihn an die wichtigen Biker herankommen konnte.

      Dann kam der dritte Tag unseres Aufenthalts. Die Sonne ging gerade hinter dem Fluss unter, und ich hatte mir bereits mein 22. Bier geschnappt. Terrible war völlig übermüdet und sah so aus, als werde er gleich umkippen. Die Vagos hatten ihm befohlen, eine geschlagene Stunde auf einem Bein zu tanzen – Spielchen, die Prospects über sich ergehen lassen müssen. Psycho, der Präsident des Chapters, gab an diesem Abend die Beförderung von Head Butt bekannt. Wir drängten uns alle in das Wohnmobil und beobachteten, wie Psycho Head Butt das Abzeichen, den Center Patch, überreichte, das er mittig auf der Kutte annähen durfte. Sie gaben ihm dafür 15 Minuten Zeit. Terrible kramte in seiner Gürteltasche und holte Nadel und Faden raus. Psycho bot ihm daraufhin sein altes Motorrad an.

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      Nach der Havasu-Tour lud mich Terrible in das Meth-Haus ein, in dem er mit Rhino und Twist wohnte. In den engen Räumen standen halbnackte Frauen in den Türrahmen, die menschlichen Skeletten glichen und darauf warteten, Sex gegen Meth einzutauschen. Ineinander verschlungene und an die Wand gelehnte Körper stöhnten

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