Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker

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Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane - Alfred Bekker

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der Beschuss schließlich aufhörte, schnellte ich hoch. Durch die Terrassentür lief ich ins Freie, während Rudi bereits das Handy am Ohr hatte, um Verstärkung zu rufen.

      Vor mir lag eine freie Rasenfläche, nur unterbrochen von einem Gartenhaus und ein paar Sträuchern.

      Die Grenze zum Nachbargrundstück wurde durch eine Reihe von kniehohen Sträuchern abgegrenzt. Dahinter befand sich ein Haus, das im Moment wohl unbewohnt war. Ein ‘Zu verkaufen’-Schild stand unübersehbar im Garten.

      An der Veranda sah ich eine Bewegung. Eine Gestalt im Kapuzenshirt, dem breitschultrigen Körperbau nach eindeutig ein Mann. Er hielt einen länglichen Gegenstand in den Händen. Ein Gewehr. Die Zielerfassung war noch eingeschaltet. Der Laserstrahl tanzte in der Gegend herum.

      Ich spurtete los.

      Der Kerl im Kapuzenshirt richtete die Waffe in meine Richtung und feuerte. Aber da hatte ich bereits das Gartenhaus erreicht und nahm Deckung. Ein paar Schüsse ließen das kleine Fenster zerspringen. Ich hatte die Dienstpistole in der Faust und wartete ab.

      Ich wartete, bis mein Gegner sein Magazin leergeschossen hatte. Zumindest nahm ich das an, nachdem es einmal nur klick machte und kein Schuss folgte.

      Offenbar hatte der Killer nicht damit gerechnet, dass sich jemand an seine Fersen heftete. Das machte ihn offenbar nervös.

      Ich tauchte aus meiner Deckung hervor, die Pistole in beiden Händen.

      „Waffe weg, Polizei!”, rief ich.

      Der Kerl im Kapuzenshirt hielt das Gewehr in der Linken. Mit der Rechten griff er unter sein Shirt und zog eine Automatik hervor. Er ballerte sofort drauflos. Ein Schuss ging dicht an mir vorbei. Ich hatte keine andere Wahl, als zurückzuschießen. Meine Kugel traf ihn im Oberkörper. Er schoss noch einmal, aber der Schuss war ungezielt und ging ins Nichts.

      Der Killer klappte zusammen wie ein Taschenmesser und blieb regungslos liegen.

      Gleichzeitig hörte ich, wie ein Wagen gestartet wurde und mit quietschenden Reifen davonbrauste. Ich konnte ihn nur für einen kurzen Moment sehen, da er ansonsten vom Haus verdeckt wurde. Ein Van mit getönten Scheiben.

      Offenbar hatte ein Komplize auf den Killer gewartet.

      10

      Es dauertet nicht lange und rund um das Haus von Reinhold Kahlmann und das zum Verkauf stehende Gebäude auf dem zur Rückseite angrenzenden Grundstück war der Teufel los. Kollegen waren überall auf den beiden Grundstücken zu sehen. Erkennungsdienstler suchten nach Spuren.

      Der Notarzt kam leider zu spät, um den Täter zu retten. Er war tot. Jetzt kümmerte sich der Gerichtsmediziner um ihn, ein hagerer Mann mit schlohweißen Haaren, der eigentlich längst seine Pension hätte genießen können.

      „Der kann nicht anders”, verriet mir einer der uniformierten Polizisten. „Das ist Dr. Wollatz - hier in Reichenberg eine Legende. Er sagt immer, den Toten macht es nichts aus, wenn der Arzt etwas zittrige Hände hat.”

      „Na, wenn er das sagt...”

      Rudi stieß mich an, als der Kollege Albrecht Martini beim Tatort eintraf und geradewegs auf uns zukam. Dass ein Dienststellenleiter sich am Tatort zeigt, ist eher ungewöhnlich. Aber in diesem Fall war das Opfer ein Kollege - und davon abgesehen war nun auch wohl ihm klar, dass dieser Fall eine sehr viel weitergehende Bedeutung haben musste.

      Rudi hatte Martini schon am Telefon einen kurzen Bericht gegeben, sodass er über den vorläufigen Stand der Dinge einigermaßen im Bilde war.

      „Ich habe gehört, dass wenigstens Sie und Kollege Meier unversehrt geblieben sind”, sagte er.

      „Ja, uns ist nichts passiert”, bestätigte ich. Wir gingen zu dem toten Killer. Dr. Wollatz erhob sich etwas mühsam. Einen uniformierten Beamten, der ihm aufhelfen wollte, scheuchte der Pathologe jedoch mit einer unwirschen Bemerkung davon.

      Dann wandte sich Wollatz an mich. „Sie waren der Schütze, nicht wahr?”

      „War ich”, bestätigte ich. „Leider hat der Kerl mir keine andere Wahl gelassen.”

      „Sie haben ihn voll erwischt. Selbst wenn der Notarzt sofort dagewesen wäre, hätte man in nicht retten können.”

      Einer der Erkennungsdienstler des BKA-Büro Reichenberg hatte inzwischen einige persönliche Dinge gesichert, die sich in der Kleidung des Täters befinden hatten. Ein Magazin Ersatzmunition war darunter. „Die passt allerdings nur in die Automatik, mit der er auf Sie geschossen hat”, erklärte er mir. „Für die Langwaffe hatte er keine Ersatzmunition dabei.”

      „Das Magazin war groß genug”, sagte ich. „Er war für ein paar gezielte Schüsse ausgerüstet, aber er dürfte kaum vorgehabt haben, sich mit einem BKA-Fahnder eine Schießerei aus kurzer Distanz zu liefern.”

      „Bei der Waffe handelt es sich übrigens um eine Standard-Waffe, wie sie in der Bundeswehr für Scharfschützen genutzt wird und auch häufig bei SEK-Teams der Polizei zum Einsatz kommt.”

      „Wir brauchen die Ergebnisse der ballistischen Untersuchung so schnell wie möglich”, mischte sich Rudi ein. „Am besten vorgestern.”

      „Wir tun, was wir können”, sagte der Erkennungsdienstler.

      „Und schicken Sie die Ergebnisse nicht nur uns, sondern auch an unser Ermittlungsteam Erkennungsdienst in Quardenburg. Geben Sie mir Ihre Handynummer, dann schicke ich Ihnen die Mailadresse. Es kommt wirklich darauf an, dass Sie schnell sind.”

      „Der Mann hatte einen Führerschein bei sich, der auf den Namen Alex Ritzko ausgestellt war”, fuhr der Erkennungsdienstler fort. Die Tüte mit dem Führerschein reichte er mir.

      „Interessant ist der Ort, an dem diese Fahrlizenz ausgestellt wurde”, stellte ich und wandte mich an Rudi: „Hannover.”

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