Operation Terra 2.0. Andrea Ross

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Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

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Bei allem Respekt – das kann doch nicht Euer Ernst sein, Vorderste! Schon die Grundvoraussetzungen für eine Besiedlung sind dort äußerst ungünstig, selbst wenn man die nahezu flächendeckenden Verwüstungen durch den Menschen einmal außen vor ließe.

      Bedenkt doch bitte, es handelt sich um einen Planeten mit zerbrochener Erdkruste. Das bedeutet unter anderem ständige Erdbeben, welche die Bevölkerung und ihre Wohnstätten bedrohen! Mehrere Supervulkane könnten alles Leben innerhalb kürzester Zeit ausradieren, wir haben deren riesige Magmakammern doch erst wieder vermessen! Die Ergebnisse fielen alles andere als beruhigend aus.

      Außerdem herrschen dort extreme klimatische Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen, von desaströsen Wetterphänomenen wie Hurrikanen, Überflutungen und schweren Gewittern ganz zu schweigen.

      Die Meere sind tief und unruhig, können daher nicht für eine Besiedelung nach hiesigem Vorbild genutzt werden. Weite Gebiete auf dem Festland liegen ebenfalls brach – weil sie atomar verstrahlt oder mit Chemikalien verseucht sind. Überhaupt ist dort alles voller Müll; selbst im Weltall umkreist zurückgelassener Schrott den Planeten, als wäre das eine vielsagende Warnung an potentielle Besucher!

      Die derzeitigen Bewohner von Terra sind meines Erachtens wahnsinnig geworden, bekriegen sich ständig untereinander. Sogar bis hin zur drohenden Selbstvernichtung. Sie kennen nur einen einzigen Lebensinhalt, nämlich das Streben nach ihrem Zahlungsmittel und Macht. Das ist doch kein annehmbarer Lebensraum für uns!«, fasste Solaras seine Gedanken trocken zusammen.

      Alanna seufzte. Sie hatte durchaus mit einigem Widerstand gerechnet, jedoch nicht mit dieser ungewohnten Einigkeit unter den Sieben. Wie eine geschlossene Front saßen die Wissenschaftler mit versteinerten Mienen am Besprechungstisch und ließen keinen Zweifel daran, was sie von der Idee hielten. Normalerweise waren stets einer oder zwei unter ihnen, die eifrig als Opposition fungierten. Ausgerechnet heute schien jedoch schönste Eintracht zu herrschen.

      Die Vorderste der Sektion Wissenschaft, Geschichte, Technik und Schrift befand sich gleichwohl in der misslichen Lage, der versammelten Runde eine äußerst weitreichende Entscheidung behutsam kundtun zu müssen. Denn selbige war im Grunde längst gefallen, sogar die Regentenfamilie hatte ihre Zustimmung zur Operation Terra 2.0 vor 3.25 KIN einstimmig erteilt. Es drehte sich nur noch um das Wie.

      Ausgerechnet ihr oblag nun die undankbare Aufgabe, zunächst die Wissenschaftler und unmittelbar danach die Vordersten der darüber hinaus ebenfalls beteiligten Sektionen von deren Richtigkeit und Notwendigkeit zu überzeugen. Zum allerersten Mal in der langen Geschichte Tiberias hatte man sein eigenes Kontrollsystem verraten müssen, um eine notwendige Entscheidung quasi durch die Hintertür herbeiführen zu können. Alanna fühlte sich reichlich unwohl in ihrer Haut, durfte sich das jedoch keinesfalls anmerken lassen.

      Würde sie es überhaupt schaffen, die Diskussionen in die vorgegebene Richtung zu lenken? Teil 1 ihrer Überzeugungsarbeit hatte bereits Früchte getragen. Die Option Mars war definitiv vom Tisch. Im Vergleich zu der Aufgabe, die noch vor ihr lag, war dies allerdings ohne Frage nur ein leichtfüßiger Spaziergang gewesen.

      ›Vielleicht sollte ich Solaras und den anderen ermöglichen, den unangenehmen Gedanken erst einmal zu verdauen, bevor wir allzu sehr ins Detail gehen!‹, überlegte Alanna angespannt. Die Vorderste straffte ihren Rücken, erhob sich mit gemessenen Bewegungen aus dem schwebenden Sessel.

      »Ich möchte, dass ihr euch bis zum nächsten Treffen Gedanken darüber macht, auf welche Weise wir Terra in einen annehmbaren Zustand zurückversetzen könnten. Wir müssen auch diese recht unpopuläre Option gründlich prüfen, dürfen sie nicht gleich im Ansatz verwerfen.

      Bitte lasst euch dabei nicht einseitig von negativen Einschätzungen leiten, bedenkt insbesondere die positiven Aspekte, die für Terra sprechen würden. Seid kreativ, durchleuchtet eure Konzepte sorgfältig. Es sollte mehr als eine gangbare Möglichkeit geben, den Planeten wieder lebenswert zu machen. Betrachtet es ausnahmsweise mal von dieser Seite:

      Es gibt dort massenhaft Wasser in flüssigem Aggregatzustand an der Oberfläche. Die Atmosphäre weist eine gerade noch annehmbare Zusammensetzung auf; sie lässt trotz der erheblichen Verschmutzung das Atmen ohne Schutzmaske oder sonstige Filterung zu! Das sind schon einmal zwei wesentliche Punkte, die wir unbedingt ins Kalkül zu ziehen haben.

      Die Sonne des Systems ist noch relativ jung, weit genug vom Stadium eines Roten Riesen entfernt. Da wäre es geradezu eine Verschwendung, würde man die ›Restlaufzeit‹ des Planeten nicht nutzen wollen!

      Denkt bitte nicht, wir könnten die Sache einfach aussitzen, bis uns eines Tages von selbst etwas Bahnbrechendes einfällt. Die Lage hier auf Tiberia ist erheblich ernster, als viele von euch dem Anschein nach annehmen möchten. So viel kann ich schon heute verraten. Wir sind leider durch bestimmte Umstände gezwungen, zeitnah eine brauchbare Lösung zu finden.

      Und noch etwas solltet ihr in diesem Zusammenhang besser jetzt sofort erfahren und in eure Gedankenkonstrukts einfließen lassen:

      Die terrestrischen Wissenschaftler haben unser Sonnensystem mithilfe eines für dortige Verhältnisse fortschrittlichen Weltraum-Teleskops namens Hawking ausfindig gemacht. Sie nennen unser heimatliches Sternbild ›Cygnus‹, was so viel bedeutet wie Schwan. Man könnte also in absehbarer Zeit auf die unselige Idee kommen, uns hier auf Tiberia heimzusuchen. Hätten wir das Ding nur rechtzeitig zerstört, bevor es die verräterischen Aufnahmen nach Terra senden konnte!

      Was, wenn auf Terra jemand den Antrieb der dort existierenden Raumfähren revolutionären würde? Man verfügt dank der Metrik eines gewissen Miguel Alcubierre bereits über theoretische Kenntnisse, welche die Funktionsweise des Warp-Antriebs grob beschreiben! Da fehlt im Grunde nur noch der zündende Einfall zur sinnvollen Umsetzung, was ich persönlich mehr als bedenklich finde. Man nähert sich der Lösung schrittweise, nicht zuletzt wegen eines gewissen Sergej Krasnikov.

      Ich werde euch diese und andere Überlegungen gerne näher darlegen, doch im Augenblick benötigen wir dringend alle eine Ruhepause. Ihr wisst ja – ein gesunder Geist wohnt am liebsten in einem gesunden Körper, nicht wahr? Wir sehen uns also in exakt 0,25 KIN wieder. Vielen Dank für eure geschätzte Aufmerksamkeit!«

      Die Wissenschaftler realisierten frustriert, dass die Versammlung damit unwiderruflich aufgelöst war. Verstört und nachdenklich verließen sie den Saal, niemand sprach ein Wort. Zu tief saß das ungute Gefühl, das sich in den Herzen der siebenköpfigen Gruppe breitgemacht hatte.

      Besonders Solaras bekam es mit der Angst zu tun – ihn hatte Alanna schließlich bereits explizit nach seiner Bereitschaft gefragt, an einer gefahrvollen Mission nach Terra teilzunehmen. Die Antwort war er ihr bislang schuldig geblieben, hatte sich stattdessen Bedenkzeit ausgebeten.

      Schließlich waren alle bisherigen Versuche, die Bewohner Terras auf den Weg der Vernunft zurückzuführen, ergebnislos im Sande verlaufen! Im Gegenteil, einige Expeditionen hatten dort sogar zusätzliche Schäden angerichtet, die in ihrer Summe überhaupt erst zum heutigen Zustand jener fernen Welt führen konnten. Sollte man diesen fatalen Fehlern aus der Vergangenheit einen weiteren hinzufügen?

      Zum allerersten Mal in seinem Leben fühlte Solaras sich unter Druck gesetzt, mit der Entscheidungsfindung total überfordert. Hätte er nur besser einschätzen können, was ihn im Falle einer Zustimmung erwartete! Ihm schwante, dass es sich im schlimmsten Fall um eine Reise ohne Wiederkehr handeln könnte.

       *

      

      Die junge Frau betätigte den roten Kontaktschalter zur Unterbrechung

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